Startseite»Reviews»CRIPPLED BLACK PHOENIX – Flucht in die Düsternis

CRIPPLED BLACK PHOENIX – Flucht in die Düsternis

0
Geteilt
Folge uns auf Pinterest Google+

CRIPPLED BLACK PHOENIX – „Great Escape“

Veröffentlichungsdatum: 14.09.2018
Länge: 73:14 Min.
Label: Season Of Mist
Genre: Dark Rock

CRIPPLED BLACK PHOENIX sind wohl eine der fleißigeren Bands und können auf viele Veröffentlichungen seit ihrer Gründung 2004 zurückblicken. Aber sie haben auch eine ganze Reihe an Besetzungswechseln hinter sich. Was sie immer kennzeichnet, ist die trübe Melancholie im dunklen Gewand, die sich durch ihr Schaffen zieht. Sie nennen ihre Werke selbst „Endzeitballaden“.

Der frühere ELECTRIC WIZARD-Drummer und Multi-Instrumentalist Justin Greaves steht unverrückbar im Zentrum der Band und hat auch „Great Escape“ produziert. Mir liegt ein Digipak vor, das mit seiner Länge über 70 Minuten wohl kaum als kleiner Snack zwischendurch zu genießen ist. Nein, hier ist eine vereinnahmende Schwelgerei, ein Hinein- und Wegträumen angebracht! Noch mächtiger wartet die physische Veröffentlichung als Doppel-CD mit einem 36-seitigen Artbook und weiteren Bonus Tracks auf.

Da hat sich jemand nicht lumpen lassen…

Die britische Kapelle bietet dem Freund der psychedelischen Klänge ebenso Freude, wie dem des Art Rock und Progressive. Aha! Kein Metal? Genau. Kein Metal! Heut mal nicht. Und morgen vielleicht auch nicht. Denn „Great Escape“ lässt sich mühelos mehrfach weghören. Der Einstieg fällt dank direkt einsetzender Sprachsamples leicht. Solche machen mich immer erstmal aufmerksam, betroffen und nachdenklich. Wahrscheinlich geht es nicht nur mir so, dass ein gewisser Tonfall die Assoziation an an Chaplins „The Great Dictator“ aufkommen lässt. Und ab da gibt es kein Zurück mehr.

CRIPPLED BLACK PHOENIX verdichten die Atmosphäre gekonnt. Sehr bald baut sich ein schöner, voller Sound auf. Klar, bei acht Bandmitgliedern ist einiges an Dynamikumfang möglich. Mein persönliches Highlight des Albums kristallisiert sich schnell heraus. Äußerst mächtig verspricht wunderschön melancholischer, sanfter Gesang in dem fast zehnminütigen Epos „To you I give“:

We’ll make it right,
the world will still be here tomorrow
No need to cry,
fear is something we can conquer.

Und lässt mein unruhiges, so manchmal furchtgeplagtes Herz etwas weniger beklemmt im Brustkorb ruhen. „Madman“ hingegen folgt deutlich düsterer und langsamer. Getragenheit baut sich mit tiefer Tonlage und ebensolchen Drum-Toms auf. Eine ordentliche Zerre über der Männerstimme und beinah monotone Synth-Spuren katapultieren mich mitten in den Düsterrock der 90er Jahre. Währenddessen hinterlässt „Hunok Csatája“ mit stampfendem Drumbeat und aggressiverem Gesang vor allem einen folkigen Eindruck. „Nebulas“ vermittelt dank schwebender Frauenstimme wiederum eine melancholische Leichtigkeit.

Und so nehmen sie mich mit…

… langsam durch Morast watend, mit den Augen das Irrlicht suchend, dem man weiter aus der Realität folgen kann. Es sind absolut keine Verknotungen der Hirnwindungen notwendig. Die Briten spielen geradlinig ihren Stiefel durch. Genau so, dass ich mich problemlos hineinsinken lassen kann, ohne wirklich nachdenken zu müssen.

Gibt es ein Happy End?

Für mich mit dieser Platte: Definitiv! Mit den Songs „Great Escape (pt I)“ und „Great Escape (pt II)“ finden CRIPPLED BLACK PHOENIX einen gelungenen Abschluss. Die Zweistimmigkeit aus Männer- und Frauengesang in Part I lullt mich so richtig schön ein, Part II wabert postig vor sich hin und entlässt mich in eine Zwischenwelt, in der ich entweder weiter träumen oder auch beruhigt wieder in die Realität austreten kann.

Hier könnt ihr „Great Escape“ in voller Länge hören.

Autorenbewertung

7
Ein wirklich schönes und starkes Album, das sich gut weghört. Glanzstücke sind vorhanden, eines davon taugt sogar als Ohrwurm, obwohl es die radiotauglichen 3:30min weit überschreitet. Ich bin bezaubert, aber nicht völlig weggebeamt.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über silence-magazin@patreon Patreon
letzter Artikel

Aus dem Tagebuch eines Konzertfotografen

nächster Artikel

Interview mit KORPIKLAANI - Ein neues Album mit überraschender Balance

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert