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Deutschland, deine Festivals – #11.2: Nordrhein-Westfalen II (Frühling)

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Der eisige Winter ist vorbei, der Schnee taut, erste Blüten treiben und der neben dir sitzende Allergiker zückt das fünfte Mal in zehn Minuten sein Taschentuch. Das kann nur eines bedeuten: Der Frühling ist da! Die Indoor-Festivals werden allmählich durch Freiluft-Festivals abgelöst, die beengten Räume und Hallen weichen weitläufigen Flächen. Der zweite Teil der nordrhein-westfälischen Festivalserie beinhaltet deshalb alle Festivals im April, Mai und Juni. Und siehe da – zu den Festivals im Frühling zählt auch das Flaggschiff Nordrhein-Westfalens.

 

Das Flaggschiff: Rock Hard Festival

Das größte Festival des Landes steht unter dem Banner eines der großen Magazine der Szene. 7.500 Besucher zählt das Rock Hard Festival in Gelsenkirchen. Mehr gibt das Amphitheater, in welchem das Festival stattfindet, auch nicht her. Das ursprünglich unregelmäßig und an verschiedenen Orten laufende Event (1990/91 in Lichtenfels, 1991 in Berlin, 1992 in Jena, 1998 in Hagen) zog 2003 in die heutige Location. Eigentlich war das Festival anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Rock Hard als einmalige Veranstaltung geplant worden. Der Erfolg war größer als erwartet – und warum sollte man ein Festival mit Potential so einfach aufgeben? So wiederholte sich das Spektakel 2004, welches fortan jährlich bis in die Gegenwart gegen Pfingsten stattfand.

Bereits nach zwei Jahren in Gelsenkirchen wurde die Veranstaltungsdauer von zwei auf drei Festivaltage ausgeweitet. Das Flaggschiff kann guten Gewissens als „Oldschool-Festival“ bezeichnet werden – dominiert wird das Billing von Heavy und Thrash Metal. Auch Hardrock-Bands sowie solche aus Doom, Death und Black sind hier gern gesehen. Die Liste der Bands, welche die Zuschauer über die Jahre in verzückte Ekstase versetzten, ist aufgrund der fünfzehnjährigen Festivalhistorie in Gelsenkirchen und der anschaulichen Größe des Events sowie des guten Rufs des Magazins sehr lang. Von BLIND GUARDIAN über SODOM und DESTRUCTION, von OVERKILL bis KREATOR, von VENOM bis MEGADETH waren schon viele große Namen der Szene mit dabei. Auch 2017 dürften Namen wie BEHEMOTH, OPETH, EXODUS, D-A-D und DIRKSCHNEIDER wieder für volle Zuschauerränge sorgen.

Wer ist der Kleinste im ganzen Land? Legions of Wolbeck vs. Bergisch Metal Festival

Die Frage nach dem kleinsten Festival des Festivalfrühlings lässt sich nicht ganz so einfach beantworten, da es hierfür mehrere Anwärter gibt. Zwei Veranstaltungen mit besonders geringer Zuschauerzahl stechen aus der Menge heraus und liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel des kleinsten Festivals.

Die erste Veranstaltung ist die Veranstaltung Legions of Wolbeck – Das MES-Festival. „MES“ steht dabei für „Metal ergo sum“, eine Veranstaltungsreihe in Münster. Das Legions of Wolbeck findet in seiner Form am 10. Juni 2017 zum ersten Mal statt. Aufgelistet werden insgesamt sieben Bands verschiedenster Spielarten – sowohl Black (CONVICTIVE), Death (SUPREME CARNAGE und MORTALS PATH) und Progressive (YSMA) als auch Folk (ESTOPLYN) und Heavy (WITCHES STEEL) sowie Speed und Thrash (SPHINX) gibt es bei dem in einem Jugendzentrum stattfindenden Festival der Konzertveranstalter aus Münster zu sehen. Erwartet werden ca. 100 bis 150 Gäste.

Etwas länger dabei, aber ebenfalls gut 150 Besucher stark, ist das Bergisch Metal Festival. Dieses findet ebenfalls in einem Jugendkulturhaus statt, allerdings in Bergisch Gladbach statt in Münster. Im Debütjahr 2014 fand auch noch eine zusätzliche Winter Edition statt, in den folgenden Jahren blieb es beim Frühlingsfestival. Auch dieses Jahr wird man wohl auf eine zusätzliche Veranstaltung verzichten und beschränkt sich auf das liebgewonnene, eintägige Festival am 20. Mai 2017.

