Das RUDE 2018 – Schwitzen und Pogen unter den Eichen
Was ist DER Masterplan, wenn der Wetterdienst vor einer Rekord-Hitzewelle warnt? Richtig: Sachen packen und auf ins von der nunmehr Wochen andauernden Hitze gezeichnete Sachsen-Anhalt fahren! Wieso? Na, das Rock unter den Eichen steht vor der Tür! Für mich seit meiner Entdeckung im letzten Jahr ein unverzichtbares Pflichtereignis in der sommerlichen Festivalsaison.
Die schnucklige kleine Festivität nahe Magdeburg zieht seit seiner Entstehung 2004 mehr und mehr Leute in das dieses Jahr ganz schön hitzegebeutelte Bertingen, ein kleines verschlafenes Dörfli mitten im Nirgendwo, das von der Autobahn aus nur über die schon fast kultige Betonplatten-Panzerstraße zu erreichen ist (die Stoßdämpfer lassen grüßen!). Ein paar Minuten Gerumpel später ist man dann auch schon fast auf dem Campinggelände.
Hier wird klar, warum neben der ausgerufenen Waldbrandgefahrstufe 5 jegliches offene Feuer streng untersagt ist. Die Wiese ist so trocken wie ihre Besucher voll und die Sonne brennt weiter erbarmungslos vom Himmel, sodass das Zeltaufstellen etwa so viel Freude bereitet wie die Erkenntnis, dass der Zugang zum Gelände durch den Wald dieses Jahr aus Angst vor Bränden gesperrt ist. Vernünftig, allerdings dauert der Umweg durchs Dorf eine gefühlte Ewigkeit länger. Na, immerhin findet das Festival statt! Da sich die Location mitten im Wald befindet, war das nicht unbedingt garantiert.
Freitag, 20.07.18
Aber Schluss mit Jammern! Ich und Zwarg, der mich als Held der Videokamera für das Aftermovie begleitet, das bald rauskommt (wir halten euch auf dem Laufenden), stoßen zum Rest unserer Campgemeinde. Es gibt ein kurzes Hallo, vorgewärmtes Dosenbier und schon beschreiten wir zum ersten Mal den tollen Umweg zum Gelände. Das wird auch Zeit, schließlich sind uns durch Stau und Baustellen die ersten 3 Bands schon fast durch die Lappen gegangen. Schade, schließlich hätte ich mir EXTINCT und PATH OF DESTINY sehr gerne gegeben.
Lediglich die letzten Töne der jungen Hüpfer von ANTIPEEWEE schallen noch von der Bühne, als wir endlich das Gelände betreten. Und die sind schon nicht ohne: Old-School-Thrash trifft hier auf junges Blut. Das stellt sich wiederum als eine explosive Mixtur heraus, die den (bisher noch nicht in voller Masse) Anwesenden noch mehr einheizt als die Sonne. Die hat auf dem Gelände übrigens ein verhältnismäßig schweres Spiel. Schließlich sind von der Bühne bis zur Fressbude die meisten Flecken von den umstehenden Eichen (merkste was, ne?) beschattet, was man bei den saftigen Temperaturen umso mehr zu schätzen weiß.
Picknick-Feeling mit Blastbeat-Untermalung
Überhaupt ist die Location eine ganz besondere. Durch den Freilichtkino-ähnlichen Aufbau kann es sich jeder, der gerade keine Lust auf Rumstehen und -pogen hat, neben und hinter dem FOH bequem machen, auf dem Hang das letzte Bier wegdösen oder den Bands schlichtweg im Sitzen lauschen, ohne bildliche Einbußen beklagen zu müssen. Denn durch die erhöhte Lage ist es jedem möglich, die Bands in ihrer Gänze zu erleben. Auch Campingstuhl und -decke dürfen mit aufs Gelände. Eine schöne Sache für diejenigen, die nicht gut zu Fuß sind, aber trotzdem Bock auf uneingeschränktes Festivalfeeling haben. Denn das gesamte Gelände ist barrierefrei eingerichtet.
Aber schon geht’s weiter im Text und die Jungs von CYTOTOXIN stürmen die Bühne, indem sie sie in eine atomare Müllkippe verwandeln. Lange schon wollte ich die Jungs vor die Linse und live auf die Ohren bekommen und dafür haben sie sich echt von ihrer besten Seite gezeigt. Es gibt hervorragendes technisches Gefrickel aus den Boxen. Und die Band ist bester Laune, obwohl viele Besucher wohl noch im Stau zu stecken scheinen.
Mit Songs wie „Frontier of Perception“ und „Chaos Cascade“ sowie einem engen Draht zum Publikum schaffen es CYTOTOXIN über das gesamte Set hinweg, einen fröhlichen Circle Pit zu provozieren, der von einigen sportlichen Rudereinlagen unterbrochen wird. Ein fixer Blick ins Internet verrät: CYTOTOXIN haben sogar richtig tiefgehende Texte! Die sind jedoch beim wirklich brutalen und ausgefeilten Brutal-Death-Gegrunze von Sänger „Grimo“ selbst für den geübten Hörer unmöglich zu entziffern. Egal, das tut schließlich der Party keinen Abbruch!
Wir können auch Black Metal!
Es schließen sich NEGATOR an, eine berühmt-berüchtigte Truppe aus dem Norden des Landes, die vor allem für ihren schnellen und erbarmungslosen Black Metal bekannt ist. Dazu trägt wohl vor allem das unscheinbare Monster am Schlagwerk Wanja „Nechtan“ Gröger bei, der die Songs mit spielerischer Leichtigkeit präzise und in den höchsten menschlich möglichen BPM-Bereichen von der Bühne ballert. Sehr emotional wirkt das ganze Set auch durch Sänger „Nachtgarm“. Der unterstreicht seinen kraftvollen Gesang mit einer ganzen Menge „Leiden“. Die Musik scheint ihn förmlich in den Wahnsinn zu treiben, was die finstere Atmosphäre auf der mit Tierschädeln geschmückten Bühne noch unterstreicht.
Auch der Sound lässt nichts zu Meckern übrig. Stets schaffen es die Profis vom Ton, die Lautstärke genau dort einzupegeln, wo sich schwermetallische Mucke noch in vollen Zügen genießen lässt, ohne dass man Angst um seine Hörfähigkeiten haben muss. Da gibt’s keinen Tinnitus und keine Verständnisschwierigkeiten, wenn es darum geht, die nächste Runde Bier zu organisieren.
Höhen und Tiefen
POSTMORTEM gehen mir leider durch die Lappen, als es für eine spontane Hitze-Verschnaufpause ans Zelt geht. Hier zeigt sich der Nachteil des wetterbedingten Umweges. Wer alle Bands erleben möchte, muss wirklich sehr flott zu Fuß sein – oder das Festivalgelände schlichtweg nicht verlassen. Zu SKELETONWITCH sind wir dann wieder pünktlich auf dem Plan.
Die Luft knistert vor Energie, die die Kombi auf ihre Zuschauer überträgt. Sowohl Musiker als auch Publikum haben einfach Spaß an ihrem kurzweiligen Rendezvous und die einzigartige Mischung aus klassischem Thrash und Elementen aus Black und Death Metal entfaltet eine packende Wirkung, die einen einfach mitfiebern lässt. Besonders positiv sind für mich die Vocals, die eher an eine Death-Kapelle als an Röhrenjeans-Thrasher erinnert. Auch vermittelt Sänger Adam Clemans weniger das Bild des schreienden, Sneaker tragenden Thrasher-Stereotypen.
Ihre Nachfolger SUFFOCATION aber bieten nach den zwei starken Vorgängerbands ein eher schwaches Bild. Klar gehört zu Technical/ Brutal Death nicht gerade viel Gefühl. Allerdings stellt sich auch beim Zuschauen kein wirklich positives bei mir und meinen Begleitern ein.
Zwar ist die Instrumentalleistung der Musiker hervorragend. Jedoch mangelt es grundsätzlich an Bewegung und Stimmung auf der Bühne. „Es macht schlichtweg keinen Spaß, zuzuschauen“ – damit trifft Zwarg den Nagel auf den Kopf. Auch die Gesangsleistung von Ersatz-Sänger Ricky Myers (DISGORGE) ist wider Erwarten eher enttäuschend! Das ganze Konzert hindurch gibt es ein und dasselbe monotone Grunzen, das lediglich durch „Cover-the-mic“ ein bisschen Abwechslung erfährt. Kein schlechter Auftritt, aber ein schwacher – im Hinblick auf die jahrezehntelange Erfahrung der Band und die mitreißenden Leistungen ihrer Vorgänger. Schade.
