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Deutschland, deine Festivals – #11.3: Nordrhein-Westfalen III (Hochsommer)
Endlich, der Festivalsommer ist da! Zumindest, was die Kolumne „Deutschland, deine Festivals“ mit der Serie zu Nordrhein-Westfalen angeht. Nach Ausgaben zu den Festivals im Winter sowie im Frühling, folgt nun die dritte Ausgabe, die sich mit dem absoluten Höhepunkt der Saison befasst. In nur einem einzigen Monat hat das bevölkerungsreichste Land der Republik acht Festivals anzubieten – ein erstaunliches Angebot. Und da die Festivals im Hochsommer stattfinden, reden wir auch ausschließlich von Open Airs, stimmts? Nun ja, nicht ganz. Eines der Juli-Festivals kann mit einer ganz besonderen Location aufwarten. Einige unter euch ahnen sicherlich, von welchem Festival die Rede ist. Alle anderen werden es in den folgenden Absätzen herausfinden müssen …
Das größte Festival im Juli: Rockair Festival
Doch fangen wir erst einmal – wie üblich – mit dem größten Festival der Ausgabe an. Es mag den einen oder anderen überraschen, doch tatsächlich handelt es sich beim Rockair Festival in Paderborn um ein blutjunges Festival, das 2017 erst zum zweiten Mal stattfindet. An einem Tag im Jahr verwandelt sich das Gelände des Schloss- und Auenparks, das in den 90ern Schauplatz einer Landesgartenschau war, in ein zuhause für alle Freunde des Rocks. Beim Auftakt 2016 konnte man auf Anhieb 3500 Zuschauer verbuchen. Da auf dem Gelände rund 5000 Besucher Platz finden, ist durchaus Potential vorhanden, um diese Zahl 2017 zu toppen.
Wie der Name bereits erahnen lässt, ist das Rockair Festival kein reines Metal-Festival. Als Ziel gibt der Veranstalter aus, eine möglichst große Rockauswahl mit gitarrenlastiger Musik aus unterschiedlichen Bereichen bieten zu wollen. Die sechs auftretenden Bands, zu denen sich noch der Gewinner eines Newcomer-Contests gesellt, entstammen in der Tat verschiedensten Genres. Neben Symphonic Metal (SNOW WHITE BLOOD) und einer großzügigen Portion Folk (HARPYIE, SCHANDMAUL), findet man dieses Jahr außerdem Punk (SLIME) und Darkrock (THE FRIGHT) im Line-Up. Mit EISBRECHER komplettiert eine NDH-Band als Headliner das kurze Festival. Damit hat sich das Festival bereits in eine deutlich härtere Richtung entwickelt, bedenkt man, dass im letzten Jahr neben ANY GIVEN DAY und BETONTOD auch J.B.O., STAUBKIND und – Achtung, Schocker! – HAUDEGEN mit am Start waren. Mag sein, dass das Rockair Festival damit nichts für Diehard-Metalfans ist, die nichts mit Musik abseits des „wahren Metals“ anfangen können. Interessant wird die Veranstaltung vor allem für diejenigen, die auch mit einer Portion gemäßigterem Metal und Rock Spaß haben können. Letztere dürften für 38 € einen kurzweiligen und abwechslungsreichen Abend erleben.
3 Tage für lau: Nord Open Air
Hätten die Kollegen in Paderborn ihr Festival im letzten Jahr nicht debütieren lassen, hätte sich das Nord Open Air den Titel des größten Hochsommer-Festivals NRWs geschnappt. Dieses wurde 2009 als Geburtstagsparty des Café Nord veranstaltet und kehrt seitdem jährlich wieder – typisch Geburtstag eben. Auch hier ist mit 3500 Zuschauern zu rechnen. Allerdings gibt es, neben dem Alter des Festivals, zwei gravierende Unterschiede zum ähnlich besucherstarken Rockair Festival. Nummer 1: Statt eines Abends im Zeichen der Musik, gibt es derer drei in Essen zu genießen. Nummer 2: Der Kauf eines Tickets ist nicht notwendig, denn das Nord Open Air kostet seine Besucher keinen Cent. Kein Wunder also, dass der Zulauf groß ist!
Das Billing ist vielfältig und beinhaltet neben einigen Spielarten des Metal (insbesondere Death und Thrash) auch Punk, Hardrock und andere Spielereien wie Reggae Metal. Dass solch namhafte Bands wie SKINDRED, DEATH ANGEL und ANNIHILATOR aufgeboten werden können, obwohl die Veranstalter kein Geld durch Ticketverkäufe einnehmen, spricht sehr für das Festival aus dem Hause Nord. Finanziert wird der ganze Spaß durch den Verkauf von Merch, Essen und Getränken sowie die Unterstützung von Sponsoren wie Monster Energy oder Jack Daniel´s. Leute, wie ihr seht, macht sich euer Konsum vor Ort sehr stark im Geldbeutel der Veranstalter bemerkbar, die euch ein geiles Fest bieten wollen. Deshalb kann ich nur immer wieder folgenden Grundsatz betonen, der generell für alle Arten von Festivals gilt: Mindestens einmal am Tag den Campingkocher beiseite lassen und euch vor Ort was an einem Stand gönnen. Sichert den Festivals, die ihr so gern besucht, das Überleben. Konsumieren für den guten Zweck. Konsumieren für die Musik!
Schon bald wieder zweitägig: Fest Evil Open Air Manrode
Mit einer Besucherzahl von zurzeit ungefähr 500-600 Gästen, ist das Fest Evil Open Air Manrode das einzige Hochsommerfestival, das die 1000er-Marke unterschreitet. Und das ist gar nicht mal so schlecht, haben doch auch familiäre Festivals ihren Reiz. Seinen Anfang nahm das Fest Evil 2009 auf einem Feld am Waldesrand, dem Gelände rund um die Manroder Schutzhütte. Aus der Kalten zog das acht Bands starke Line-Up direkt 800 Besucher an. Ob dieses Erfolgs wurde die Veranstaltung 2010 schon auf zwei Tage mit 18 Bands ausgedehnt. Schwierigkeiten bei schlechter Wetterlage führten schließlich dazu, dass man im folgenden Jahr wieder zum Eintages-Konzept zurückgriff und auf den Sportplatz in Manrode umzog. Seitdem wächst das Festival wieder langsam, aber kontinuierlich.
2018 wird das zehnjährige Bestehen gefeiert – wie schon bei der zweiten Auflage mit zwei Tagen! Bevor es allerdings soweit ist, steht erst einmal das neunte Fest Evil am 15.07.2017 an, das nochmal mit acht Bands aufwartet. Acht Bands – und ähnlich viele Stile: Stoner-Rock (Nachwuchsband und Opener DESTILLATOR) gesellt sich zu Thrash (HOPELEZZ), Rock´n´Roll (NITROGODS) und Power Metal (TORIAN). Außerdem wird mit THOBBE ENGLUND, dem ehemaligen Gitarristen von SABATON, auch ein Crossover zwischen Metal- und Old-School-Riffing in Manrode Einzug halten. Gruppen aus den Sektoren „Mittelalternativ“, wie UNVERMEYDBAR ihren eigenen Musikstil bezeichnen, sowie Metalcore des Headliners ANNISOKAY, vervollständigen die Mischung. Das Fest Evil in Manrode ist damit vorrangig ein Festival für den vielseitigen Metalhead, der familiärere Festivals in einem gemütlichen Rahmen bevorzugt.
Gestatten: Averbeck! Tank mit Frank
Wer ist denn Frank Averbeck? Scrollt mal runter, dann könnt ihr ihn sehen! Bei diesem bärtigen Herren handelt es sich nämlich um niemand Geringeren, als den Veranstalter eines Festivals, das seit seiner Erstaustragung 2014 (übrigens auf einer Fläche direkt am Haus von Frank!) vor 350 Besuchern innerhalb von zwei Jahren seine Besucherzahl mehr als vervierfachen konnte. Und waren beim dritten Tank mit Frank 2016 schon 1500 Zuschauer anwesend, soll diese Zahl 2017 noch einmal auf mindestens 2000 ausgebaut werden. Die kurze Historie des selbsternannten Premium-Festivals liest sich bereits jetzt als Erfolgsgeschichte.
