Des Alptraums zweiter Streich
CAUCHEMAR – „Chapelle Ardente“
Veröffentlichungsdatum: 03.06.2016
Dauer: 40:33
Label: Nuclear War Now! Productions
Anfang Juni sollte es also soweit sein. CAUCHEMAR, eine Band, die ich schon seit ihrer Anfangstage aufmerksam verfolge, bringen ihr zweites Album raus. Getauft wurde das neue Werk auf „Chapelle Ardente“, was so viel wie „glühende Kapelle“ heißt. Doch ist ihre neue Platte wirklich so glühend?
Der Alptraum soll also weitergehen. Welcher Alptraum denn? So manch einer, der in der Schule im Französisch-Unterricht besonders gut aufgepasst hat, weiß es natürlich schon. Genau, „Cauchemar“ heißt „Alptraum“. Doch bei diesem Alptraum wünscht man sich, dass er etwas länger andauert. Ich nehme es vorweg: ich mutmaße jetzt einfach mal, dass CAUCHEMAR mit „Chapelle Ardente“ endlich den Durchbruch in der Doom-Szene schaffen werden. Ok, sie werden jetzt den dauerkiffenden Doomhead nicht sonderlich beeindrucken (eher in Hektik verfallen lassen), aber jeder, der auf Old-School-Doom steht, wird in diesem Jahr an dieser Veröffentlichung wohl kaum vorbeikommen. Vorausgesetzt wird natürlich, dass man keine Abneigung gegen weiblichen Gesang hat. Die Dame hinter dem Mikro hört auf den Namen Annick und steht seit 2007 mit ihrer Kapelle auf der Bühne. Einigen könnte Annick Giroux ein Name sein, hat sie doch vor gar nicht allzu langer Zeit das Kochbuch „Hellbent for Cooking: The Heavy Metal Cookbook“ veröffentlicht.
Aber nun wieder zum wichtigen Teil: die Musik! CAUCHEMAR spielen einen sehr flotten Mix aus Heavy- und Doom Metal. Bei so manch einem Riff fühlt man sich in die glorreichen 80er zurückversetzt. Vor allem kann man den Judas Priest-Einfluss nicht abstreiten, wogegen sich die Band aber wahrscheinlich auch nicht wehren wird, haben sie Priest doch als eines ihrer Vorbilder angegeben.
HINFORT MIT ALL DER WEIßEN MAGIE!
Schon nachdem die Nadel des Plattenspielers die ersten Rillen durchfahren hat, entsteht eine wahnsinnige Magie im Raum. Ähnlich wie bei einem okkulten Ritual verfinstert sich die Stimmung zunehmend. Das ganze Album über kann dieser Stimmung irgendwelche weiße Magie absolut nichts anhaben. Die Franko-Kanadier haben die perfekte Mischung aus flotten, rockigen Passagen und eindringlich, langsamen Parts gefunden, in denen sich das Klima merklich verdunkelt. Für letzteres ist „Sépolta Viva“ das beste Beispiel. „Funérailles Célestes“ überzeugt da schon mehr durch die ausgereifte Melodieführung, die mich stellenweise sehr an die arg vermissten The Devil´s Blood erinnern. Aber es wird nicht nur mit harten Klängen zur Tat geschritten. Auch die psychedelischen Sounds dürfen nicht fehlen.
Die neue Platte der 4 Damen und Herren aus Montreal (Quebec) beherbergt keinen Überhit, kann dafür umso mehr in ihrer Gesamtheit überzeugen. Bei „Chapelle Ardente“ ist es wie mit einem Buch: das einzelne Kapitel wird dich nicht vom Hocker hauen, die Gesamtheit macht´s zum Bestseller!
Autorenbewertung
Vorteile
+ Aufnahmequalität
+ Eingängigkeit der einzelnen Lieder
+ Gesangsqualitäten von Annick Giroux
Nachteile
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2 Kommentare
Da die am 31.10. in Leipzig im Black Label Pub spielen werde ich mich mal von ihren live Qualitäten überzeugen?? toller Bericht danke das ich so diese Band entdeckt habe?
Dann werden wir uns dort über den Weg laufen 😉