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DAMNATION DEFACED  – Alles außer irdisch

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DAMNATION DEFACED – Invader From Beyond
Veröffentlichungsdatum: 06.10.2017
Dauer: ca. 41 min
Label: Apostasy Records
Genre: Death Metal

Es gibt sie noch! Die Glücksgriffe. Nach der letzten musikalischen Gurke freue ich mich, euch endlich mal wieder ein Erste-Sahne-Stückchen des Todesmetalls vorstellen zu dürfen: „Invader From Beyond“, das kürzlich erschienene und frischeste Album der 5 Jungs von DAMNATION DEFACED aus Celle. Thematisch greift das gute Stück Motive auf, die die Band schon länger verfolgt. Science Fiction, hyperintelligente Spezies, fremde Sonnensysteme, es gibt nichts, was es nicht gibt. So drehen sich die Songs dieses Mal um eine hochentwickelte Spezies der Darnoc, die sich selbst auslöscht und auf der Suche nach einem möglichen Planeten für die Wiederbevölkerung ist. Dabei stoßen sie auf die minder entwickelte Spezies der „Odirf“, die die „Darnoc“ folglich vergöttern. Hier wird auch schon der Bogen zum Coverartwork geschlagen, das an „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo erinnert.

Die Gesichter hinter DAMNATION DEFACED: Sänger Philipp Bischoff, Lutz Gudehus und Lutz Neeman an den Gitarren, Drummer Lucas Katzmann und Kim-Patrick Friedrichs am Bass.

Zunächst war ich skeptisch, da Sci-Fi-inspirierte Projekte häufig geprägt sind durch massive elektronische Flächen und penetrante Synthielemente. Diese künstliche Dudelei verdirbt mir leider häufig den musikalischen Genuss – nicht so bei „Invader From Beyond“! Wird gleichsam die Zusammenarbeit mit David Hambach (EPITOME, TACHION) betont, der zum Album die für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgenden elektronischen Parts beisteuerte, glänzt das Album doch mit einer bedingungslosen Härte, die sich einfach nicht wegdudeln lässt. Neugierig? Ich habe das Album mal für euch auseinandergenommen.

BITTE LASS ES KEIN REINFALL SEIN …

Das Album stimmt den Hörer ein mit sanften, extraterrestrisch anmutenden Rhythmen, bevor er von fixen Drums und Sänger Phillipp wachgerüttelt wird. Dessen Stimme führt mit gleichbleibender Brutalität durch das gesamte Album. „Godess of Machines“ hält schon alles parat, was sinngebend für das gesamte restliche Album werden soll: krasse Rhythmuswechsel, finstere Melodiepassagen und schlicht und ergreifend groovigen Deathmetal. Nicht zu systematisch, nicht zu melodisch. Auch der namensgebende nächste Track „Invader From Beyond“ zeigt, wie gelungen das Konzept der Band ist. Zwischen brachiales Gedresche mischen sich Synthieflächen, die den Songs die nötige Tiefe geben und Wiedererkennungswert schaffen. Wenn es auch nur selten Synthie-lose Songparts gibt, sind die elektronischen Elemente nie so penetrant angeordnet, dass es das Klangerlebnis negativ beeinflussen könnte.

Mit „Mark Of Cain“ folgt dann ein eher „harmloseres“ Werk – wenn man das denn überhaupt so nennen kann. Professionelle Rhythmuswechsel von talentierten Musikern bestimmen den Gesamteindruck. Den Höhepunkt bildet dann ein außergewöhnlich melodisches Gitarrensolo, ohne den sehr technischen Eindruck des Albums zu stören. Auch „The Observer“ profitiert von der instrumentalen Versiertheit der Musiker. Dieses Mal eher groovig-doomig, bildet er die eher ruhiger gestaltete Vorhut für das, was da noch kommen mag. Sonst gibt es keine weiteren Überraschungen.

The „Key To Your Voice“ startet direkt mit dominanten Synthiepattern, insgesamt verhält sich der Song eher weniger finster und böse, dafür lässt das Tempo, gepaart mit fetten Blastbeats, dem Zuhörer an vielen Stellen kaum die Luft zum Atmen. Dafür sorgt dann ein kurzer, atmosphärischer Track, der das Gefühl des Fremden und Unbekannten beim Zuhörer auffrischt – eine schöne Verbindung des Albumkonzepts mit den grundsätzlich eigenständigen Songs des Albums.

DIE MISCHUNG MACHTS

Im nächsten Song bricht dann leider kurz hervor, was ich zu Anfang befürchtete. Ein, zwei Prisen zu viele Synthieflächen, auch wenn die Melodieführung im Refrain nicht schlecht ist. Schade. Glücklicherweise reißt mich „Back From Apathy“ schnell aus derselben. Mit trabenden Drums, gelungenen Rhythmuswechseln und griffigen Songparts treibt mich der Song zu einer krassen spontanen Nickattacke – mein persönlicher Höhepunkt des Albums. Keine weiteren Überraschungen, einfach ein gelungener Song mit allen Stärken, die die Band im Laufe des Albums vorweisen konnte. Klasse.

Wer die Jungs live erleben will, hat derzeit die Chance auf der „Invader From Beyond“-Album Release Tour.

Mit „The Creators Fall“ wird der Sound dann doch noch einmal ernster. Der sehr melodische Refrain mit Gangshouts verleiht dem Song einen episch anmutenden Charakter, gleichzeitig mischen sich Breakdowns und sanfte Blastbeat-Attacken unter das Spiel. Alles hat Hand und Fuß – ledig der Schlusstrack „Embraced By Infinity“ lässt mich mit ein paar Fragezeichen zurück. Der groovige Song ist geprägt von Elektronik, Cleangitarren und „Cleangesang“ im Refrain, was zunächst (und auch bei wiederholtem Durchhören) irritiert und mich nicht gerade in stürmische Begeisterung versetzt. In Verbindung mit den an vielen Stellen übermäßig dominierenden Melodien wirkt das Ganze etwas Core-lastig. Ein schräger und eher mäßiger Abschluss für ein so starkes Album, aber verzeihbar. Schließlich hat die Band für mich insgesamt einen derben Brocken abgeliefert, der an vielen Stellen ebenso überrascht wie überzeugt.

DAMNATION DEFACED auf Facebook und im Web

Autorenbewertung

8
Was bleibt da noch zu sagen? Es war mir ein Ohrenschmaus. Selten schafft es eine Band aus der Kalten heraus genau meinen Geschmack zu treffen – und das, obwohl ich eigentlich kein besonderer Fan von Sci-Fi und dominanten Synthieparts bin. Das stimmige Gesamtkonzept, die hervorragende musikalische Leistung und der Wiedererkennungswert des Albums machen es für mich zu einem absoluten Glücksgriff mit Weiterempfehlungsgarantie. "Invader From Beyond": Ein Gesamtwerk, das so melodisch wie brachial-technisch produziert wurde – eben mit einer guten Mischung aus Herz und Verstand.
ø 4.7 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ gelungenes Albumkonzept
+ Wiedererkennungswert durch Kombination harter Rhythmen mit dezenter Melodieführung
+ überzeugende musikalische Leistung

Nachteile

- teils penetrante elektronische Elemente
- mäßiger Albumabschluss

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1 Kommentar

  1. Petra
    18. Oktober 2017 bei 11:16 — Antworten

    Danke für die Review, so habe ich mir ein richtig geiles Album einer bisher nicht auf meinem Schirm befindlichen Band holen können, der Entschluss fiel übrigens bei „-teils penetrante elektronische Elemente“, die gefallen mir daran sehr 😀

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