Premium-Festival… Warum überhaupt? „Wir lieben Musik und trinken gern Bier. Premium-Festival soll an Premium-Bier erinnern“, so Frank. Clever, suggeriert das Wort „Premium“ doch gleichzeitig, dass es sich hier um ein Werk von hoher Qualität handelt. Doch wie sieht das Tank mit Frank musikalisch aus? Der Trend oben genannter Festivals setzt sich fort: bunt! Zu hören gibt es neben einigen Death-Metal Bands wie SABIENDAS, POSTMORTEM und GRAVE, einer Mischung aus Doom und Sludge á la IRON WALRUS, Heavy-Folk-Metal der Marke ESTOPLYN, der Thrash-Metalcore Mischung von TUXEDOO und den Rock- und Metal-Hybriden JESUS CHRÜSLER SUPERCAR auch Vertreter aus anderen Musikbereichen. Dem Metal noch etwas näher sind Hardrockbands wie UNIVERSE oder EMPTY VEINS, die sich zwischen Punk und Hardcore bewegen. Deutlich entfremdeter sind da beispielsweise MONSTAH CITY FREEKZ!, die Hiphop mit anderen Einflüssen mischen, oder THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM, die sich in Pop-Punk und Electroclash üben. Wenn sich das für euch gut liest, kommt Anfang Juli gern nach Münster und feiert die Bands. Solltet ihr noch zweifeln, gebt euch einen Ruck – tut es für Frank, der freut sich!
Für sie da seit 1998: Summernight Open Air
Bei den bisherigen Festivals handelte es sich durchweg um solche aus diesem Jahrtausend. Eine deutlich längere Historie hat das Summernight Open Air bei Mechernich, das jährlich vom Hard’n Heavy’s Rhein-Sieg 1997 e.V. veranstaltet wird. 1998 noch mit zwei Bands am Start, und 1999 durch kurzfristige Probleme mit der Location nur als „Besäufnis auf der Wiese“ durchgeführt, wuchs das Festival schließlich und fand bereits bei der vierten Auflage 2001 über zwei Tage statt. So ist es seit jeher, und auch am Termin Mitte Juli hat sich über die Jahre nichts geändert. Nur der Veranstaltungsort wechselte – von Nierendorf in den 90ern und Oedingen Anfang der 2000er zu Euskirchen, in dem das Festival von 2003 bis 2010 stattfand. Seit 2011 bis in dieses Jahr, in dem das SNOA schon zum 19. Mal stattfindet, ist schließlich Mechernich das zuhause des aktuell ungefähr 1000 bis 1200 Gäste lockenden Events. Aussetzen musste das Festival lediglich im letzten Jahr, als die Veranstaltung aufgrund starker Unwetter wegen Katastrophenwarnung abgesagt werden musste. Deshalb startet die Veranstaltung dieses Jahr als Summernight Open Air 2.0.
Das Geile am SNOA: auch hier kostet der Besuch euch keinen Cent. An zwei Tagen gibt es insgesamt 13 Bands zu bestaunen. Am meisten vertreten sind kleine Bands aus dem Power und Death Metal. Allerdings bekommen auch Black, Thrash und Melodic Death Metal sowie Metalcore und Heavy Rock eine Chance, sich auf dem Festival zu beweisen. In diesem Jahr stehen z.B. CROSSFIRE, STORMHUNTER, HAMMERKING, ZEROGOD, KING LEORIC und HOPELEZZ auf der Bühne und folgen Bands wie NITROGODS, OBSCURITY oder STEELPREACHER nach, die 2015 in Mechernich auftraten. An dieser Stelle muss ich auf diejenigen, die in Nordrhein-Westfalen wohnen, echt mal ein bisschen neidisch sein. Ein so großzügiges Angebot an Metal-Veranstaltungen unter dem Motto „Umsonst & Draußen“ können wir hier im Osten nicht genießen. Hut ab!
Das Festival in der Balver Höhle: Prophecy Fest
In der Einleitung habe ich euch ein Festival versprochen, das in einer ganz besonderen Location stattfindet. Gemeint war damit das Prophecy Fest. Ort des Spektakels ist die Balver Höhle, eine natürliche Höhle aus der Alt-Steinzeit. 2015 debütierte das von Prophecy Productions initiierte Festival als Eintagesveranstaltung, wurde für 2016 ob des Erfolges aber direkt auf zwei(einhalb) Tage erweitert. Dieses Jahr geht es in die dritte Runde. Und weil unser Chef, der Alex, beim letzten Mal ganz entzückt vom Konzept war, ist dieses Jahr noch jemand dabei – das SILENCE-Magazin mitsamt Stand.