Um mehr Besucher als noch im letzten Jahr in die Bude zu locken, wird die Anzahl der auftretenden Bands von fünf auf sieben erhöht. Dem Veranstalter ist enorm wichtig, einige Bands auftreten zu lassen, die nicht aus der Region stammen. Würden nur Gruppen aus der Heimat spielen, bekämen die Fans nur die immergleichen Bands zu sehen – mit der Zeit würde sich die Szene totlaufen. Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf Thrash Metal (TEMPRAGE, MYNDED, WELL SEASONED CHRIST, MORTAL PERIL) und Death Metal (HEREDITARY, AYAHUASCA). Komplettiert wird das Ganze in diesem Jahr durch einen Act aus dem Power Metal (ELVENPATH).

Zwei Veranstaltungen mit je sieben Bands – welche wird wohl mehr Zuschauer ziehen? Was würde euch mehr ansprechen?

 

Jetzt wirds politisch – oder? Rage Against Racism

Bereits seit 2003 öffnet das Rage Against Racism seine Pforten. Bevor einige von euch jetzt zu hyperventilieren anfangen, weil hier Politik und Musik zusammengeschmissen werden: Ganz ruhig, das ist nicht der Fall. Das Rage Against Racism soll als „Festival gegen Rassismus“ allen gleichermaßen zugänglich sein. Um dies konsequent durchzusetzen, ist das Festival kostenfrei zugänglich. Vom Motto einmal abgesehen, geht es hier unpolitisch zu – parteipolitische Aktivitäten werden nicht unterstützt. Wenn es etwas kostenfrei gibt, sind immer alle ganz heiß darauf – über 3000 Besucher im vergangenen Jahr belegen das. Und das obere Ende des Fahnenmastes ist vermutlich noch nicht erreicht, bietet die Außenfläche der Rheinhausener Jugendeinrichtung doch bis zu 5000 Besuchern Platz.

Das zweitgrößte Festival der heutigen Ausgabe ist ein 2-Tages-Festival. Während am Freitag ab dem frühen Abend insgesamt fünf Bands spielen, geht der Spaß am nächsten Tag schon mittags los, sodass die doppelte Anzahl an Künstlern auftreten kann. Die Eröffnung des zweiten Tages obliegt dem MUSIKCORPS HOHENBUDBERG. Somit stehen 2017 insgesamt 14 Künstler plus Musikcorps auf dem Plan. Die Genres: „Hard Rock und Heavy Metal in allen Ausprägungen“. Konkret bedeutet das neben Hardrock auch viel Heavy und Thrash Metal, aber auch Gruppen aus dem Power, Prog oder Death-Bereich. Ein Power-Metal-Headliner darf auf dem Festival nicht fehlen, da auch die Crew das bierseelige Mitsingen von pathetischen Refrains sehr genießt. Dieses Jahr dürfen FIREWIND, ACCUSER, TRI STATE CORNER und RAGE MEETS REFUGE als Hauptacts herhalten. Im letzten Jahr wurde diese Ehre FREEDOM CALL, KÄRBHOLZ, SUIDAKRA und CARACH ANGREN zuteil. Wenn ich in NRW wohnen würde, wüsste ich aber, wo ich mich am 16. und 17. Juni aufhalte. Solche Bands für ümme? Da muss man mich nicht zweimal fragen!

Start in den Frühling: Metal Invasion

Der April in Nordrhein-Westfalen bietet nur ein einziges Festival. Ein reichlich kleines. Ungefähr 250-300 Besucher schauen beim Metal Invasion in Köln vorbei. Die Erstauflage der Cologne Metal Invasion fand 2014 noch als Clubkonzert mit den Bands BLOODBOUND, CHRONIC und CALIBER X statt. Danach erfolgte der Umzug zum aktuellen Standort, einem alten Gutshof. Im 1850 erbauten Engelhof finden bis zu 600 Besucher Platz. Die friedliche Location und die raue Musik bieten einen interessanten Gegensatz, der durchaus als Besonderheit des Festivals gelten kann. Die Konzerte selbst finden im Inneren des Komplexes statt, während sich alles weitere an der frischen Luft im Innenhof abspielt.

