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Dark Troll Festival 2019 – Der Nachbericht – Teil 1

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Donnerstag – Wir sehen uns auf der Burg!

©Lady Metal

Oimel: Der Frühling zeigt sich von seiner besten Seite, die Sonne scheint, das Bier schmeckt und überall riecht es nach Grill! Was liegt da nahe? Richtig, Festival! Ich habe schon so einige Festivals besucht, zu diesem hier bin ich, durch das Magazin, ein wenig gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Aber, hier möchte ich gleich mal mein Fazit vorneweg nehmen: Wer das Dark Troll noch nicht kennt, hat etwas verpasst! Selbst wenn man nur 2-3 Bands im Vorfeld kennt (so wie ich), kann ich nur empfehlen – fahrt dort hin! Das „schönste Festival der Welt“ (laut eigenen Bannern) ist wirklich eine kleine Perle! 

Aber jetzt wieder der Reihe nach. Ich lehne mich also im Stuhl zurück, versuche, mir den Geschmack von Pfeffi und Kellerbier auf die Zunge zu rufen, mir growlt AD CINEREM ins Ohr und wir springen zurück in der Zeit. Und so ist es Donnerstag Morgen, als ich mich auf die gerade einmal eine Stunde Anfahrt mache. Das Örtchen Bornstedt ist schnell gefunden und dank der Online-Geländepläne erreiche ich auch gut das Campinggelände C. Das ist das Gelände, das für Wohnmobile vorgesehen ist. Und so parke ich problemlos und stürze mich recht schnell in Richtung des Geschehens.

©Lady Metal

Großartig ausgeschildert ist hier nichts, aber das ist auch nicht notwendig. Die festen Toiletten (keine Dixis!) sind um die Ecke und der Weg zur Burg ist selbsterklärend: aufwärts! Selbiger ist zwar nicht lang, dafür schön fies steil und wird mit jedem Tag (oder jedem Bier) schwieriger. Aber der Aufstieg ist es wert, denn oben komme ich genau am Mittelpunkt des Getümmels raus. Links geht es den kleinen Weg über den „Burggraben“ und durchs Tor ins Innengelände, rechts ist das VIP-Gelände. 

Ich bekomme Bändchen und Pass und dann noch eine kurze Geländeführung von unserer Magazin-Festival-Mutti, und dann bin ich da. Im ersten Moment bin ich irritiert, denn das Gelände erscheint mir sehr klein, aber dafür einfach superschön! Man befindet sich im Inneren der Ruinen der Schweinsburg, lediglich der große Bergfried, Mauern und der Bereich, wo die Bühne ist, bestehen noch. Vor der Bühne ist eine ausreichend große Stehfläche, drumherum ist alles mit zahlreichen Sitzplätzen und Tischen bestückt, sodass man hier mit direktem Blick auf die Bühne gemütlich sitzen kann – großartig!

Zwischen Vogelgezwitscher und Soundchecks

Außerdem ist der Burghof umgeben von Bäumen und auch zahlreich im Innenhof damit bewachsen. Diese sorgen für Schatten und angenehm kühle Temperaturen! Im Innenbereich ist es gefühlte 10 Grad kühler als auf dem Campingplatz unten, und das ist ebenfalls sehr angenehm. Bei der ersten Geländebesichtigung fällt mir noch etwas sehr Positives auf: Eigentlich alle Versorgungs- bzw. Merchstände sind nicht nur in Hör-, sondern auch in Sichtweite der Bühne. Damit ist also auch die Versorgung des leiblichen Wohles jederzeit gesichert, ohne die Action auf der Bühne zu verpassen. Kurz gesagt: Die Location ist wunderschön, und die Planung des Geländes ist sehr clever durchdacht, um den Platz und die vorhandenen Gegebenheiten ideal nutzen zu können, wie zum Beispiel die WCs! 

©Lady Metal

Nun war ich noch nie auf einem Festival, auf dem hauptsächlich die Genres Folk /Pagan und (Atmospheric) Black Metal bedient werden. Ich habe zwar im Vorfeld beispielsweise SAOR schon live gesehen, auch WINTERFYLLETH, ENISUM und MGLA waren mir geläufig. Aber zum Großteil habe ich mich hier einfach überraschen lassen, und versuche, das auch so wiederzugeben. Daher wird es mir hoffentlich verziehen, dass ich in den meisten Fällen nicht mit Liedtiteln dienen kann.

Sehr gespannt war ich im Vorfeld, wie der Sound sein würde, da vieles dieser Musik meiner Meinung nach nur wirkt, wenn wirklich genau diese bestimmte, düstere. aber energievolle Atmosphäre erzeugt wird. Und rückwirkend kann ich auch nur festhalten, dass ich den Sound ganz großes Kino fand! 

Jetzt bietet sich hier auch die Überleitung an, denn im Gegensatz zu mir hat unser zweiter Schreiberling Nico ein deutlich fundierteres Fachwissen in dieser Richtung und wird das dann auch hier präsentieren.

Neue Traditionen

©PIX666

Den Auftakt zum Bandprogramm bildet die sympathische Gruppe BARBAROSSA PIPES AND DRUMS. Genau wie der Name verspricht, bekommen die schon recht zahlreich versammelten Zuhörer hier klassischen Dudelsack-Sound begleitet von Flöten und Trommeln präsentiert. Es ertönt die inoffizielle schottische Hymne Flower of Scotland“ und auch andere bekannte Melodien wie zum Beispiel „Amazing Grace“ und „Auld Lang Syne“. Auch die Filmmusik zum „Letzten Mohikaner“ bekommt Ihren Platz und bevor die Truppe rausmarschiert, wird auch noch das Steigerlied mit den Instrumenten von der Insel vertont.  

Nico: Auch wenn Black Metal im Allgemeinen bei den über tausend Besuchern oft höher im Kurs steht als reinrassige Folklore, ist der Andrang doch bei BARBAROSSA PIPES AND DRUMS recht groß. Etliche Gäste richten ihre Smartphones auf die Kombo und bedanken sich mit tosendem Beifall. Insgesamt liefern BARBAROSSA PIPES AND DRUMS eine authentische und historienträchtige Auftaktperformance für das dreitägige Spektakel auf der Burganlage.

Dunkle Wolken aus Dresden

©PIX666

Oimel: Als nächstes folgen AD CINEREM. Es gibt beim Dark Troll insgesamt auch nur eine einzige Bühne, welche aber völlig ausreichend ist. Die Umbaupausen kann man sehr gut an den nahegelegenen Ständen nutzen, es gibt schattige Sitzplätze und genug angenehmes Publikum für ein Schwätzchen zwischen den Konzerten. Aber zurück zur Band, denn die erste „richtige“ Band legt für meinen Geschmack direkt einen richtig guten Auftritt hin!

Die fünf Jungs aus Dresden schaffen mit 2 Gitarren, Schlagzeug und Bass eine kraftvolle Atmosphäre aus düsterer Energie, die sich direkt von der Bühne aufs Publikum überträgt. Dazu kommen die dunklen Growls, die sich unheilvoll in das Gesamtbild einfügen. Die Musik hat für mich etwas hypnotisches, sehr sphärisches und sorgt bei mir sofort dazu, dass die Gedanken ausgeschaltet werden. Ich bin nur noch von der Musik umfangen! Und genau das ist es, was ich an Black Doom so mag.

Dementsprechend bin ich schon hier sehr glücklich und genieße die 40-Minuten-Flucht aus allem um mich herum sehr. Insgesamt muss ich sagen, dass AD CINEREM mir live noch besser gefallen haben als auf der Scheibe. Gerade Sänger Tobi’s Stimme hat es mir live noch mehr angetan! Und die Band trifft damit insgesamt sehr gut meinen Geschmack in diesem Genre. Nico erinnern die Riffstrukturen übrigens an BLUT AUS NORD oder FORGOTTEN TOMB.

Ich bin also bereits nach den ersten beiden Acts sehr gut auf dem Festival angekommen, genieße die Stimmung und lasse mich treiben. Jetzt erstmal zum Bierstand, denn auch düstere Klänge machen Durst! Das Personal an allen Ständen ist enorm hilfsbereit, geduldig und freudig – und auch immer für ein Späßchen zu haben. Das ist auf Großveranstaltungen so nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit! Ich verlängere also meinen Gang und besorge mir auch gleich noch etwas zu essen. Dann begutachte ich die am Rande des Weges befindlichen Stände und komme am Ende in dem kleinen Wikingerdörfchen heraus, bei dem sich auch ein herrlicher Ausblick über die nähere Umgebung bietet. Ich genieße Essen, Land und Leute und werde dann von zaghaften Tönen zur Bühne gelockt.

