DEATH BY DISSONANCE – Eine Inschrift aus Musik
DEATH BY DISSONANCE – „Epitaph“
Veröffentlichungsdatum: 30.11.2019
Länge: 49:46 Min.
Label: self-released
Genre: Modern Death Metal(core)
Manchmal kann ein Jahr gut für die musikalische Entwicklung sein, manchmal auch schlecht. Und manchmal führen schlechte Dinge zu etwas Gutem. Im Fall von „Epitaph“, dem ersten Langspieler der Ludwigsburger DEATH BY DISSONANCE trifft wohl Letzteres zu. Die Band musste 2019 einen herben Verlust hinnehmen, nämlich den ihres Gitarristen. Nach den damit verbunden Strapazen und der erfolgreichen Nachbesetzung, wurde neue Kraft getankt und Ende November erblickte das Album das Licht der Welt. Der Titel wurde sicher nicht grundlos gewählt.
KOPF FREI? BITTESEHR!
Wer mein Geschreibsel hier ab und an verfolgt hat, hat sicher mitbekommen, dass ich gern Klar- bzw. Wechselgesang mag und dass ich prinzipiell nicht auf Melodien verzichten möchte. Nun hat sich mein Geschmack in letzter Zeit auch etwas entwickelt, und ich sagte schonmal an anderer Stelle, dass es gern auch nur in die Fresse sein darf, hauptsache eingängig. Warum schreib ich das? Weil wir es bei „Epitaph“ mit genau dieser Spielart zu tun haben. Das wird bereits innerhalb von Sekunden nach dem Intro mit „Born From Ashes“ klar. Unmissverständlich wird die Richtung vorgegeben. Im Folgenden geht es permanent recht zügig und brutal (musikalisch betrachtet) zur Sache. Das hohe Tempo wird allerdings auch mal durch Stilwechsel oder Breakdowns gebremst, was zu Überraschungsmomenten führt. Ebenso angenehm abwechselnd sind die beiden Vokalisten. Sowohl tiefe (fast schon finster anmutende) auf der einen und hohe Töne auf der anderen Seite geben sich hier stimmungsvoll die mündliche Klinke in die Hand. Langweilig wird es dadurch zu keiner Zeit. Was mir dann in dem wilden Mix, der sich mal beim Core, mal beim Death und mal ganz woanders bedient, besonders gefällt, sind die melodisch aufgelockerten Momente. Als Highlight würde ich da „Spit On You“ oder „Faded Glory“ hervorheben.
Fühlt man sich dann bei „Haunted“ beispielsweise für einen Moment etwas beruhigt, wird dieser Eindruck schlagartig wieder abgewendet. Der Song sticht irgendwie auch völlig raus. Da steckt eine Schwermütigkeit drin, die fast schon bedrückend ist. Aber auf eine sehr positive Art und Weise. Es gibt auf „Epitaph“ sogar Augenblicke, bei denen ich Vergleiche zu HEAVEN SHALL BURN ziehen möchte. Vielleicht nicht in dieser Epicness, die nur die HSBler hinbekommen, aber Songaufbauten, Gesangsstrukturen und Texte lassen Anleihen durchblitzen. Das besondere Etwas, was die Band dann am Ende des Albums noch hervorzaubert, ist ein Stück namens „Traktat Eines Zweifelnden“. Man erkennt es natürlich: ein Song in deutscher Sprache. Ich finde sowas in dieser musikalischen Varianz immer spannend. Das kann auch schnell nach hinten losgehen, aber hier funktioniert es prächtig. Wenn die Melodien nun noch etwas besser in Szene gesetzte wären, hätte ich praktisch keinerlei Grund zu meckern. Wer aber mal wieder ein Album zum Kopf durchpusten sucht, wird hier fündig.
Autorenbewertung
Vorteile
+ abwechslungsreiche Vocals
Nachteile
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