Zeit für ein bisschen Kult!
Fast ist es Zeit für den Headliner. Doch das RUDE wäre nicht das RUDE, wenn es uns Zuschauer nicht auch in den Spielpausen mit musikalischen Leckerli versorgen würde. Hierfür gibt es die Schwarzer-Bock-Stage auf der anderen Seite des Geländes, die am heutigen Freitag der ungarische MANOWAR-Verschnitt MANOMORE für sich beansprucht. Die Herren begeistern mit einem Klassiker nach dem anderen die doch sehr breit aufgestellte MANOWAR-Fanschaft. Und als dann zum 2. Mal an diesem Tag „Warriors of the World“ von der kleinen Bühne schallt, werde ich kurz Zeuge von der Magie, die die Musik dieser Band, die eigentlich nicht gerade zu meinem Standardrepertoire gehört, noch heute und von einer (hervorragenden) Covertruppe vorgetragen, in sich trägt. Obwohl die Stimme des Sängers der vom Original Eric Adams nicht gerade gleichkommt, macht es doch Spaß, zu lauschen und den Abend mit etwas Epicness ausklingen zu lassen.
Nun aber zurück vor die Hauptbühne, denn PRIMORDIAL kündigen sich an. Und vor der Bühne ist es für den Headliner des Abends ziemlich „leer“. Macht nichts, denn diejenigen, die da sind, lassen sich von irischen Urgesteinen ordentlich mitreißen. Sänger A.A. Nemtheanga knüpft enge Bünde zu seinen Fans und jagt mir mit seinem 1A-sitzenden Cleangesang zwischen den geschrienen Sequenzen einen wohligen Schauer über den Rücken. Neben seinen in Standard-Schwarz gekleideten Bandkollegen wirkt er zwar eher wie ein Paradiesvogel aus der Hölle.
Allerdings tut das der grandiosen Atmosphäre des krönenden Abschlusses des Abends nicht den geringsten Abbruch.
Anschließend trottet unsere Reisegruppe wieder zurück zum Zelt. Da wird 90er-Partymucke aufgelegt, fancy Partybeleuchtung angeschmissen und mit einer Horde anderer Festivalbesucher bis um 4 in der Früh gefeiert. Nun aber rein in die Koje, schließlich dauert es bei diesem Wetter nicht lange, bis das Schlafen im Zelt durch die Hitze unmöglich wird…
Samstag, 21.07.18
Also sitzen wir auch alle schon um 9 in unseren Campingstühlen und genießen frisch aufgebrühten Kaffee mit Gin Tonic. Was macht man nun solange bei dem Wetter, bevor das musikalische Hauptprogramm beginnt? Richtig: Man geht baden! Und so zieht es uns zu Fuß (fast ohne uns zu verlaufen) zum nahe gelegenen Bertinger See, der trotz der Hitze noch genug Wasser zum Schwimmen führt.
Also rein in die Fluten! Schön abkühlen und versuchen, nicht in den teils kniehohen Algen zu versacken, die sich bei der starken Sonneneinstrahlung im warmen Gewässer besonders wohlfühlen. Nichtsdestotrotz ist uns und vielen anderen Festivalbesuchern der See eine willkommene Abwechslung, um den brütenden Temperaturen kurz zu entfliehen und den Kopf vom Vortagskater zu befreien.
Zurück auf dem Gelände geht der Tag gut gelaunt weiter. DESDEMONIA sind mit ihrer positiven Grundstimmung und ihrem groovigen Death Metal genau das richtige, um entspannt in diesen zweiten Festivaltag zu starten. Auch von der noch kleinen und teilweise verschlafenen Zuschauerschaft lassen sich die Luxemburger nicht beirren. Und auch der Ton stimmt bereits, was bei den ersten Bands eines Festivals nicht immer unbedingt garantiert ist.