Du bist ein Teufelskind!

Dort angekommen, werde ich vom fiesesten Soundcheck direkt aus der Hölle aus allen Träumen gerissen. Ein kleiner, recht unscheinbarer Roadie ersetzt das klassische „check, one two“ direkt und ohne Vorwarnung durch einen Scream und direkt anschließendes Growlen aus den Untiefen des Fegefeuers. Auf den Schreck brauche ich erstmal noch ein Kaltgetränk und komme genau rechtzeitig zum Beginn von LUCIFER´S CHILD wieder zurück. 

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Und das ist auch gut so! Die vier Herren aus Griechenland spielen bereits seit 2013 zusammen und haben hier heute ihren ersten Deutschlandauftritt, und der hat sich gewaschen! Wer gerade noch in den getragenen, sphärischen Tönen von AD CINEREM geschwebt hat, wird unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt! Denn jetzt geht es deutlich härter und schneller zur Sache. Dazu kommen immer wieder klerikale Zwischentöne, die dem Ganzen eine epische Note verleihen. 

Das erste Stücke ist direkt klassischer alter Black Metal, darauf folgt ein Titel mit fiesem, schnellen Gesang, der mich sehr an MOTÖRHEAD erinnert. Alle Stücke haben eines gemeinsam: Sie werden mit richtig viel Bock präsentiert! Die Jungs platzen energietechnisch förmlich aus allen Nähten, der Sänger würde sich wahrscheinlich die Rippen auseinanderreißen, wenn er dadurch nur mehr Energie freisetzen könnte.

Das Publikum wird animiert, die Band verschwendet keine Zeit und reizt ihre Spielzeit voll aus, um sie mit hämmernder, schneller und wilder Musik zu füllen. Ich muss dazu sagen, dass mich die Band im Vorfeld gar nicht angesprochen hat – live war es aber eine Wucht. Die Intensität des Auftritts hat ihren Teil dazu beigetragen. Später am Autogrammstand meinten die Jungs auch, dass sie alle Energie, allen Fokus auf dieses Konzert gesetzt haben und es ihr bester Auftritt bisher war. Fühlte sich auch für mich so an!

ROTTING CHRIST-Gitarrist George Emmanuel bei uns im Interview

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Nico: Nach der Autogrammstunde von LUCIFER´S CHILD quatschen Oimel und ich noch eine Weile mit dem Gitarristen von LUCIFER´S CHILD und ROTTING CHRIST, George Emmanuel. Der 30-Jährige zeigt sich sichtlich von der familiären Atmosphäre des Festivals angetan, weil es hier wirklich noch um die Musik, anstatt um eine fortschreitende Kommerzialisierung von Künstlern gehe. Auch ist er kein Fan davon, quasi-abgeschottet in Bierzelten zu sitzen, sondern steht viel lieber mitten auf dem Festivalgelände im regen Austausch mit den Fans. Ausnahme ist da natürlich der Biergenuss.

Zusammen mit LUCIFER´S CHILD plane er zeitnah noch mehr Auftritte und Shows in der Bundesrepublik, das Publikum hat es ihm wohl angetan. Uns brennt natürlich auch noch auf den Nägeln, wie sehr sein Hauptprojekt ROTTING CHRIST musikalischen und textlichen Einfluss auf LUCIFER´S CHILD nimmt. Laut George sind die Parallelen zwischen beiden Bands aber eher peripher und verwaschen als beabsichtigt.

Drink The Rum!

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Oimel: Schlag auf Schlag geht es weiter, und das auch international! Denn die nächste wilde Truppe ist direkt aus dem Land der Kängurus angereist. LAGERSTEIN sorgen dafür, dass sich die Bühne dem Zustand meines Magens anpasst – voll! Und wie, denn hier sind gleich sieben wilde Piraten auf der Bühne, die mit langen Haaren, wilden Klamotten und einer beinahe optisch wahrnehmbaren Atemalkoholausdünstung zum Konzert ansetzen. Instrumental sind hier Bass, zwei Gitarren, Keyboard, Keytar, Geige und Schlagzeug vertreten und werden von dem charismatischen Sänger Greg unterstützt, der das Konzert damit beginnt, sich eine große Karaffe Rum-Cola in die Rübe und über sich zu schütten.

