Deutschland, deine Festivals – #09.1: Niedersachsen I

Da sind wir wieder! Zurück aus der Pause, widmen wir uns in der zweiten Hälfte der Serie den Bundesländern im Westen und Süden des Landes. Niedersachsen bietet eine Vielzahl von Festivals, die eine Teilung in zwei Artikel erfordert. Diese Woche kümmern wir uns um alle Festivals, die sich mal mehr, mal weniger weit vom reinrassigen Metal entfernen und sich verstärkt in angrenzenden Gefilden bewegen. Bevor wir uns also mit den traditionelleren Festivals des Landes beschäftigen, geht es heute wesentlich vielseitiger zu. Willkommen zur „bunten“ Version von „Deutschland, deine Festivals“ #09!

 

Das entfremdete Flaggschiff: M’era Luna Festival

Das größte Festival des Landes hat mit Metal im Wesentlichen ziemlich wenig zu tun. Trotzdem wird jeder, der auf Festivals unterwegs ist und ein bisschen unter Leute kommt, früher oder später mit dem Festival konfrontiert und auf Menschen treffen, die schon dort waren. Seit 2013 ist die Veranstaltung mit jährlich 25.000 Besuchern immer wieder ausverkauft und gilt als eines der größten Festivals der schwarzen Szene. Das zweitägige Festival findet am zweiten Augustwochenende in Hildesheim statt und debütierte im Jahr 2000, geht dieses Jahr also in seine achtzehnte Runde – als zweitältestes Festival des Landes.

Das musikalische Spektrum des M’era Luna ist ziemlich weit und umfasst Alternative, Synth und Folk Rock, daneben auch Elektro und Gothic sowie etwas Metal. Die Metal-Bands, die es auf das Festival schaffen, spielen zumeist Folk oder Symphonic Metal. Als Beispiele der letzten Jahre sind hier Bands wie NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, APOCALYPTICA und SUBWAY TO SALLY zu nennen. Andere bekannte Acts der jüngeren Vergangenheit sind zum Beispiel THE SISTERS OF MERCY, ROB ZOMBIE, IN EXTREMO, MONO INC. und ASP.

Das M’era Luna mag kein Metalfestival sein, ist aber dennoch besonders und darf in diesem Bericht nicht fehlen. Ich wage zu behaupten, dass es sich um das vielleicht außergewöhnlichste Festivals Niedersachsen handelt.

Einmal ist kein Mal: Lüneburger Rockzone Festival

Vom größten nun zum kleinsten Festival der Ausgabe: Mit 200 Besuchern zählt das Lüneburger Rockzone Festival nicht einmal 1% der Besucher des Flaggschiffs. Im Oktober 2013 zur Welt gekommen, serviert das Festival im April 2017 bereits die achte Auflage. Grund für diese hohe Anzahl ist der Veranstaltungs-Turnus. Das gerade einmal vier Bands je Ausgabe zählende Event findet zweimal jährlich statt. Kann man bei dieser Größe und diesem Zyklus denn überhaupt noch von einem Festival reden? Gute Frage! Da man sich selbst aber den Namen „Festival“ gegeben hat, bejahen wir das an dieser Stelle einfach mal.

Auch hier spielt Metal nur eine kleine Rolle neben anderen musikalischen Akteuren. Die Veranstaltung ist ebenso sehr Metal- wie Ska-, Punk- und Hardrock-Festival. Das stellt die anstehende Edition des Festivals eindrucksvoll unter Beweis. Mit 21GUMBLES21, EXAT, PUKE ATTACK und AUSWEG13 steht diese nämlich vollkommen im Zeichen des Punk. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass man auch an die Hardrock- und Metal-Fans denkt. So durften auch Bands wie ADVICE, HARDBONE, INSURED, DEMOLITION BASTARDS und HORROR IN HARMONY schon im Salon Hansen spielen, welcher der Austragungsort des kleinen Festivals ist.

Ob die aktuelle Auflage den eigenen Musikgeschmack trifft, ist mehr oder weniger Glückssache. Vorteil des Ganzen: Man bietet Musik für ein breiteres Publikum und eine wechselnde Menge an Leuten.

Für den Nachwuchs: Burning Q Festival

Recht ähnlich gestaltet sich die Mischung auf dem Burning Q Festival in Freißenbüttel. Das vom 2010 gegründeten Verein Burning Q Project e.V. veranstaltete Festival fand zum ersten Mal im Jahr 2011 als eintägige Veranstaltung statt. Hauptzweck der Veranstaltung sollte sein, jungen Musikern eine Anlaufstelle und Nachwuchsbands eine Bühne zu bieten. 2013 gab es dann zum ersten Mal an zwei Tagen Live-Musik zu hören. Seitdem findet das Festival regelmäßig Ende Juli über Freitag und Samstag statt. Erlaubt sind maximal 999 Besucher, da das Gelände in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. Diese Zahl soll nach Möglichkeit auch ausgeschöpft werden. Um in Zukunft bei Bedarf noch mehr Besucher empfangen zu können, wird auch der Wechsel der Location in den nächsten Jahren zum Gesprächsthema werden.