Wie vielerorts bei anderen Underground-Festivals, besteht auch bei der Metal Invasion das Konzept der Veranstaltung darin, unbekannten Bands die Möglichkeit eines gemeinsamen Auftritts mit größeren Bands der Szene zu verschaffen. Dabei hat man es sich auf die Fahne geschrieben, sich in den Bereichen des Heavy und Power Metal, dem Mittelalterrock, Gothic sowie Hardrock möglichst breit aufzustellen. So enterten bei der vierten Auflage in diesem Jahr nicht nur KISSIN‘ DYNAMITE, MESSENGER und NACHTGESCHREI die Bühne. Mit AERANEA, CUSTARD, NATOR, STORM SEEKER und SOBER TRUTH erhielten die Bands des Abends schon ab dem frühen Nachmittag kräftigen Support. Damit traten die Beteiligten in die Fußstapfen der Bands vergangener Jahre, u.a. FREEDOM CALL, AXXIS, WISDOM und SINBREED. Ob 2018 wiederum andere Bands die Vorgänger ablösen, ist noch nicht klar. Aktuell läuft ein Spendenaufruf, um das Festival 2018 erneut stemmen zu können. Wir wünschen viel Erfolg bei diesem Unterfangen!

Schneller ausverkauft als Wacken: Freak Valley Festival

Mit 2500 Tickets, die in den offenen Verkauf gehen, gehört das Freak Valley Festival schon zu den Festivals mit größerem Kartenkontingent. Trotzdem gehen die Karten weg wie warme Semmeln – dieses Jahr dauerte es nur zwei Stunden bis zum Sold Out. Besser als das W:O:A zu seinen besten Zeiten! Der vorzeitige Ausverkauf ist an sich aber nichts Neues für die Veranstalter. Schon bei der ersten Ausgabe 2012 konnten alle 1000 Karten vorzeitig an den Mann gebracht werden. Seitdem schreitet die stetige Expansion erfolgreich voran.

Die Veranstaltung in der Nähe von Siegen, genauer gesagt in Netphen, gehört außerdem zu den wenigen dreitägigen Festivals des Landes. Und mit Musik, die von Stoner, Doom, Psychedelic und Blues bis hin zum Space, Kraut, Heavy und Retro Rock reicht, ist das Event nicht nur in Sachen Genre ein musikalischer Exot. Die Veranstalter achten zusätzlich darauf, qualitativ hochwertige exklusive Bands zu buchen, die man nur selten in Deutschland zu Gesicht bekommt oder gar ihren ersten Auftritt abhalten. 2016 waren deshalb TOUNDRA, SPIDERGAWD, ELDER, ORANGE GOBLIN, GRAVEYARD und DEAD MEADOW Teil der fünften Lage. Und welche Namen stehen dieses Jahr ganz oben im Billing? PENTAGRAM, SLO BURN, EARTHLESS, UFOMAMMUT, GREENLEAF und KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD. Die Frage nach der guten Zusammenstellung stellt sich nicht – sechs Sold Outs in sechs Jahren sprechen für sich.

Acherontic Arts Festival

Zuletzt werfen wir einen Blick auf ein Festival, hinter dem abermals ein kleines Label steht – Ván Records. Die Turbinenhalle in Oberhausen, in der auch das Ruhrpott Metal Meeting stattfindet, ist der Austragungsort des Acherontic Arts Festival. Hierbei handelt es sich um ein zweitägiges Festival im Mai, das 2017 in seine dritte Runde geht. Bands aus dem Psychedelic-Sektor spielen Seite an Seite mit Gruppen aus dem Death, Black und Doom. So finden sich dieses Jahr z.B. I I, SKAN, DARIO MARS AND THE GUILLOTINES, WOLVENNEST, RA AL DEE EXPERIENCE, VENOMOUS SKELETON und CONCATENATUS in der Halle ein, um ihre Musik zum Besten zu geben. Kleines Schmankerl des Festivals: Alle Besucher erhalten beim Eintritt eine kostenlose DVD mit Aufnahmen vom letztjährigen Acherontic Arts Festival.

Sommerzeit ist Festivalzeit!

Mit vier Festivals im Juni nimmt die Veranstaltungsdichte zum Sommeranfang bereits ziemlich stark zu. Übernächste Woche schalten wir nochmal einen Gang hoch. Da der Juli den absoluten Höhepunkt des Festivalsommers bildet, finden zu dieser Zeit die meisten Festivals statt. Aus diesem Grund dreht sich der dritte Artikel zu Nordrhein-Westfalen einzig um die Festivals im Monat Juli. Beleuchtet wird auch ein Festival, auf dem Silence diesen Sommer mit einem Stand präsent sein wird.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Rock Hard Festival, Metal Ergo Sum, Bergisch Metal Festival, Rage Against Racism, Metal Invasion, Freak Valley Festival und Acherontic Arts Festival

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