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Und dann geht auch direkt die Party los, die Jungs sind trinksicher und wollen ein Fest! Diese Stimmung entlädt sich auch aufs Publikum. Anfangs ist allerdings (das einzige Mal) der Sound etwas schwammig, wahrscheinlich ist die Anlage mit dem Gefechtseifer der Kangaroos so überfordert wie vermutlich auch deren Leber! Um das zu bestätigen, gibt es erstmal ein Wetttrinken auf der Bühne – aus dem jeweils eigenen Schuh bzw. Stiefel. Fachkundigen LAGERSTEIN-Fans dürfte der „Shoey“ schon bekannt sein. Kurze Zeit später hüpft die ganze Truppe dann ins Publikum, alle setzen sich hin, nachdem der Sänger „camping-time“ ausgerufen hat. Hier geht es etwas ruhiger zur Sache. Allerdings nicht lange – schon ist es time to „Drink the rum“ und wieder dominiert die feuchtfröhliche Stimmung, während die Band zum letzten Song der Reihe nach den Trichter leer zieht – während des Spielens!

100% Gute Laune, 0 Fucks given

Captain Greggar hat wirklich einen Piratenlook, der Rest der Truppe sieht einfach nach Chaos aus. Als Beschreibung in vier Worten würde mir hier einfallen: „Make Metal Spaß again“! Ein wenig zwingen sich mir Parallelen zu ALESTORM auf. Letztendlich war der Auftritt gut, und eine gelungene Auflockerung. Insgesamt muss ich allerdings sagen, dass mir irgendwas gefehlt hat, um mich in dieselbe Ausgelassenheit zu versetzen, die die Band hatte.

Ich vertrete mir wieder ein wenig Füße, schaue an unserem Autogrammstand und am Merch vorbei und lasse einerseits die Menschen auf mich wirken und andererseits die Ruhe und Entspanntheit, die die Burgruine ausstrahlt. Ich beobachte auch noch ein wenig das emsige Wuseln des Teams an allen Stellen, wühle mich kurz durch eine Vinylverkaufsbox und eile dann wieder zu den Tönen des Soundchecks vor die Bühne. Der Weg ist jedes Mal kurz und es ist nie sooo voll, dass man nicht seinen Wunschplatz einnehmen könnte.

Der Black Metal-Posaunist

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Oimel: Die nächste Band leite ich mal mit dem altbekannten Familienduell ein: „Wir haben 100 Leute gefragt: ‚Nennen Sie ein typisches Black-Metal-Instrument‘ ….Posaune sagten …. Null!“ Genau das ghet mir durch den Kopf, als bei SEAR BLISS plötzlich ein Posaunist in dem heftigen Treiben auf der Bühne mitmischt. Ich bin gelinde gesagt überrascht und muss feststellen, dass sich die Posaunentöne sehr gut in die jeweiligen Songs einfügen. Zwei Gitarren, ein singender Bassist, die Posaune und zum Abrunden wundervoll hämmernde Doublebass. Das geht anscheinend nicht nur mir sehr gut ins Ohr, auch das Publikum geht sehr gut mit.

Mir gefallen die einzelnen Instrumentenparts sehr gut, auch das gesamte Zusammenspiel: treibend, wuchtig und sehr düster! Nur der am Anfang ausschließlich gegrowlte Gesang stößt bei mir nicht auf allzu große Gegenliebe. Wie auf Bestellung variiert dieser aber später noch deutlich, und mit den jetzt gebotenen Screams kann ich mich sehr viel besser anfreunden. Schlussendlich werden noch 2 Stücke vom kommenden Album der Herrschaften aus Ungarn geboten. Diese bestechen für mich durch Klargesang und eine etwas getragenere Stimmung, allerdings ohne die wummernde Kraft des Schlagzeuges zu vergessen. Sehr fein!

