PANOPTICON – Revisions of the Past
Veröffentlichungsdatum: 29.07.2016
Dauer: 2x 50 Min.
Label: Bindrune Recordings

Das Ein-Mann-Projekt des Amerikaners Austin Lunn versucht mit vorliegendem Release zwei Alben der vergleichsweise älteren Diskographie nicht nur wiederzuveröffentlichen, sondern in teils deutlich überarbeiteter Form in einen neuen Kontext zu stellen. „Revisions of the Past“ präsentiert uns zum einen das Werk „On the subject of mortality“, welches damals zuerst aufgeteilt auf zwei Splits mit SKAGOS und WHEN BETTER SPRING SLEEPS herausgebracht wurde, und das 2011er Album „Social Disservices“. Das Ganze wurde nicht nur neu gemixt und gemastert, sondern teilweise neu eingespielt und zudem optisch mit neu gezeichneten Artworks (welche sich jedoch an den originalen Covern orientieren) und Hintergrundinformationen ausgestattet. Rein von quantitativer Seite somit schon einmal „Value for Money“.

Doch wie schaut es mit der Musik an sich aus? Lohnt sich eine Anschaffung für jene, die mit der Musik des Black/Folk/Post Metal Projektes noch nicht vertraut sind, oder für jene, welche die alten Alben gar schon kennen?

On the Subject of Mortality

„Living in the shadow of the valley of death“ beginnt mit fanfarenartigen Samples aus Ingmar Bergmans Filmklassiker „Das siebente Siegel“. Ich vermute, einige von euch werden diese legendären Töne schon des Öfteren vernommen haben, selbst wenn sie den Film noch nicht gesehen haben, da Ausschnitte dessen von vielen Interpreten der düsteren Metalmusik verwendet werden, wie etwa auch bei FUNERAL MISTs Hassbrocken „Salvation“. Als Kontrast dazu, startet der eigentliche Song jedoch luftig post-rockig mit sphärischen Gitarren und dem für Lunn typischen Schlagzeugspiel, bis sich nach wenigen Minuten härtere Gitarren und Blastbeats dazugesellen und sich der gesamte Song zu einem typischen PANOPTICON-Song entwickelt – welcher Epik beinhaltet, teils rasend, teils verträumt daherkommt und auch mit interessanten Leadgitarren zu überzeugen weiß.

Diese Stilistik spiegelt grob das gesamte Album wieder. Was jedoch auffällt ist, dass die folkloristischen Elemente im Gegensatz zu etwa „Roads to the North“ oder dem aktuellen Output „Autumn Eternal“ recht stark zurückgeschraubt wurden. Dies erzeugt eine, wie ich finde, kältere und entrücktere Stimmung, als man es sonst vom Projekt gewohnt ist. Dafür gesellen sich ein paar elektronische Beats in „…seeing…“ dazu und verstärken noch den Eindruck dieser beschriebenen Atmosphäre. „Watching you“ beendet das Album so ähnlich, wie es begann – inklusive Samples aus alten Filmen. Obgleich der definitiv vorhandenen Qualität, empfinde ich das Album als etwas unauffällig im Schaffen PANOPTICONs, was jedoch Meckern auf sehr hohem Niveau ist, denn es finden sich tolle Spannungsbögen, ergreifende Melodien und ein kraftvoller rauer Charme zu jeder Sekunde im Songmaterial wieder.

 Social Disservices

Der zweite Teil der Compilation beinhaltet das 2011er Album „Social Disservices“, welches mit „Resident“ extrem ruppig und hart startet. Die Gitarren tönen düster und vom verträumten Charme anderer Alben (wie zum Teil bei „On the subject of mortality“) ist hier wenig zu spüren. Diese Verträumtheit kommt aber in der zweiten Albumhälfte in Ansätzen zurück. In diesem Sinne stellt das Album für mich definitiv eine Besonderheit in der eigenen Diskographie dar. So schwarzmetallisch klang PANOPTICON eigentlich nur noch auf dem selbstbetitelten Debüt. Die musikalische Untermalung passt, meiner Meinung nach, jedoch perfekt zur Thematik, welche, wie es auch der Albumtitel andeutet, die Geschichte eines gepeinigten Wesens in den Strukturen der heutigen anonymisierten Welt, in der der Mensch (scheinbar) kein Individuum mehr, sondern nur ein „Patient“, „Client“ oder auch „Subject“ ist, aufzeigt. Dieser Song, und der abschließende Monolith „Patient“, ist es auch, welcher am ehesten an die neueren Werke erinnert und deutlich variabler in seinen Stilistiken agiert. Das Ganze erzeugt eine sehr beklemmende Stimmung, die zudem von den Justierungen am Klang des Albums im Rahmen der Wiederveröffentlichung profitiert, doch dazu gleich mehr.

Altes in neuem Gewand

Ich war vor dem Release der Wiederveröffentlichung noch nicht mit dem Ursprungsmaterial vertraut und habe somit zuerst den überarbeiteten Klang gehört und mich im Vergleich dazu danach noch einmal mit den alten Veröffentlichungen auseinandergesetzt. Meiner Meinung nach profitiert speziell „Social Disservices“ enorm von den klanglichen Veränderungen, da das Original deutlich weniger kraftvoll klingt und bei weitem nicht diese Intensität in der Stimmung erzeugen kann. „On the Subject of Mortality“ klingt in der neuen Version differenzierter und runder, stellt im Kern aber eher klassischeres Re-Mixen und Re-Mastern dar und macht damit keinen allzu großen Sprung in der klanglichen Anpassung.

Somit empfinde ich die klanglichen Veränderungen teils als deutliche Verbesserung. Jedoch empfehle ich jedem, bei Interesse gegenzuhören und abzuwägen, denn den alten Versionen ist ebenfalls ein roher Charme nicht abzusprechen.

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