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Der „Würgegriff“ ist zurück! KVELERTAK

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Veröffentlichungsdatum: 13. 05. 2016
Dauer: 47:06
Label: Roadrunner Records

KVELERTAK. Ein Bandname, der spätestens seit 2010 große Wellen geschlagen hat. Selten schaffte es eine Band, einen derart kometenhaften Aufstieg hinzulegen. Schon die ersten beiden Platten der verrückten Norweger überzeugten Kritiker und Fans von dem Können der Newcomer. Beide Rohlinge definierten den energiegeladenen Black ’n‘ Roll-Stil, welcher die Band an die Spitze der Metalcharts katapultieren sollte. So war die Sehnsucht nach einem neuen Album natürlich riesig.

Und da ist es nun.

Auch meine Erwartungen waren dementsprechend hochgeschraubt. So habe ich leider seit mehreren Jahren das Problem, schwer von Neuem begeistert zu werden. Man kennt doch dieses Gefühl, alles schon mal gehört zu haben. KVELERTAK haben mich damals mit ihren beiden Vorgängeralben tatsächlich vom Hocker gerissen. Können die Norweger also ihr Niveau halten oder geht es nicht besser ?

Beim ersten Durchhören der neuen Platte fällt sofort auf: „Da ist etwas anders“, aber irgendwie auch nicht. Was das heißt? Man startet wie gewohnt und mit voller Kraft in den 9 Track langen Longplayer, der mit „Dendrofil For Yggdrasil“ einen wahren Black Metal-Kracher an den Anfang des Albums setzt und schon gut Laune macht. Jedoch fällt hier schon auf, dass der Song fast schon progressiver ist, als das, was man normalerweise von KVELERTAK an sich, bzw. vom Vorgängeralbum  „Meir“ kennt. Mit dem vorab veröffentlichten „1985“ schlägt das Album dann unerwartet ganz andere Seiten auf. Da rumpelt plötzlich ein cooles Rock-Riff, welches auch aus den Siebzigern stammen könnte, aus den Boxen. Jedoch auch hier mit der üblichen Prise „Party-KVELERTAK„. Auf jeden Fall der außergewöhnlichste Song der Platte. Den Rest des Albums dominiert die übliche Mixtur aus Rock, Black-Metal und energiegeladenem Gekreische. Und das funktioniert. Wobei trotzdem häufig auffällt, dass KVELERTAK plötzlich durchdachter klingen. Man versucht progressiver und verspielter zu wirken. Trotzdem gibt es immer noch die Stellen, an denen ein bis zwei Riffs bis zum Erbrechen gezogen werden. Das war auch einer meiner Kritikpunkte an den Vorgängern. Zum Reinhören empfehle ich auf jeden Fall die Tracks „Berserkr“ und den Titelsong „Nattesferd“, welche neben dem Eröffnungstrack alle Facetten des Albums gut darstellen. Mal schnell treibend, mal übertrieben groovend. Erwähnenswert ist aber auch der neunminütige Epos „Heksebrann“, bei dem die Jungs musikalisch nochmal alle Register ziehen.

Man kann KVELERTAK vorwerfen, was man will.

Langweilig wird es jedenfalls nicht. Man ist bedacht mit neuen Ideen zu spielen. Trotzdem hatte ich zu keiner Sekunde das Gefühl, nicht KVELERTAK zu hören. Dem Leitfaden aus voller Power und gutem Riffing bleibt man sich trotzdem bis zum Schluss treu. Wer mit dem „Gute-Laune-Black-Metal“ der Norweger bisher nichts anfangen konnte, wird auch mit dieser Platte kein KVELERTAK-Anhänger werden. Denn KVELERTAK machen auch, trotz „progressiveren“ Einflüssen, immer noch dasselbe wie schon auf den Vorgängern. Manch einer kann da jetzt natürlich nach Veränderung schreien. Aber der geneigte Metalfan sollte sich auch im Hinterkopf halten, dass zu viel „Neue Progressivität“ schon einigen Bands nicht so gut getan hat. Man kann „Nattesferd“ getrost als Weiterführung von „Meir“ betrachten. Nur mit noch mehr Riffing und noch mehr Melodie. Und gerade deswegen gilt eine klare Kaufempfehlung für all jene, welche sich auch mit den Vorgängern anfreunden konnten.


Dies ist ein Gastbeitrag von: Benjamin.

Autorenbewertung

7
Wo KVELERTAK drauf steht ist auch wieder KVELERTAK drin. Solides Black`n`Roll Album mit durchdachten Neuerungen.
ø 3.6 / 5 bei 4 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

- Gutes Riffin
- Energiegeladen bis zum Ende

Nachteile

- teilweise zu lang gestreckte Parts

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1 Kommentar

  1. 5. Juni 2016 bei 12:37 — Antworten

    Ich habe mir „Nattesferd“ vor ein paar Wochen gekauft und seitdem läuft die Platte bei mir rauf und runter.
    Der verspielte Stil von Kvelertak ist meiner Meinung nach herausragend, zumal es auch immer wieder spannend ist, wie sie verschiedene Stile miteinander kombinieren (vor allem bei den Songs „1985“, der aber irgendwie nicht so 100%ig in das Konzept reinpassen will, und dem sehr stonerlastigen „Nekrodamus“).
    Leider streckt sich aber bis auf den Abschlussong das letzte Drittel in meinen Ohren irgendwie.
    Nichtsdestotrotz ein würdiger Nachfolger für „Meir.

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