Germanische Volksweisen und die Geschichte vom schweren Soundcheck

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Nico: Planmäßig soll eigentlich kurz vor 8 das Schmalkaldener Sextett ODROERIR das Publikum mit ihrer urwüchsigen und akustisch unterwanderten Pagan Folk Metal-Tonkunst germanische Geschichte näher bringen. Ich schiele zur Bühne und sehe, dass sich schon die ersten Bandmitglieder bereit machen und eile zur Bühne. Prinzipiell hätte ich mir das Hechten durch die doch nicht mehr ganz so überschaubaren Zuschauerzuströme sparen können. Der Grund dafür: Der Soundcheck soll noch ca. bis 20.15 Uhr andauern. Die Technik scheint mit den E-Gitarren, den diversen Akustikinstrumenten und den insgesamt vier Gesangsstimmen einfach überfordert zu sein.

Zuerst klingt die Violine viel zu laut und übersteuert, während die vier Gesangsstimmen der  Paganisten fast gar nicht zur Geltung kommen. Die Besucher werden unruhig. Schräg links vor uns veranstalten ein Mann und eine Frau mittleren Alters diverse Albernheiten, unterdessen ertönt von rechts und aus den hinteren Reihen lautes Getuschel, weil alle mutmaßen, woran es liegen könnte, dass die Band immer noch nicht bereit für ihren Einsatz ist.

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Als ODROERIR schließlich doch beginnen können, ihr ausgewähltes Songrepertoire darzubieten, sind die Stimmen allerdings immer noch zu leise. Sie gehen im Instrumentenjungel förmlich unter. Schade drum. Der erste Track des Auftritts müsste „Des Thors Hammer Heimholung“ vom vorletzten Album „Götterlieder II“ gewesen sein, welcher einer meiner Lieblingstitel der Thüringer ist.

Im Verlauf des Sets wird es vom Mixing her besser, wobei die Stimmen bei den letzten Titeln mir persönlich fast schon zu laut sind. Aufgrund der immer wiederkehrenden Forderungen des Publikums, WALDTRAENE, das Akustikprojekt von Horda (Bass und Schlagtrommeln) und Knöpfchen Wolfenschrey (Vocals und Flöte) spielen zu lassen, kommt es mir so vor, als würde die Songauswahl zum Ende hin immer akustiklastiger werden.

Abgesehen von den technischen Ungereimtheiten, für die die Band nichts kann,  haben ODROERIR an diesem Abend ein ausgewogenes Set, bestehend aus Titeln von mehreren Veröffentlichungen, zum Besten gegeben. Besonders gefallen haben mir persönlich dabei „Des Thors Hammer Heimholung“, „Menosgada“ und relativ zum Ende hin „Skadis Rache“.

Schlaflose Nächte

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Oimel: Der Abend schreitet mit großen Schritten voran. Zwischenzeitlich habe ich die Klamotten gewechselt und zur Abenddämmerung einen Pullover übergezogen, und auch die Bierchen mal durch einen warmen Kaffee ersetzt. Aber das Wetter ist immer noch so gütig, dass kurze Hosen kein Problem sind. Der Soundcheck läuft ein wenig holperig und zieht sich hin, aber das lässt sich verschmerzen. Und dann sind SUN OF THE SLEEPLESS auf der Bühne. 

Die Musik kommt schön wuchtig und kräftig und wird durch die stimmlichen Parts irgendwo zwischen Screams und Growls passend und gut unterstützt. Besonders ins Auge, oder besser gesagt ins Ohr, fällt mir allerdings das Schlagzeug. Hier ist – laienhaft gesprochen – deutlich mehr Arm- als Beinarbeit vorhanden und das wiederum finde ich für das Genre recht ungewöhnlich. Aber besonders durch die Variationen im Schlagzeugspiel bleibe ich den ganzen Auftritt über gespannt und die treibenden Bassdrumms sorgen für Glückseligkeit bei mir. Insgesamt gefällt mir zu der späteren Stunde auch dieser Auftritt sehr gut und trifft nach AD CINEREM auch wieder genau meinen Geschmack. Düster, treibend, drückend – aber dennoch atmosphärisch! So genieße ich den „Feierabend“, denn die letzten beiden Bands des Abends gehören Nico, und mich plagt erstmal größerer Durst!

Alte Bekannte zwischen neuen Gesichtern

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Nico: Zur späten Stunde freue ich mich auf meine dritte Livekonfrontation mit den Schwarzwaldenthusiasten von FINSTERFORST. Sie treten, wie üblich, in erdtonbefleckten und ausgewaschen Arbeiterhemden auf die Bühne. Schon beim Soundcheck fällt mir sofort auf, dass die Akkordeonklänge (wieder) synthetisch, also durch das Keyboard erzeugt werden.

