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Der Tod: Part 2? – BELTEZ

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BELTEZ – Exiled, Punished…Rejected
Veröffentlichungsdatum: 23.06.2017
Länge: 46:18 Min.
Label: Brethard Records
Stil: Black Metal

Schon seit 2002 aktiv – aber mit erst einem Album am Start – ließen BELTEZ 2013 „Tod: Part 1“ auf die wütende Meute los. Die zweite LP verband die aggressive Seite der zweiten Welle mit den atmosphärischen und suizidalen Tönen der neuesten Bands. Melodisch und ganz ohne Synthesizer gingen sie zu Werke, damit sprachen sie viele Leute an. Wie ihr seht, konnte mich das letzte Album begeistern. Aber können die Kölner da nachlegen?

Eins ist klar, thematisch erwartet mich kein „Tod: Part 2“. Auch wenn sich die Texte vage in die gleiche Richtung bewegen, vertonen sie hier eine darauf folgende Geschichte. So wurde die Welt auf Wayne Barlows Roman „God’s Demon“ aufgebaut. Sie sind also gereift. Zumal diese LP die erste ist, auf der man in einer festen Besetzung spielt. Bestätigt wird das für mich auch durch das deutlich ansprechendere Artwork. Das korrespondiert zudem mit der Musik: verworren wie das Geäst des gezeigten Baumes sind auch die Schreie des Sängers. Der Tod ist weiterhin omnipräsent, wer hätte es bei düsterer Musik auch anders erwartet. Ob die Musik bei mir Wurzeln schlägt, wird sich noch zeigen.

Das stimmige Intro „Prelude“ soll auf die kommende dreiviertel Stunde Lust machen. Finster und simpel dudelt sie vor sich hin, mündet in einem typisch epischen Ende. An sich gibt es daran nichts zu meckern, ich hab es bloß schon so oft in der gleichen Ausführung gehört. Was technisch beeindruckt, ist die zielstrebige moderne Produktion. Der kann ich so einiges abgewinnen, besonders auf dem zweiten Titel „Adamantinarx“. Es prallen gleich so viele melodische Passagen auf mich ein, dass sich Ausweglosigkeit breit macht. An dem Quintett komme ich nicht so schnell vorbei, wie zu Eingang gedacht. Sie verteilen sorgfältig Höhepunkte und Schwerpunkte, auf die man gespannt wartet.

Leider wird diese Erwartungshaltung schon bei „Repent and Restless“ zerstört. Einen epischen Song zu schreiben, verlangt den meisten Bands im Post Black nicht viel ab. Jedoch die Struktur interessant zu machen, fällt da deutlich schwerer. Dabei gilt es, die Spannungskurve jedes einzelnen Albums so zu gestalten, dass niemand nach der Hälfte einschläft. In einer Hinsicht packen BELTEZ das: Ich vermag zwar vorherzusehen, was die nächste Passage sein wird, aber nicht wohin mich das Lied am Ende treibt.

Wie gut, dass „Algol“ viel seichter daher kommt und die Betonung ändert. Der Post Metal steht für knappe vier Minuten im Vordergrund. Leichte und verblüffende Melodien im Hintergrund runden den Leidensweg des wohl ältesten arabischen Sternnamens in der westlichen Welt ab – danke Wikipedia! Dass danach gerade der Titel-Track „Exiled, Punished… Rejected“ nicht schwächeln darf, ist hoffentlich jedem klar. Genauso haben dass auch die Jungs von BELTEZ gesehen und prompt mein liebstes Lied ihres gesamten Katalogs gezaubert. Vom Intro über die gleichförmige Mitte bis hin zum trottenden Outro scheint alles zu stimmen.

Da kann man auch davon absehen, dass das folgende „Soulweaving“ etwas zähere Kost ist. Dort sagen sie alles das, was schon längst gesagt wurde. Und wer sich da denkt, „Oh, das ist eine tolle Zusammenfassung!“, sei an die Länge erinnert. Über die letzten 13 Minuten ereignet sich nichts, was nicht bereits abgearbeitet wurde. Vielleicht sollte der „Sprechgesang“ in der Mitte das ausgleichen, doch der vermag mich nicht zu begeistern. Das Riff dröhnt dafür wenigstens ordentlich und gleicht die schwache Struktur für mich aus. Es ist alles doch nicht immer so schwarz und weiß wie es scheint: BELTEZ mögen es wohl in einem deftigen Grauton.

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Bandcamp

Bild mit freundlicher Genehmigung von Beltez

Autorenbewertung

7
Hier wurde an einem tonangebenden Werk für die eigene Diskographie getüftelt. Der Gesang, die ewigen Blast-Beats und anmutigen Lead-Gitarren zimmern eine enge, bedrückende Waldhütte. Einmal in dieser angekommen, möchte ich mich nur noch einschließen und im Leid schwimmen. Wer hier die Ohren spitzt und auf Details achtet wird, ähnlich wie bei SOLBRUDs neuester Erscheinung, sofort eingesaugt in eine Welt aus Post, Black und Death Metal. 
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ eingängig
+ relativ kompakt
+ grandiose Produktion
+ monumentale Metaphorik, sowohl musikalisch als auch inhaltlich

Nachteile

- eintöniges Drumming
- sehr repetitiv
- stimmungsabhängig

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