Cult of Luna & Julie Christmas: Mariner

Veröffentlichungsdatum: 8.4.2016
Dauer: 54:36
Label: Indie Recordings

 

Mal sehen…fünf Songs, 54 Minuten, CULT OF LUNA machen also immernoch keinen Grind.

Brachten die sechs Schweden mit ihrem Meisterwerk „Vertikal“ allerorts Kinnläden zu Fall, hat man sich, um noch einen drauf zu setzen, für das neue Album „Mariner“ JULIE CHRISTMAS ins Boot geholt.

Die New Yorker Stimmbandartistin war bis 2012 Frontfrau von MADE OUT OF BABIES und machte darüber hinaus sowohl mit einem Soloalbum („The Bad Wife“, 2010) als auch mit einigen Gastbeiträgen und Nebenprojekten von sich reden.

Musikalisch wird auf ‚Mariner‘ mit den Trademarks weitergearbeitet, die CULT OF LUNA über die Jahre hinweg perfektioniert haben, welche da wären: atmosphärische Synthielinien, rhythmisch schleppende Gitarren, drückender Bass, simples aber tragendes Schlagzeugspiel, Schreie, Brüllen und grandiose Melodien. So weit, so gut. Veredelt wird das Ganze nun durch CHRISTMAS, die, mal kreischend, mal säuselnd, mal verstörend, mal zärtlich, den Songs ihre unverwechselbare Note gibt.

Der vorab veröffentlichte Track ‚A Greater Call‚ stellt schon zu Beginn ein Highlight dar. Die Gitarrenmelodie ist herzzerfetzend schön und ebenso schwermütig. Melancholie regiert. Doch nur solange, bis sich Johannes Perssons Schreie aufbäumen, die geschickt von CHRISTMAS‚ lieblicher Stimme kontrastiert werden. Ein starker Opener, der zeigt, wohin es in der nächsten Stunde gehen soll.

Obwohl sich Persson und seine Mannen gesanglich nicht völlig rausnehmen, macht JULIE die Songs zu ihrer Bitch. Was hier nicht heißen soll, dass sie sich innerhalb der Stücke gewaltsam in den Vordergrund drängt, aber die Rasierklingengurglerin aus Brooklyn weiß einfach, wie sie Musik ihren Stempel aufdrückt. Dabei gelingt das Kunststück, dass sich die Titel reibungslos in das bisherige Œuvre der Sängerin einreihen. Dennoch bleibt zu jedem Zeitpunkt der Platte klar, dass das Songwriting aus der Feder der Schweden stammt.

Bei dem Kernstück der Platte, dem grandiosen ‚The Wreck of S.S. Needle‚ wird eine wunderschöne, morbide Stimmung erzeugt. Christmas lässt hier so gut wie alle Facetten, die ihre Stimmbänder im Stande sind zu kreieren auf den Hörer los und greift damit wieder mal bis zum Ellenbogen in die offen gelegten Eingeweide desselbigen. Somit würde der Song ebenfalls exzellent auf eine Veröffentlichung von BATTLE OF MICE passen.

‚Approaching Transition‘ kommt dann bis auf ein paar Backing Vocals komplett ohne Gastgesang aus, was mich etwas irritiert. Der Song ist gut gemacht und sehr atmosphärisch. Aber bei einer Gesangskollaboration auf den Gesang zu verzichten ist etwas… nun ja…
Der viertelstündige Abschlusstrack ‚Cygnus‘ steigert sich über Minuten hinweg ins Unermessliche, kulminiert in einem wahren Post Metal Feuerwerk, bevor es den Hörer nach einigen Sekunden des Ausklangs wieder in die Stille schickt. Wahnsinn!
„Mariner“ stellt eine der besten Kollaborationen der letzten Zeit dar und zeigt, dass sich bandübergreifende musikalische Zusammenarbeit nicht immer in Split EP’s äußern muss. Danke!
Ich selbst kannte sowohl die Werke CULT OF LUNAs als auch die Projekte von JULIE CHRISTMAS im Vorfeld, weswegen die Kollaboration für mich zu jeder Zeit stimmig wirkt. Wie sich „Mariner“ verdauen lässt, wenn man bislang nur jeweils eine Zutat kannte, oder die Platte gar den Erstkontakt darstellt, kann ich leider nicht beurteilen. Jedoch denke ich, dass hier ein so organisches Gesamtpaket geschaffen wurde, dass Anhänger beider Parteien auf ihre Kosten kommen können und werden.

Mich persönlich interessiert jetzt aber, wie CULT OF LUNA auf dem nächsten Werk ohne Gastsängerin klingen werden, und ob dies dem weiteren Schaffen Abbruch tun wird. Denn eine längerfristige Zusammenarbeit ist beiderseits nicht geplant… Schade eigentlich.

 

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Autorenbewertung

9
"Mariner" stellt bereits jetzt eins der interessantes Projekte des Jahres dar, an welches schwer anzuknüpfen sein wird. Beide Parteien begünstigen sich hier gegenseitig, und schaffen etwas Größeres, als die Summe der Teile!
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9 / 10 Punkten

Vorteile

+ hervorragende Zusammenarbeit zweier Bands bzw. Künstler, ohne die individuellen Stärken zu verwässern + atmosphärische, starke Songs, die auch emotional packen

Nachteile

- Approaching Transition wirkt trotz tollen Songpotentials etwas fehl am Platze - das mögliche Potential aller Beteiligten wird nicht über die gesamte Plattenlänge ausgeschöpft

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