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CALL THE MOTHERSHIP mit Startschwierigkeiten

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CALL THE MOTHERSHIP – Of Dark Matter And Ascension
Veröffentlichungsdatum: 31.03.2017
Länge: 59:12 Min. (Deluxe Edition)
Label: self-released

Das Label Earthcore geben sich CALL THE MOTHERSHIP selbst. Dass sie bei ihrer Aufmachung als Raumschiffcrew so weit gehen, dass sie sich verkleiden, Logbuch-Einträge posten und sich anmalen, ähnelt dem, was CYPECORE und TO THE RATS AND WOLVES seit einigen Jahren machen, stark. Den eigenen Touch in das Image, welches sie aufbauen wollen, bringen die Jungs trotzdem. Die Texte bauen alle auf einer Science-Fiction-Geschichte auf, welche so einige Weltall-Fans unter euch aufhorchen lassen sollte. Außerdem gibt es neben den Raumanzügen und den Texten auch Post-Rock-Einflüsse in der Musik, die gleich zwei ganze (Bonus-)Tracks ausfüllen und über den Rest des Albums verteilt werden. Gänzlich uninspiriert vom Weltall ist es also schon mal nicht. Raumschiffcore oder Mass Effect Core wären jedoch zwei Namen, die genauso erzwungen klingen würden, wie der selbst gewählte. Wenn ich nämlich an Earthcore denke, dann kommen mir sofort die Australier IN HEARTS WAKE in den Sinn, die in ihren Texten aber von der Natur und nicht von Raumschiffreisen reden.

Auf einer Platte, von der man generischen Metalcore erwartet, mit Black-Metal-Riffing und leichten Death-Metal-Blastbeats begrüßt zu werden, hat jedoch etwas. Leider wird das aufgebaute Momentum schneller in Breakdowns und atmosphärisches Djent-Gitarrenspiel umgewandelt, als ich bis 08/15 zählen kann. Immerhin holen die Gitarren im Chorus das nach, was sie während der Verse vergessen haben: sich in die Gehörgänge friemeln. „Hypersleep Nightmares“ ist also ein vergleichsweise starkes Eröffnungslied, kann der Rest des Albums da mithalten?

Im Ausmalbuch für CALIBAN-Fans

Den starken Einfluss von Djent-Bands wie NORTHLANE hört man über das ganze Album, zum Beispiel auf „How To Fall Without Gravity“ und dennoch schleichen sich immer wieder Death-Metal-Passagen in die Musik ein. Zum Glück passen diese besser in das Konzept, als die oft stark gezwungen klingenden Post-Rock-Anteile. Diese sollen eine Atmosphäre aufbauen, die sich bei mir so ganz und gar nicht breit machen will. Das liegt vielleicht an den endlosen, monoton geshouteten Versen, die wie aus einem Ausmalbuch für CALIBAN-Fans klingen. So etwas lässt sich für mich nicht mit dem spacigen Weltallgefühl verbinden, sorry.

Die komplett instrumentale Seite der Band – „Of Dark Matter“„Lightbearer“ und „Let This Storm Carry Us Home“ – macht letztendlich mehr Sinn und erzeugt eben die gewollte Atmosphäre. Warum generell Haudrauf-Lieder atmosphärisch eingeläutet werden müssen, leuchtet mir immer noch nicht ein. Gefühle spricht das auch nicht an, es geht anscheinend immer nur um die Geschichte und die Texte hinter dem Album. Wer auf Konzeptalben steht, kommt also auf seine Kosten! Und leider finden sich die vielen kreativen Höhepunkte vom Anfang der Scheibe nicht oft genug wieder, um mich zu begeistern.
Wenigstens der Audioclip, der „Ascension“ einläutet, hat mich dann wieder aufgeweckt. Mir ist jedoch nicht klar, wem da das Raumschiff der Crew gefällt, und muss mir eingestehen, dass ich mich in Richtung Weltraumserien nicht auskenne. Für diese traurige Erkenntnis kann ich der Gruppe aus Wien natürlich keinen Punktabzug geben, den nehme ich lieber bei mir selbst vor.

Zu viel forcierte Härte

„Rareform“ hat die stärksten Breakdowns – von denen es leider viel zu viele gibt – des gesamten Albums. Dieser letzte Track mit Gesang klingt in der zweiten Hälfte so stark nach „Badlands“ von IN HEARTS WAKE, dass ich nicht daran vorbeikomme „We’re tearing down the walls. We are the outlaws, we are the outlaws“ mitzumurmeln. Das ist vielleicht auch der Übersättigung des Djents zu schulden. Zu dieser tragen für mich leider auch CALL THE MOTHERSHIP bei. Nichts bleibt wirklich im Kopf, zwischen zu viel Atmosphäre und zu viel forcierter Härte packt mich nichts mehr. Vergleichbar mit dem Eindruck, den NOVELISTS schon immer auf mich gemacht haben, ist das eine Platte, bei der ich absolut nichts fühlen kann. Komplette Belanglosigkeit würde sich also ohne die verschiedenen Einflüsse anderer Metal-Genres bei mir breit machen. Da kann ich nur darauf hoffen, dass sie beim nächsten Mal mehr davon parat haben. Die hier präsentierten Ansätze reichen mir jedoch nicht. Und euch? Hört doch mal rein, der Download wird – wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen – kostenlos sein. Eine coole Sci-Fi-Geschichte wird es allemal zu hören geben.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von und Call The Mothership

Autorenbewertung

4
Leider holen mich CALL THE MOTHERSHIP mit ihrem zweiten Album nicht an Bord. Trotz der zwei Sänger fließt das Album gerade so in die Abwechslungs- und Emotionslosigkeit. Was auf den ersten paar Songs richtig gut gefällt wird dann immer mehr vernachlässigt und für typische Djent-Strukturen ausgetauscht. Die Länge hilft auch nicht gerade dabei, dass meine Konzentration auf die Musik aufrecht erhalten bleibt. Das ist schade, schließlich kann man viele gute Ansätze erkennen.
ø 2.8 / 5 bei 3 Benutzerbewertungen
4 / 10 Punkten

Vorteile

+ die ersten paar Lieder sind abwechslungsreich
+ frische Produktion
+ Post-Rock zum Ausspannen

Nachteile

- Post-Rock zum Ausspannen wird zu oft eingesetzt
- zu viel Djent
- zu lang für die geringe Abwechslung
- keine emotionale Wirkung
- wirkt dadurch sehr glatt und uninspiriert

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