CTHULHUS’ Cover des Monats #4 – Oktober 2017

Cthulhus‘ Cover – egal ob schrill, simpel, ausgefallen oder einfach nur abartig brutal – wir präsentieren unsere Auswahl der besten Cover-Inszenierungen aus Rock, Metal, Hardcore, Punk und allem was uns so über den Tisch geht.

Wir heißen euch willkommen in einer Galerie voller Schrecken und Erleichterung. Ab sofort wird Cthulhu die 6 besten Cover des vergangenen Monats für euch zusammenfassen. Unterstützt wird er dabei von meiner Wenigkeit und einem monatlich wechselnden zweiten SILENCE-Sklaven. Für diese Ausgabe gibt Mich seine Favoriten des Oktobers zum Besten. Meine Liste findet ihr dann unter seiner.



III
. SPECTRAL HAZE – Turning Electric
Veröffentlichungsdatum: 20.10.2017
Label: Totem Cat Records

Mit psychedelisch-spacigen Farbexplosionen kriegt man mich fast immer – und so stach mir auch diese prächtige Bildkomposition sofort ins Auge. Hört man sich dann die Musik dazu noch an, ergibt sich ein sehr stimmig ineinander aufgehendes Gesamtbild: die Determination Augen und Haltung des Adlers, sowie dessen harscher und turbulent anmutender Farbverlauf und -aufbau geben die wilde, rohe Energie wieder, die der nach vorne gehende, rock’n’roll-lastige Stoner Rock von SPECTRAL HAZE ausstrahlt. Gleichzeitig wird der Betrachter durch die unzähligen Farben, die im aus Sternennebel geformten Körper des Vogels ineinander verlaufen – dem Hörer gleich – in überirdische Sphären befördert. Beide Aspekte, sowohl das wilde Farbenspiel wie auch die Härte im Ausdruck der Kreatur, werden durch den pechschwarzen Hintergrund noch einmal extra hervorgehoben. Dazu kommt, dass sich aus der Tiefe der nebular-spektralen Flügel des Wesens eine Landschaft mit Fluss und Gebirge zu ergießen scheint – ein Detail, welches mir erst nach längerem Betrachten überhaupt auffiel. Großartige Komposition!



II
. HÄLLAS – Excerpts From A Future Past
Veröffentlichungsdatum: 13.10.2017
Label: The Sign Records

Ein dunkler Wanderer auf einem sumpfigen Pfad, der in den herannahenden Sonnenuntergang führt. Eine riesige Turmruine, die aus nebeligem Waldgestrüpp heraus- und in einen unendlichen, sternen- und galaxienübersähten Nachthimmel hineinsticht. Das Ganze edel umrahmt mit klaren, goldenen Linien, die zu dem weichen und verschwommenen Stil des fast hypnotisch wirkenden Gemäldes in einem harten Kontrast stehen. Man möchte wissen, wohin der Wanderer zieht. Wer er ist. Man möchte als Betrachter den goldenen Rahmen durchbrechen, in diese mystische, lockende Welt hineinsteigen. Was für eine Atmosphäre. Ein solches Album würde bei mir Gefahr laufen, allein wegen des Covers im Einkaufswagen zu landen. Einfach um zu wissen, was passiert, wenn man das Werk öffnet und tatsächlich, endlich, darin eintreten kann. Ob die Musik die vom Künstler versprochene Atmosphäre so einhalten kann, müsst ihr dann aber selbst herausfinden. Ich bin erstmal damit beschäftigt, das Bild anzustarren.



I
. FIREBREATHER – Firebreather
Veröffentlichungsdatum: 13.10.2017
Label: Suicide Records

Woaaah, es sieht mich an! Der durchstechende Blick dieser gewaltigen Seeschlange, die bedrohliche, im Dunkeln der nächtlichen Gicht verschwimmende Haltung, die wilden, gnadenlos aggressiv gezogenen Pinselstriche – all dies gibt mir beim Betrachten dieses wahren Kunstwerks von Cover-Art tatsächlich ein gewisses Gefühl von Furcht und Paranoia. Die harsche, in Bewegung verwackelte Unschärfe des Werkes sammelt die Konzentration instinktiv auf den grell funkelnden, stechend scharf gemalten Augen der Kreatur und dessen aufgerissenem Maul. Welch eine Ausdruckskraft! So muss es sich für eine Maus anfühlen, wenn sie in den Unruhen einer stürmischen Nacht in letzter Sekunde bemerkt, dass sie einer hungrigen Katze gegenübersteht und im Begriff ist, verschlungen zu werden. Auch der Ritter im Bild scheint seiner Haltung nach die Situation, einer Seeschlange entgegenzutreten, etwas unterschätzt zu haben. Ein großartiges Cover-Artwork für ein wuchtend-düsteres, bösartiges Stoner-Doom-Album, und definitiv mein Favorit des Monats.