Die letzten beiden Male, als ich sie auf dem Dark Troll Festival sah, leiteten sie ihren Auftritt mit ihrem Tophit „Lauf der Welt“ vom ersten Album „Weltenkraft“ ein, was diesmal nicht so von statten geht. Ansonsten werden vorangig neuere Tracks wie „Zeit für Hass“ und „Mach dich frei“ gespielt. Auch ein kurzer Gastauftritt eines JÖRMUNGAND-Mitgliedes sorgt für Aufsehen. Mit dem Titel „Ein Lichtschein“ läutet ihre Performance aus, ohne dass sie eine Zugabe spielen. Die Herren verbeugen sich noch kurz, die Scheinwerfer gehen aus und etliche Zuschauer steuern in Richtung der Stände oder des Ausganges der Anlage.

Bassdrum-Salven und Riff-Gewitter

©Lady Metal

Obwohl ich mich nach um die zehn Stunden kaum noch auf den Beinen halten kann, möchte ich den Auftritt der letzten Band des ersten Abends nicht missen müssen. 1914 aus der Ukraine präsentieren Black Metal mit aggressiver und wütender Spielart, der sich (einige Füchse mögen es schon erraten haben) bandnamenkonform mit Themen des 1. Weltkrieges auseinandersetzt. Ähnlich wie bei FINSTERFORST haben sich mindestens drei Herren des Quintetts Arbeiterhemden über den Leib gestülpt, während der Gitarrist ganz rechts mit seinem dunklen Shirt und dem Kilt fast schon vom äußeren Erscheinungsbild her bei SAOR anheuern könnte.

Mit einem pfeilschnellen packenden Riff-Gewitter leiten die Ukrainer ihr Sound-Feuer auf die Besucher ein. Im weiteren Verlauf folgen auch langsamere Songs. Auch wenn der Vatertagsabend schon fast vorüber ist und ich mich schon wie blöde auf mein heimisches Bett freue, bieten 1914 für mich ein kurweiliges Hörvergnügen, und so freue ich mich schon sehr auf die beiden übrigen Festivaltage.

Oimel: Aber natürlich bin ich auch noch nicht verschwunden und widme 1914 noch meine Aufmerksamkeit. Die hatte ich im Vorfeld für mich schon ausgeschlossen, konnte ich doch mit der Musik nicht viel anfangen. Und Metal mit Kriegsgeschichten machen SABATON, fertig. Aber ich bin trotzdem neugierig und das bin auch gut so! Ich bin noch wach, das Bier noch kühl, und der Abend noch lauschig. Ich kann mich Nicos Ausführungen nur anschließen, aus meiner unbedarften Sicht hier noch kurz dazu: Live kommt das ganze schon sehr stimmig und geil!

Die Musik ist und bleibt hart, schnell, düster und fies. Aber durch den völlig emotionslosen Auftritt des Sängers, der in ein Mikrofon singt, das auf einem 1.WK-Gewehr steckt, und dazu Tarnfarbe im Gesicht und einen Soldatenmantel trägt, wirkt das ganze schon sehr authentisch. Die Musik befördert einen akustisch direkt in den Schützengraben! Zumindest geht es mir so. Auf den Plattenteller kommt mir die Musik wohl eher nicht, aber live war der Auftritt sehr authentisch und stimmig-brachial!

Jetzt aber husch, husch in die Koje… schließlich geht es morgen im gleichen Tempo weiter!

DU MÖCHTEST WISSEN, WIE ES WEITERGEHT? HIER FOLGT BALD PART 2 UNSERES DARK TROLL-NACHBERICHTS!


Ein riesiges Dankeschön geht raus an PIX666 und Lady Metal für die tollen Aufnahmen!

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2 Kommentare

  1. Wanderer
    26. August 2019 bei 14:14 — Antworten

    Wir warten immer noch gespannt auf Teil 2! 😉

  2. Moin aus Hamburg
    15. Juli 2019 bei 10:29 — Antworten

    Moin und danke für den spannenden Bericht! Freue mich schon auf Teil 2!

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