Der ganz kleine Bruder von Rammstein
MASCHINIST : Willkommen
Veröffentlichungsdatum: 1.3.2016
Dauer: 38 min
Label: Eigenproduktion
Wenn man den Namen MASCHINIST hört, dann weiß man eigentlich sofort was Sache ist. Es wird sich wohl um „Neue Deutsche Härte“ handeln, einem Musikstil, welcher vor allem von einer Band geprägt ist und an der sich nun alles messen muss: RAMMSTEIN. Und hier haben wir schon das erste Problem, welches unüberwindbar zu sein scheint. Wie soll man sich mit so einer Band messen? Ich persönlich halte das für unmachbar. Die einzige Möglichkeit ist, etwas komplett Neues zu entwickeln, etwas, was die Welt so noch nicht gehört hat. Etwas einzigartiges, neues, spannendes, mitreißendes, ekstatisches, hartes, extremes! Etwas, was dem Hörer zu verstehen gibt: „Wir sind nicht der kleine ungeliebte Bruder, sondern eigenständig und ernst zu nehmen!“.
Genau das hat MASCHINIST………………………NICHT!
Aber wir fangen von vorn an. Mit ihrem Debüt-Album „Willkommen“ haben die 4 Herren aus Nürnberg uns 11 Songs geschenkt, die man sich anhören kann. Jetzt fragt man sich natürlich gleich: „11 Songs….da kenne ich eine Band aus demselben Gerne, die auch immer genau 11 Songs auf den Alben haben“. Na ja, sicher nur ein Zufall. Zumal der erste Song eigentlich gar keiner ist. Dieser heißt „Intro“ und klingt wie die Musik des Ladebildschirms eines Kriegscomputerspiels aus den 90ern. Und dann hat auch noch das nächste Lied ein eigenes Intro, welches völlig anders klingt. Da stellt man sich doch die Frage, ob die CD einfach voll werden musste, um den 11. Song doch noch zu haben…
Aber soweit muss man erst mal kommen!
Ich gebe es zu, die CD ist nicht mehr brandaktuell, sie liegt auch schon seit Ewigkeiten auf meinem Schreibtisch. Aber ich habe mich die ganze Zeit gedrückt, weil ich nicht enttäuscht werden wollte. Wirklich, das Digipack sieht aus wie zu Beginn der 90er. Da frage ich mich: „Wo sind die letzten 20 Jahre ästhetischer Entwicklung hin?!“. Und wenn es nun mal aussieht, wie es aussieht, dann findet so eine CD nur selten den Weg in den CD-Spieler. Ein Glück, dass sie es dennoch geschafft hat. Was wäre ein CD-Review ohne Musik? Das wäre wie Schule ohne schwänzen! Und das will nun wirklich niemand!
Die 90er sind zurück!
Wie schon erwähnt, hören wir erst ein Intro, bis es zur eigentlichen Musik geht. Nach dem zweiten Intro bricht nun endlich der Schwermetall über uns herein. Dies geschieht allerdings nur, wenn wir ein Schwerlastregal neben den Boxen umschubsen! Die Musik selbst ist sehr einfach, die Gitarren sehr freundlich abgestimmt und das Keyboard viel zu dominant. Ex-PERAGON Frontmann Stephan Rußler stimmt mit schwerer Stimme die ersten Zeilen an. Dabei hat man das Gefühl, dass er zu viel LINDEMANN gelesen und MESHUGGAH gehört hat: Die Texte orientieren sich komplett an denen von LINDEMANN, allerdings fehlt ihnen das gewisse Etwas. Wenn man dann noch Zeilen hört wie „Keine Panik auf der Titanic“, dann vergeht einem schon dezent die Lust. Dadurch fällt es sehr schwer sie ernst zu nehmen und aus voller Brust mitzusingen. Da hilft es auch nicht, dass die Stimmvariabilität im Prinzip nicht gegeben ist. Ähnlich wie bei MESHUGGAH, nur das die halt extrem, verrückt, mitreißend sind und gute Texte haben (oder zumindest Texte, mit denen man arbeiten kann). Die Musik klingt verspielt und ist trotzdem monoton. Die Keyboards sind immer und überall und versuchen krampfhaft Stimmung zu erzeugen. Die Gitarren sind nicht hart und mitreißend, sondern fast schon seicht. Die Riffs sind langweilig und das Schlagzeug versprüht nicht die Lebensfreude die man sich erhofft. Ach ja: das Ganze klingt wie frisch aus den 90ern.
Alles in allem muss ich sagen, dass ich es nicht geschafft habe, die Platte mehr als 2 Mal zu hören. Auch weil die Songs so gleich und monoton sind, dass ich keinen Anreiz dazu gesehen habe.
Ich möchte aber auch betonen, dass meine Einstellung sehr von anderen Bands der NDH geprägt ist. Weiterhin handelt es sich hier um ein Debüt-Album, was auch noch selbst produziert wurde. Als ich die Widmung in der Platte gelesen habe, habe ich ein ganz schlechtes Gewissen bekommen, da die 4 aus Nürnberg sehr sympathische Zeitgenossen zu sein scheinen, die live sicher auch eine Menge Spaß machen! Deshalb fordere ich euch trotzdem auf: hört es euch an und sagt mir, was IHR davon haltet! So viel Zeit muss sein!
〈Anm. d. Red.: Wir empfehlen dazu auch den Artikel unseres Scheffplüschhasen Alex. Guggste hier: Es gibt keinen Welpenschutz〉
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4 Kommentare
CD reinlegen! Klingt immer besser als mp3 😉
Ich muss sagen, für ein selbstproduziertes Album klingt es ausgesprochen gut. Glasklar, mit einem satten Bassfundament und – im Gegensatz zu Rammstein – ohne hörbar zu übersteuern.
Das hilft aber alles nichts, wenn die Musik nicht gut ist. Für mich klingt der Maschinist wie eine Mischung aus Eisbrecher und Rammstein, ohne an die beiden heranzukommen. Wie man das ändern könnte? Für den Anfang würde ich empfehlen, einfach mehr Tempo reinzubringen und sich ein bisschen Inspiration bei den Apokalyptischen Reitern zu holen, vor allem vom letzten Album (Tief.Tiefer), das ebenso einen starken Industrial-Einschlag aufweist. Außerdem muss u. a. der Gesang unbedingt variabler werden. »Mein Herz brennt« – was soll das sein? Klingt wie eine Ballade und wird vorgetragen (vorgehaucht) wie ein Plan eines irren Stalkers (mein Herz brennt und deins schneide ich heraus).
Ja, da gehe ich mit. Eine Frage: mit was für einer anlage hast du das denn gehört, wenn das vom sound für dich gut klang und rammstein übersteuert?
Bei dem Titel „Mein Herz Brennt“ habe ich mir ähnliches gedacht…. (wobei der Song aufgrund des Titels schon keine Chance hatte)
Ich hab hier ADAM ARTist-3-Boxen, aber das war ein Sonos-iPod-Dock eines Kumpels, bei dem mir die Übersteuerungen aufgefallen sind (kann aber auch an der Box liegen, wenn ich’s mir recht überlege).