III. STICK TO YOUR GUNS – True View
Veröffentlichungsdatum: 13.10.2017
Label: End Hit Records / Pure Noise Records

Von einem lyrischen Standpunkt aus ist „True View“ das introspektivste STICK TO YOUR GUNS Album bis jetzt. Die vielen persönlichen Konflikte, die Sänger Jesse Barnett ankurbelte, indem er weiterhin nur blind seiner politischen Agenda folgte, hatten einen starken Einfluss auf den Text und die Musik. Sein Ausruf:

„There was a time / When I did things just to do them“

illustriert dieses Thema jedoch noch nicht genug. Die Darstellung des Globus und die Illustrationen zu den Songs rahmen diese ehrliche LP perfekt ein. Weiterhin spielt der Titel „True View“ mit zweierlei Dingen: dem Blick auf die eigene Persönlichkeit als auch die Weltkarte.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass fast alle flachen Projektionen des Globus inkorrekt sind? In diesem Fall wurde die atemberaubende, aus zwei Hemisphären bestehende Karte des Mathematikers Samuel Dunn für die Ansicht gewählt. Zu seiner Zeit waren große Teile dieser Karte jedoch noch nicht vollständig erkundet und die Karte enthält dementsprechend nicht nur die vorprogrammierten mathematischen, sondern auch geografische Fehler. 


II. ZUGEZOGEN MASKULIN – Alle Gegen Alle
Veröffentlichungsdatum: 20.10.2017
Label: Four Music

Hip Hop kann so viel mehr sein als Parolenbrüllerei (siehe Zecken-Rap) und Versace zu tragen. Diese Aussage vertreten für mich ZUGEZOGEN MASKULIN. Sie prangern auf ihrem zweiten Album weiterhin alles an, was ihnen auf den Geist geht. Neben den vielen, ungewohnt privaten Ansätzen wird wieder volle Kanne auf Hipster, Konsum als Kultur und gegenseitigen Hass eingeprügelt, bis der Arzt kommt. Dabei kommen sie noch lang nicht so linksgrün-versifft daher, wie der Feuilleton, oder ihr nach dieser Beschreibung, vielleicht vermutet. Auch das Cover macht da vor niemandem Halt. Jeder bekommt sein Fett weg – Menschenhass pur für Jugendkultur und blinden Aktionismus. Zwei am Boden gebliebene MCs zeigen allen Schubladen-Denkern mit ihren ironischen Stellungswechseln den Mittelfinger. Wer sich als Metaller gern mit Texten auseinandersetzt, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Achja, das SLIME Album, das den Titel „inspirierte“, soll auch ganz gut sein.


I. AMENRA – Mass VI
Veröffentlichungsdatum: 20.10.2017
Label: Neurot Recordings / Cargo Records

Puh, die Kultbegründer und Freigeister von AMENRA haben sich mal wieder zusammen- und mit allem möglichen auseinandergesetzt. Alles was über die morbide Grundstimmung aller ihrer Werke hinaus geht, möchte ich hier außen vor lassen, denn meine ausführliche Review zu dem Ding bekommt ihr schon noch zu hören. So monumental und tragisch diese Musik auch anmuten mag, so einfach ist das Artwork aufgeschlüsselt. Der sterbende Schwan ist eine eindeutige Botschaft, die nicht im Klischee versinkt – und das trotz aller Anspielungen, die auf dieses Tanzsolo bereits abzielten. Mit den anderen dazu entstandenen Stücken verbildlicht das Kollektiv eine düstere Vorahnung von dem, was zu hören sein wird. Befreit von jeglichen popkulturellen Ideen zur Darstellung des Todes wird die Sterblichkeit an Tieren dargestellt. Denn in der Natur zählt nicht was du bist, sondern nur wann du stirbst.


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