Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über
DECAPITATED wegen Kidnapping-Vorwurf inhaftiert
Die polnische Tech-Death Metal Band DECAPITATED ist während ihrer aktuellen Tour „Double Homicide“ des Kidnappings einer Konzertbesucherin bezichtigt worden. Diese hatte sich noch in derselben Nacht nach dem Konzert vom 31. August in Spokane WA an die Polizei gewandt und die Bandmitglieder angezeigt. Eine Woche später, am 09. September, wurden die Musiker nach ihrer Show in Santa Ana CA festgenommen. Der Fall wird aktuell von einer Sonderabteilung geprüft.
Die Betroffene erklärte, nach dem Konzert gegen ihren Willen festgehalten worden zu sein. Unklar sei allerdings, wohin sie während des mutmaßlichen Vorfalls gebracht worden ist. Die Band wartet nun im Los Angeles County Jail auf ihre Auslieferung zurück nach Spokane und den Prozess.
DECAPITATED befinden sich momentan mit THY ART IS MURDER, GHOST BATH und FALLUJAH auf Tour durch Nordamerika, um ihr siebtes Album „Anticult“ zu promoten. Bisher hat die Band nicht verlauten lassen, ob die Tour fortgesetzt wird. Aber was feststeht, ist, dass sie viele – wenn nicht sogar alle – ihrer weiteren Tourdaten in Amerika nicht wahrnehmen werden können. Je nach Dauer und Ausgang des Prozesses könnte auch die sich im Oktober anschließende Europa-Tour betroffen sein. (Edit (14.09.): Die Tourdaten für EU/UK sind abgesagt worden.)
Was noch?
Die vier Musiker hatten sich bereits vor der Festnahme einen Verteidiger genommen, als sie auf die Anschuldigungen aufmerksam wurden. Sie hätten zudem angeboten, sich freiwillig den Behörden auszuliefern und den Fall zu klären, allerdings keine Reaktion erhalten. Steve Graham, der die Mitglieder in diesem Fall vertritt, sagte aus, dass die Geschädigte den Musikern freiwillig gefolgt sei und diese auch im Guten wieder verlassen habe. Das sei von Zeugen ausgesagt worden. Desweiteren sei er besorgt, dass die Band Wochen im Gefängnis schmachten würde, bevor sie tatsächlich ausgeliefert würden.
Sollte das Gericht die Bandmitglieder tatsächlich verurteilen, winken den vier Musikern harte Strafen. In Spokane werden Schwerverbrechen mit acht (Class B) oder 20 (Class A) Jahren Gefängnis oder mehr bestraft. Die Kaution ist momentan auf 100’000$ festgesetzt. Wir halten euch über die weitere Entwicklung des Falles auf dem Laufenden.
Update (12.09.2017)
Laut spokesman.com sind Gerichtsunterlagen verfasst worden, in denen deutlich detailliertere Zeugenaussagen der Geschädigten und einer Freundin derer, die sich ebenfalls in besagter Nacht in Gesellschaft der Band befunden haben soll, verzeichnet sind. Ich erspare dir die Einzelheiten des von den Frauen ausgesagten Tathergangs. Letztendlich geht daraus hervor, dass Sänger, Schlagzeuger und Bassist der Band sexuelle Übergriffe gegen den Willen der Betreffenden getätigt haben sollen. Unterlagen behandelnder Ärzte bestätigen Blutergüsse und Schürfwunden an den Körpern beider Frauen. Der Gitarrist der Band sagte aus, er habe zwei seiner Bandkollegen bei besagtem Vorfall beobachten können. Die Entnahme von DNA Proben wurden von beiden verweigert, sie verlangten jedoch nach einem Übersetzer sowie weiterer rechtlicher Vertretung.
Wenn du dir weitere Details antun möchtest (ja, das soll als Triggerwarnung verstanden werden), findest du hier einige Zeugenaussagen, die in den Gerichtsunterlagen verzeichnet sein sollen.
IMHO
Ich hoffe sehr, dass die Anschuldigungen nicht wahr sind … aber was, wenn doch?