ABROGATION aus dem nahe gelegenen Magdeburg schließen an die Stimmung ihrer Vorgänger an und ergießen eine finstere Ladung Melodeath über die sich langsam füllenden Reihen. Selten hat man einer Band so sehr ihre Erfahrung angesehen wie diesen Herren. Die schieben ihr Material entspannt, aber bestimmt von der Bühne und geben dabei auch einige Songs ihrer letzten Scheibe „Urstant“ zum Besten.
Sonne tanken bei guter Mucke? Läuft.
Getreu dem Motto: „Der Bass muss f*cken“, ballert selbiger bei FATAL EMBRACE nur so von der Bühne, dass die Nasenflügel flattern. Das stört aber ganz und gar nicht, denn die Berliner Thrasher wissen einfach, wie man guten, alten Thrash ungekünstelt über die Bühne bringt. Besonders gut gefallen mir die klar abgemischten Vocals. Allerdings bin ich kein besonders großer Thrashfreund, sodass ich die zweite Hälfte der Spielzeit nutze, um mich mit einem (oder 2) Bierchen zu erfrischen. Denn als nächstes steht ein ziemlich denkwürdiger Act an, für den es auf jeden Fall einen klaren Kopf zu haben gilt!
… denn Mitveranstalter Jörg schmeißt auf dem RUDE nicht nur Booking, Öffentlichkeitsarbeit und ist gleichzeitig Stagemanager. Nein, er lässt es sich auch nicht nehmen, mit seiner eigenen Band BLACKEST DAWN die Bühne zu bevölkern. Nach einer dreijährigen Pause stehen die Jungs nun zum zweiten Mal wieder auf der Bühne. Und ich finds Klasse! Obwohl das musikalische Schaffen um die zwei Sänger Jörg und „Mühle“ neben Elementen aus dem Melodic Death Metal auch viel Metalcore der ersten Stunde enthält, begeistert mich das Sextett von vornherein mit ihrer Energie und der guten Stimmung, mit der sie das zunächst eher skeptische Publikum vor die Bühne holen.
Das Gesangsduo strahlt mit seinen ungleichen Growlings und der starken Bewegung auf der Bühne eine beeindruckende Power aus (und erinnert mich irgendwie an die Sängerkombo von Wolfchant). Man sieht den Jungs unschwer an, wie glücklich sie darüber sind, wieder auf der Bühne zu stehen und das Publikum hält ihnen stimmungstechnisch einen Spiegel vor. Wenn das kein gelungener Wiedereinstieg in das Livegeschehen ist, dann weiß ich auch nicht.
Als nächstes würden sich CLITEATER anschließen, die ich mir gerne mal wieder angesehen hätte – wäre unser Team nicht von „technischen“ Problemen heimgesucht worden (mehr dazu folgt demnächst im Video). Somit steige ich erst bei DAWN OF DISEASE wieder mit ganzer Kraft ein. Die Jungs sind mir schon vom diesjährigen Ragnarök gut bekannt. Und obwohl sich über ihren Auftritt die Geister scheiden (zumindest in unserem Camp), fand ich die Show gleichbleibend stark. Finsterer Melodic Death Metal mit abwechselnd kräftigen und atmosphärischen Elementen – damit kann man mich kaufen. Sauber abgemischten Sound gibts obendrauf sowie ein umfangreiches Set mit Klassikern wie „Death Is Mine“ und Neuheiten wie dem eher ruhiger und episch gelagerten „Ascension Gate“.
Mehr Legenden im Pausenprogramm
Kaum zu glauben, aber so langsam neigt sich dieses schöne Festival auch schon wieder dem Ende zu. Klar sind 2-Tages-Festivals entspannter, wenn man berufstätig ist. Allerdings ist dann auch jedes noch so schöne Event schon wieder vorbei, sobald man sich dort so richtig eingefunden hat. Aber hinfort mit der Trauer, schließlich stehen die Top 3 erst noch in den Startlöchern und warten nur darauf, gehört zu werden.
Vorher mache ich aber noch einen kurzen Schwenk zur Schwarzer-Bock-Stage. Auf der gibt heute eine Tschechische JUDAS PRIEST REVIVAL-Band Songs der Legenden zum Besten. Die Herren haben sich extra in JUDAS PRIEST-würdige Lederkluften geschmissen und bringen alle Klassiker, die jene Band so groß gemacht haben. Allerdings ist der Sound vor Ort im Vergleich zur Hauptbühne nahezu unerträglich laut. Und so muss ich leider schnell wieder das Weite suchen, als „Turbo Lover“ aus den Boxen schallt.
