DEAF ROW FEST VI – In Weite und Tiefe

In Jena heißt es in einer Woche wieder „Sieben (Bands) auf einen Streich!“, wenn das kuschelige Kassablanca die Türen für das diesjährige DEAF ROW FEST am 23.09.2017 öffnet. Ein langer Abend voll spannender Kapellen erwartet mich. Wie auch im letzten Jahr, bin ich mit einem Großteil der Bands, die vom Team eingeladen worden sind, noch nicht vertraut. Nachdem ich aber bei der vergangenen Auflage des Festivals vollkommen von der Fähigkeit der Gastgeber, ein überragendes Line Up zusammenzustellen, überzeugt wurde, stört mich dieser Umstand überhaupt nicht.

Vor allem die großen Headliner AHAB und ESBEN AND THE WITCH sind mir immerhin vom Hörensagen bekannt. Daneben können mich aber im Vornherein auch PIJN und SPOIWO überzeugen und lassen mich gespannt wie ein Flitzebogen den 23.09. herbeisehnen.

Wer ist DAS denn bitte … ?

Doomwalze AHAB aus dem beschaulichen Heidelberg tragen an diesem Abend besonders dick auf und werden ihr komplettes Debütalbum „The Call Of The Wretched Sea“ zum Besten geben. Ruhig und getragen, und doch deutlich mit weniger Schwere vermittelt das Berliner Post-Rock Trio ESBEN AND THE WITCH, das mit von zarten Klängen getragenen Frauengesang zum Träumen verleitet. Jetzt bitte ein bisschen Leiden und Weinen!

Older Terrors by Esben and the Witch

Ganz neu auf der Bildfläche sind die Briten von PIJN, die das Festival eröffnen werden. Grad erst frisch aus der Presse ist ihre erste EP gehüpft und überrennt mich schon beim ersten Reinhören mit einer aggressiv-atmosphärischen Mischung. Dazu ein Gesang, der mir die Kauleiste eindrückt und einer guten Portion Chaos sowie versöhnlichen, ruhigen Interludes. Wie sie so aus den Boxen schallen, bin ich noch skeptisch, verspreche mir aber ein überzeugendes Live-Erlebnis. Das Team des DEAF ROW beschreibt: „Man stelle sich vor, dass Aaron Turner mit OLD MAN GLOOM oder alten ISIS, im Gewand genau dieser zwei Bands, eine GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR Cover-Platte aufgenommen und seinen ekelhaft großartigen Gesang drauf gepackt hätte.“ Why not?

Aus der Asche von OMEGA MASSIF gestiegen – bzw. vom Gitarristen Michael Melches mitbegründet – werden CRANIAL ihr Brett über die Jenaer Bühne fegen lassen. Ebenfalls postig, aber deutlich rauer und gnadenloser als PIJN dreschen die vier Hamburger auf ihre Instrumente ein und walzen mit höchst effektbeladenen Gitarren und dem sich kaum davon unterscheidbaren Gesang durch die Walachei. Halt deine Dritten fest, sonst musst du sie später aus dem Putz pulen!

Dark Towers / Bright Lights by CRANIAL

SPOIWO kenn ich nicht. Hör ich rein und bekomme sofort Gänsehaut bis in den Himmel. Die Musiker waren bereits als Support für GOD IS AN ASTRONAUT unterwegs und schlagen mit ihrem Sound wieder den Bogen zum sehr ruhigen Teil des Abends, indem sie beeindruckend weite Klangflächen schaffen. Ich fühle mich ins letzte Jahr zurück versetzt als RADARE, die ebenfalls im Rahmen des DEAF ROW spielten, mich dank ihrer cineastischen Musik kunstvoll aus dem Konzertsaal in die Weiten meines Kopfkinos katapultierten. Ich bin mir sicher, dass auch die Polen in diesem Jahr für eine fantastische Ruheinsel während des langen Abends sorgen können.

Auch GOLD aus den Niederlanden sind für mich noch ein unbeschriebenes Blatt. Sie klingen auf den ersten Eindruck auch recht unaufgeregt. Atmosphärischer Frauengesang auf getragenen Gitarren. Effekte hier und da, manchmal verdickt mit einer ordentlichen Zerre zu kratzenden Klangflächen. Auch an Synthies wird hier nicht gespart. Überzeugen können sie mich jetzt und hier nicht – ich bin allerdings gespannt, ob sie mich live vor Ort abholen und begeistern können.

Optimist by GOLD

Den Sprung von Neuseeland nach Deutschland hat das musizierende Geschwisterpaar von A DEAD FOREST INDEX gewagt und somit möglich gemacht, endlich auch in unseren Gefilden zu spielen. Im vergangenen Jahr mit CHELSEA WOLFE auf großer Tour, bringen sie eine latent larmoyante und doch schwebende Atmosphäre hervor. Klares, ruhiges Riffing und zweistimmiger Gesang wissen mich erfolgreich einzulullen… und leider auch schnell zu langweilen.

In All That Drifts from Summit Down by A DEAD FOREST INDEX

Zwischen den Bands legt AEHM kunstvoll mit echtem(!) Vinyl auf und lässt die wabernde Atmosphäre auch über die Umbaupausen nicht zusammenfallen.

In die diesjährigen Bands (und noch viele weitere) kannst du auch über unsere handverlesenen Spotify-Playlist THIS is Metal! reinhören.

Was?                          DEAF ROW FEST VI

Wann?                        23.09.2017

Wo?                            Kassablanca Jena

Preis:                         20€ VVK / 25€ AK

Genre:                       Funeral Doom, Post Rock, Post Metal, Experimental, Instrumental, Alternative, Ambient

Bands:                     AHAB, ESBEN AND THE WITCH, SPOIWO, PIJN, CRANIAL, GOLD, A DEAD FOREST INDEX


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