Allerdings fällt das Prophecy Fest nicht nur durch seine Location auf. Auch musikalisch grenzt sich die Veranstaltung durchaus von anderen im Land ab und weiß dadurch seine 1000-1500 Besucher zu begeistern. Viele Bands lassen sich nicht klar eingrenzen oder wollen sich nicht klar eingrenzen lassen. Zur groben Charakterisierung der auftretenden Bands, die großteils zum hauseigenen Label gehören, können Begriffe wie Psychedelic Rock, Post Punk, Dark Rock, Horror Metal, Post Rock, Doom, Experimental Metal, Pagan Folk, Suicide Pop, Ambient und Black Metal in den Raum geworfen werden. In Bandnamen liest sich das wie folgt: 2017 sind u.a. ARCTURUS, SÓLSTAFIR, HYPNOPAZUZU, DOOL, THE VISION BLEAK, SOROR DOLOROSA, NHOR, DORNENREICH und SPIRITUAL FRONT. Insgesamt treten 15 Bands in der Balver Höhle auf. Das Prophecy Fest – ein zuhause für Individualisten?
Das schwarzromantische Burgenfestival: Castle Rock
Auf dem Schloß Broich in Mülheim an der Ruhr, findet seit 2000 das Castle Rock statt. Das Festival geht nun in das achtzehnte Jahr und wird deshalb mit seiner 18. Auflage „volljährig“. Damit gehört die zweitägige Veranstaltung zu den ältesten Burgenfestivals in Deutschland. Die Kapazität der Burg liegt bei rund 1800 Besuchern und wird, mit bis zu 1700 Besuchern am zweiten Veranstaltungstag, auch beinahe ausgeschöpft.
Bei den Acts handelt es sich im Großen und Ganzen um Bands, die der Schwarzromantik zugeneigt sind. Das bedeutet zwar hie und da auch einen kleinen Metal-Anteil in Form von Symphonic Metal. Auf der anderen Seite sind aber auch viele Künstler aus Dark Rock, Gothic und NDH mit dabei. Insgesamt stehen 12 Bands auf dem Zettel, von denen vier am Freitagabend spielen, während die restlichen Gruppen ab Samstagmittag mit ihren Shows beginnen. 2017 werden neben einigen weiteren auch MOONSPELL, CREMATORY, THE DARK TENOR, SERENITY, OST+FRONT und DARKHAUS Teil des Events sein. Damit ist das Castle Rock die richtige Anlaufstelle für Liebhaber der dunklen Musik, die es nicht zwingend allzu hart haben müssen.
Into The Pott: Dong Open Air
Nur ein Jahr jünger ist das Dong Open Air, das seit 2001 auf der Halde Norddeutschland in der Nähe Duisburgs, genauer gesagt bei Neukirchen-Vluyn, stattfindet. Hier gleicht die Zahl der Auflage den letzten Stellen des jeweiligen Jahres – erste Auflage 2001, siebzehnte Auflage 2017. Das Dong Open Air ist neben dem Nord Open Air das einzige Festival, das sich über drei Tage erstreckt. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen – deswegen wird das SILENCE-Magazin auch hier mit einem Stand vertreten sein.
Was wird den ca. 2500 Besuchern denn eigentlich geboten? Beim Dong Open Air handelt es sich um ein schönes Mixed Metal Festival, in dessen Billing vorwiegend klassische Genres auftauchen. Stark gehäuft treten Death, Thrash und Folk Metal auf, vermehrt auch Power und Melodic Death Metal. Dazu gesellt sich die eine oder andere Band aus Progressive, Doom und Heavy Rock bzw. Metal. Dieses Jahr schmücken IN EXTREMO, ENSIFERUM, ICED EARTH, GLORYHAMMER, DARK TRANQUILLITY, MEMORIAM, GOD DETHRONED und HATESPHERE die Kopfzeilen des Flyers. Angesicht dieser Namen verwundert es nicht, dass in den vergangenen Jahren auch einige andere Bands von Größe im Pott vorbeigeschaut haben, so z.B. TESTAMENT und AMORPHIS im Jahr 2016 sowie CARCASS, ELUVEITIE und GAMMA RAY 2015. Und das zum Preis von 60 € – kann man da noch meckern?
Der Sommer ist noch nicht vorbei!
Auch wenn der Juli die meisten Festivals bietet, ist der Sommer danach noch längst nicht vorbei. Warm bleibt es zumeist bis in den September hinein. Das wissen auch die Festivalveranstalter, die dementsprechend ihre Veranstaltungen platzieren. Deswegen gibt es in zwei Wochen einen spätsommerlichen Nachschlag mit acht weiteren Festivals in Nordrhein-Westfalen., die ich euch präsentieren möchte.
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