Den Anfang des Zieleinlaufs machen CRISIX. Die braungebrannten Partymacher aus Barcelona kommen mir doch seltsam bekannt vor… Das T-Shirt eines vorübergehenden Zuschauers verrät es mir: Na klar, die Jungs waren letztes Jahr schon hier, als ich mir das RUDE noch als Besucher angeschaut habe. Und so hat sich das Konzept der Band seit dem letzten Jahr auch nicht großartig verändert. Besonders ist, dass alle Bandmitglieder gleichermaßen im Vordergrund stehen. Da gibt es keine Hierarchie aus Frontsau und Klampfern, denen Bassist und Drummer folgen müssen, nein! Das geht sogar so weit, dass nach der Hälfte des Sets Sänger Julián an den Bass wechselt und Klampfer „Busi“ das Mikro übernimmt.
Ob man nun ein großer Thrash-Fan ist oder (wie ich) eher nicht, ist bei dieser Truppe völlig Schnuppe. Ohne Gnade wird hier gegrowlt, geschrien und einfach Spaß gehabt! Da stimmt man gern mit ein. Außerdem gibt es (wie schon letztes Jahr) ein kurzes Covermedley von Bands wie PANTERA oder RAGE AGAINST THE MACHINE, was die ohnehin lockere Stimmung noch mehr aufheizt. Mit hunderten in die Luft gerissenen Händen, einem vergleichsweise riesigen Pit und der einzigen Wall of Death des Festivals veranstaltet CRISIX den totalen Abriss. Eine katalanische Flagge weht im Publikum, das lässt mich angesichts der politischen Situation des vergangenen Jahres kurz innehalten. Davon lässt sich die Band jedoch nichts anmerken. Fair enough – schließlich geht es hier um Metal, nicht um Politik.
Zeit für Old School
Bei solch einer Stimmungskanone haben es die Herren von VADER natürlich nicht besonders leicht, mitzuhalten. Die spielen allerdings ganz unbeeindruckt ein stabiles Set voller Klassiker und Stücke ihres letzten Albums „Dark Age“ vom Stapel. Und dabei zeigen sie , dass sie auch in ihrem Alter noch alles andere als eingerostet sind. Sound und Technik stimmen bei dieser Band, von der ich noch nie einen schlechten Auftritt erlebt habe. Und besonders Klampfer „Spider“ schmeißt ein punktgenaues Solo nach dem anderen von der Bühne.
Kaum sind VADER unter großem Applaus von der Bühne getreten, wartet die Menge auf den großen Headliner des Abends: KATAKLSYM. Auffällig ist, dass sich die Reihen im Vergleich zu vorhergehenden Bands merklich ausdünnen – ein Symptom, das auf dem RUDE bei den großen Headlinern allgemein recht häufig zu beobachten ist.
Nichtsdestotrotz ist das Feld noch dicht gefüllt, als die Kanadier mit leichter Verspätung die Bühne stürmen. Nach klassischer Manier blasen die Death Metal-Legenden um Rampensau Maurizio Iacono das Publikum mit Klassikern wie „The Black Sheep“ einfach davon. Etwas anderes bin ich von KATAKLYSM auch nicht gewohnt. Ungewöhnlich ist hingegen die große Zahl vor allem langer Ansprachen. Sänger Maurizio nimmt Bezug auf die – tatsächlich – auffallend große Zahl minderjähriger Zuschauer im Publikum. Zwei Kiddies bekommen sogar persönliche „Horns“ gezeigt.
(Von der großen Präsenz an Kindern auf solchen Veranstaltungen mag man halten, was man will. Fest steht, das tatsächlich ausgerechnet auf dem RUDE sehr viele Kinder unbehelligt herumtoben – was das Gelände aber auch hergibt. Kinder bis 12 erhalten sogar freien Eintritt. Veranstalter Jörg beschreibt das Festival in diesem Zusammenhang als „großes Familientreffen“ – mehr dazu im Aftermovie.)