2016 nahmen 17 Bands den Weg nach Freißenbüttel auf sich. Auch hier teilen sich Metal-Bands, welche in etwa die Hälfte des Billings ausmachen, die Bühne mit solchen der Sparten Hardcore, Punk und Rock´n´Roll. Die Subgenres der auftretenden Metal-Bands sind breit gefächert und gehen von Black und Thrash Metal über Melodic Death bis hin zum Heavy oder Industrial Metal. Die wohl größten Acts der letzten Jahre waren IRON PRIEST, DEW SCENTED, LOS BASTARDOS FINLANDESES, CRIPPER, THE FLESHTRADING COMPANY und SCARLET ANGER. 2017 folgt die siebente Auflage des Festivals – schon bestätigt sind u.a. DESERTED FEAR und UNLIGHT.

Zwischen Metalcore und Punk: Reload Festival

Das Reload Festival in Sulingen ist nach dem M’era Luna das zweitgrößte Festival Niedersachsens. 2003 nahm die Veranstaltung in Twistringen ihren Anfang. Von ehemals zwei Veranstaltungstagen dehnte man das Festival ab 2009 auf drei Tage aus und zog 2011 nach Sulingen um. Das funktionierte bis einschließlich 2013, 2014 fiel das Festival aus Mangel an Investoren aus. 2015 kehrte das Festival zurück und schrumpfte sich wieder gesund, indem man zu den ursprünglichen zwei Veranstaltungstagen zurückkehrte. Das Veranstaltungsdatum verlagerte sich dabei immer weiter. Anfänglich im Juni stattfindend, folgten Auflagen im Juli und anschließend erneut im Juni. Das Comeback 2015 datierte man auf Anfang August, seit 2016 findet das Festival schließlich Ende August statt.

Während das Flaggschiff der schwarzen Szene ein zuhause bietet, sind beim Reload Festival in erster Linie Metalcore, Hardcore und Punk beheimatet. Gewürzt wird dies mit einer winzigen Prise Death, Melodic Death und Thrash Metal. Über 25 Bands spielen an den beiden Tagen in Sulingen. Neben AMON AMARTH und HEAVEN SHALL BURN sind dieses Jahr auch TRIVIUM, LIFE OF AGONY, BULLET FOR MY VALENTINE, JASTA, BETONTOD und CALIBAN dabei, um die elfte Auflage der Veranstaltung zu einer großen Nummer zu machen. Erreicht das Festival ähnlich viele Leute wie im letzten Jahr, ist mit über 10.000 Besuchern zu rechnen.

Von Bäumen umgeben: Open Air Seedorf

Auf einer kleinen Pferdewiese, umgeben von einem kleinen Wäldchen, findet das Open Air Seedorf statt. Bei der Erstausgabe 2009 noch mit Auftritten von einem mit einer Plane überspannten Treckeranhänger startend, hat das Festival mit nunmehr professioneller Bühne und Technik deutliche Fortschritte gemacht. Für den Festivalabend Ende Juli begeben sich mittlerweile mehrere hundert Besucher in das kleine, zwischen Bremen und Hamburg befindliche Dorf.

Sieben Bands bespaßen die Besucher des kleinen Events. Den Schwerpunkt bildet Metal verschiedener Richtungen, bei der letzten Auflage z.B. Melodic Death, Industrial und Thrash Metal. Außerdem sind hin und wieder auch Acts der Genres Punk, Rock, Alternative und Crossover zu sehen. So waren 2016 ANEMOI, DOUBLE ME, DOWN BY CONTACT, THE BEAUTIFUL MASQUERADE, DIEVERSITY, TAINA und Headliner CRIPPER zu sehen. Auch 2017 ist das Festival wieder am Start. Bei 8 € im Vorverkauf muss man eigentlich nicht zweimal darüber nachdenken, dieses Festival mal mitzunehmen, sollte es sich anbieten.

Zur vierten Jahreszeit: Herbststurm-Festival

Das letzte Festival dieser Ausgabe findet in Oldenburg statt und nahm seinen Anfang – wie auch bei den Kollegen in Seedorf – im Jahr 2009. Ungefähr 500 Besucher treibt es jeden Oktober zum Herbststurm-Festival. Ergänzt durch eine kleine Fotoausstellung mit wechselnden Künstlern sowie einen kleinen Mittelaltermarkt, wird über zwei Abende Live-Musik verschiedener Genres geboten.

Die Bandauswahl bietet nicht nur zum kleinen Markt passenden Mittelalterrock, sondern auch Gothic, anderweitigen Rock sowie einen Schuss Metal. Dabei handelt es sich zumeist um Symphonic, (Melodic) Death, Progressive oder Epic Metal. 2015 und 2016 sorgten Bands wie WRATHHEIM, VISIONATICA, KAMBRIUM, SOULBOUND, DIEVERSITY, MUNARHEIM und INGRIMM für den gehörigen Schuss harter Musik. Daneben traten auch Künstler wie FLORIAN GREY, KÖNIGE IM EXIL, CULTUS FEROX und AETERNITAS auf. Dass es 2017 weitergeht, ist zwar noch nicht offiziell bestätigt. Damit zu rechnen ist aber dennoch.

Das war farbenfroh genug!

War euch das zu viel Genresalat? Wollt ihr eigentlich nur klassische Metal-Festivals besuchen, fernab von diesen anderen Subkulturen wie schwarzer Szene, Punk oder Metalcore? Dann hab ich nächste Woche was für euch. Am 27. März präsentiere ich euch die zweite Hälfte der niedersächsischen Festivals – mit noch mehr Metal!


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Die mobile Version verlassen