Von Dämonen und Trugbildern: DELIRIA
DELIRIA – „PHANTASM“
Veröffentlichungsdatum: 03. Mai 2024
Label: Eigenveröffentlichung
Länge: 46:33
Genre: Post Black Metal
An den sonnigen Küsten Kaliforniens, im Schatten der Metropole San Francisco wurde die Band DELIRIA im Jahr 2017 von David Scanlon (DAWN OF OUROBOROS) gegründet. Der Klang, der so gar nicht an die sonnendurchflutete Landschaft des US-amerikanischen Westens erinnert begeisterte Sänger Adam Rupp (KILL THE MESSENGER) einzusteigen. Noch im Gründungsjahr wurde zusammen mit Schlagzeuger Jared Klein (RIVERS OF NIHIL) das Debutalbum „Nausea“ aufgenommen und veröffentlicht. Im darauffolgenden Jahr wuchs die Band weiter, sodass sich DELIRIA immer weiter von vorgefertigten Arrangements verabschieden konnten. Als neue Mitglieder stießen Gitarrist Brent Rockwell (THE UNDYING) und Bassist Jade Forsythe (ARCANE EXISTENCE9 sowie Schlagzeuger Andrew Baird (FALLUJAH) hinzu. Letzterer war noch an den Aufnahmen zum Album „Phantasm“ beteiligt, ist inzwischen jedoch nicht mehr Teil der Band. Durch den jüngsten Wechsel im Line-Up sitzt nun Brandon Clevenstine (SYMBOLIK) am Schlagzeug.
Konflikte im Inneren
In acht Liedern widmen sich DELIRIA erbitterten Kämpfen. Doch finden diese Schlachten nicht auf blutigen Feldern, in feindseligen Eiswüsten, infernalen Feuern oder massiven Festungen statt. Stattdessen geht es auf „Phantasm“ um Kämpfe, die in den Sphären von Seele, Unterbewusstsein und emotionaler Realität ausgefochten werden. Verführerische Trugbilder und besitzergreifende Dämonen lullen den Protagonisten ein und versuchen, ihn in tiefe Abgründe zu reißen. Zwischen depressiven Schüben, spirituellen Erleuchtungen, gefährlichen Sinnestäuschungen und selbstmächtigen Phasen ringt die geschundene Seele mit den Dämonen und mit sich selbst. Stets nah am Abgrund der Vergessenheit zieht sich der ewige Kampf um den Aufstieg aus der Dunkelheit.
Atmosphärische Parabel
Der erste Track „Smoke & Mirrors“ beginnt unerwartet melodisch und mag in den ersten neunzig Sekunden eher an Metalcore oder Post Hardcore erinnern. Dann aber eröffnet sich mit dem Einsatz des Gesangs ein tiefer Strudel in die Untiefen des Post Black Metal. Mit rasender Geschwindigkeit werden die Hörenden in eisig kalte Gefilde torpediert, denen man auch Bezeichnungen wie Atmospheric Black Metal, Depressive (Suicidal) Black Metal, und sogar Doom Metal andichten kann. Melodische Stellen wie die frostige Leadgitarre in „Gemini“ gehören fortan zu einer seltenen Art, bis erst im abschließenden Longtrack „Oblivion“ wieder farbenfrohere Klänge Einzug erhalten.
DELIRIA präsentieren solide und souverän ein Album, das weder thematisch noch musikalisch mit großen Überraschungen aufwartet. Von der Aufmachung bis zur Performance ist „Phantasm“ frei von Mäkeln. Gleichzeitig fehlt es weitestgehend an Aha-Momenten, die für ein nachhaltiges Wiedererkennungspotenzial sorgen. Da DELIRIA aber dermaßen souverän performen, stört das beim Hörvergnügen keineswegs.
Das Promomaterial wurde uns mit freundlicher Unterstützung von C-Squared Music zur Verfügung gestellt.
Autorenbewertung
Vorteile
+ starke Mischung aus Black und Post Black Metal
+ gelungener roter Faden
Nachteile
- kaum Nachhaltigkeit
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