Auf den Nachwuchs komme es in unserer Szene an, so Maurizio. Und damit mag er wohl recht haben. Weiterhin sei ein Festival ein Ort für Metalheads, um wirklich frei zu sein – und stimmt den Song „Outsider“ an. Alles schön und gut, aber mich beschleicht das Gefühl, dass die Band mit irgendetwas nicht ganz zufrieden ist. Und ich soll recht behalten: KATAKLYSM verlassen 10 Minuten vor regulärem Ende des Slots die Bühne ohne Zugabe. Einen solchen Abgang bin ich von der Band nicht gewohnt – trotzdem ein starker Abschluss für das diesjährige RUDE.
Scheene wars – ab in die Kojen!
Wir packen unsere sieben Sachen und marschieren zurück zum Camp. Mit platten Füßen und auch insgesamt ziemlich gerädert, was auch mit den langen Laufwegen zusammenhängen mag (am Samstag haben wir insgesamt 18 Kilometer geschafft – Schrittzähler sei Dank!) Darum gehts dann auch zügig in die Koje. Ein eher ruhiger Abschied also vom RUDE 2018.
Welchen Schluss ziehe ich also aus diesem Jahr? Nun, alles, was ich im letzten Jahr am RUDE lieben gelernt habe, war auch dieses Jahr wieder am Start. Die gemütliche Atmosphäre, die entspannte Location und das Bombenlineup – all das hat dafür gesorgt, dass das Festival rund 400 Gäste mehr hatte als erwartet (etwa 1000). Eine tolle Aussicht also für die nächsten Jahre. Expandieren wolle man nicht, so Veranstalter Jörg. Man dürfte also damit rechnen, dass die Zahl der Tickets irgendwann limitiert wird.
Ich lege dieses Event persönlich einfach jedem nahe, der ein Herz für Death- und Thrash Metal und kleine, schnucklige Festivals hat, die nicht überrannt sind und auf denen man noch die eine oder andere Perle entdecken kann. Schade waren die langen Wege aufgrund des Wetters. Die hätte jedoch kein Veranstalter der Welt verhindern können. Auch haben sich alle Besucher vorbildlich verhalten und es gab keine Zwischenfälle mit Feuer, was bei der Trockenheit nicht auszuschließen war. Ich bin auf jeden Fall nächstes Jahr wieder am Start und freue mich schon darauf, welche musikalischen Schätze die Veranstalter wieder zu Tage fördern werden!
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4 Kommentare
MIt Cliteater habt ihr dann wohl eines der Highlights verpasst (stimmungstechnisch). Für mich mit CYTOTOXIN eines der Highlights des RDUE 2018.
Kataklysm fand ich sehr merkwürdig. Das kennt man sonst nicht so von den Jungs. Erst wurde das meet & greet immer wieder verschoben und dann der verkürzte Auftritt. Man hatte das Gefühl Maurizio hatte Redebedarf….Ein Grund war nicht auszumachen! Oder?
Ja, das war sehr ärgerlich, aber wir hatten Probleme, wieder auf das Gelände zu kommen. Das Problem mussten wir natürlich erst lösen, bevor es für uns weitergehen konnte.
War schon komisch! Mehr weiß ich leider auch nicht. Vielleicht bekomme ich noch eine Rückmeldung vom Veranstalter zu dem Thema. Sollte das so sein, seht ihr das dann im Video!
Also das der Auftritt von Suffocation so enttäuschend war, hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich hab die Band letztes Jahr live auf dem Summer Breeze gesehen, und da haben sie eine ziemlich geile Performance abgeliefert, obwohl sie damals sogar „nur“ Kevin Mullen, dem Bruder von Frank, am Mikrofon hatten.
Hey! Natürlich ist das immer eine Geschmacksfrage, allerdings haben die vorhergehenden Bands die Latte ziemlich hochgelegt. Dahingehend waren SUFFOCATION dann eher schwach. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass Frank auf diesem Gig von Ricky Myers (DISGORGE) vertreten wurde, der sich wohl sogar die Haare abrasiert hat, um Frank noch ähnlicher zu sehen. Na, wenn das keine Ambition ist, dann weiß ich auch nicht…