Grundsätzlich riecht das ganze nach einer faulen Sache. (Edit (12.09.): Zumal es äußerst fragwürdig ist, dass Unterlagen dieser Art vor Abhandlung des Falles an die Öffentlichkeit gelangen.) Allerdings obliegt es weder mir noch dir, über den Fall zu urteilen. Dafür gibt es Gesetze und Rechtssprechungen. Das Überschreiten von persönlichen Grenzen ist ein heikles Thema, das schon im Kleinen und für einen selbst immer wieder schwer einzuschätzen ist. In den ’sozialen‘ Medien wird allerdings dennoch immer wieder bei Vorfällen wie diesem ausreichend spekuliert, beschuldigt und geurteilt. Ich bitte dich, sieh von Kommentaren dieser Kategorien – egal für oder gegen welche Seite – ab. Sie sind respektlos und ekelhaft. … my 2 ¢
Edit (14.09.): Die Band hat sich nun selbst zu Wort gemeldet. Auf ihrer Facebookseite ist Folgendes zu lesen:
„While we are not perfect human beings, we are not kidnappers, rapists, or criminals. As such, we strongly deny the allegations that have recently been brought against us.
We ask that everyone please reserve their judgement until a definitive outcome has been reached, as charges have yet to be pressed. Full testimony and evidence will be presented in due time, and we have faith in that process.
As there is uncertainty regarding a timeline for prospective proceedings and out of respect for fans and promoters, due to the severity of the claims, we have cancelled all planned touring.
All social media platforms have been temporarily disabled as they have been used as destinations for defamatory and malicious remarks. We would like to point out that the statements in the published police report were given prior to an arrest. At that point, no member of the band was aware of an active warrant being issued.“
Edit (15.12.): Laut The Spokesman-Review sind DECAPITATED kürzlich aus der Haft entlassen worden, müssen aber weiterhin in Washington verbleiben, um auf ihre Gerichtsverhandlung zu warten. Sie sind momentan an verschiedenen Stellen wohnhaft und haben keinen Kontakt zueinander ohne das Beisein ihrer Anwälte. Der Verhandlungstermin, ursprünglich festgesetzt auf den 18. Dezember 2017, ist auf den 19. Januar 2018 vertagt worden.
Ein Mitgleid des polnischen Parlaments bat am 09. Dezember darum, die Band auf Kaution freizulassen, bis der Fall geklärt ist.
Außerdem meldete sich Andy Marsh von THY ART IS MURDER als Zeuge vor Gericht zu Wort, der die Konertbesucherin im Mosh Pit gesehen haben will, wie sie dort getanzt und ihre Arme an den Wellenbrecher geschlagen habe.
Edit (05.01.2018): Wieder berichtet der Spokesman über die sich noch in Washington befindliche Band. Die Anklage gegen die Mitglieder wurde fallengelassen. Sie können nach vier Monaten Festsetzung in Amerika wieder nach Polen in ihre Heimat zurückkehren. Laut der Antragsschrift, mit der für ihre Freilassung plädiert wurde, sei selbige im Sinne der Justiz sowie mit dem Wohlbefinden der Klägerin zu begründen.
Der Fall zog sich aufgrund der Gründlichkeit seiner Bearbeitung, wie die Befragung vieler Zeugen, über diesen langen Zeitraum. Vor zwei Wochen sei ernsthaft Zweifel an der Aussage der Klägerin gegen die Band entstanden, da sie im Prozess gestand, 2014 in einem Fall Falschaussagen gegenüber der Polizei gemacht zu haben und wurde damit als nicht vertrauenswürdig eingeschätzt. Außerdem habe die Polizei in Spokane keine Idee davon gehabt, was genau auf Metal Konzerten geschieht, was die Prellungen der Frauen verursacht haben könnte. Im Nachhinein wurde durch viele Zeugen bestätigt, dass sie sich diese im Moshpit zugezogen haben müssen, da sie sich dort befunden hätten.
Wenn ihr, oder jemand den ihr kennt, Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht habt, dann lasst euch bitte helfen. Dafür gibt es zahlreiche Anlaufstellen, zum Beispiel das unabhängige Hilfetelefon des Bundes unter 0800 22 55 530. Egal welchem Geschlecht ihr angehört, die Beratungsstellen sind für euch offen und sind von gut ausgebildeten Personen besetzt. Es gibt einen Ausweg.
Das „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ ist die bundesweite, kostenfreie und anonyme Anlaufstelle für Betroffene von sexueller Gewalt, für Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Kindern, für Fachkräfte und für alle Interessierten. Es ist eine Anlaufstelle für Menschen, die Entlastung, Beratung und Unterstützung suchen, die sich um ein Kind sorgen, die einen Verdacht oder ein „komisches Gefühl“ haben, die unsicher sind und Fragen zum Thema stellen möchten.
Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über