Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über
Deutschland, deine Festivals – #11.5: Nordrhein-Westfalen V (Herbst)
Es ist so weit! Nach Ausgaben zum Winter, Frühling, Hochsommer und Spätsommer geht die nordrhein-westfälische Folge heute in die finale Runde. Ein letztes Mal widmen wir uns den Festivals des einwohnerstärksten Bundeslandes. Der Herbst birgt die verbliebenen acht Festivals. Schon in der letzten Ausgabe blieb Platz für eine Erinnerung an Veranstaltungen, die 2016 begraben wurden. Auch heute werden neben gestandenen Festivals erneut solche stehen, deren Zukunft ungewiss ist. Wer die letzten vier Ausgaben verpasst hat, muss sich im Übrigen nicht sorgen. Im abschließenden Fazit fasse ich die umfangreiche Reise durch Nordrhein-Westfalen noch einmal für euch zusammen.
Glückszahl 13: Euroblast Festival
Nach der umfangreichen Reihe an Sommerfestivals, die sich nicht selten im unteren vierstelligen Besucherbereich bewegen, klingt das Metal-Jahr in NRW mit vielen kleinen Veranstaltungen im Herbst allmählich aus. Das Euroblast Festival ist mit seinen 1500 Besuchern pro Tag das einzige Festival der vierten Jahreszeit, das die 1000er-Marke knackt. 2008 und 2009 nahm die Veranstaltung mit je 250 Besuchern und fünf Editionen in gerade einmal zwei Jahren ihren Anfang. Man beschloss in der Folge, das Festival von nun an lediglich einmal jährlich stattfinden zu lassen. Nach einer weiteren Ein-Tages-Auflage 2010, dehnte sich das Euroblast bis 2012 sogar auf vier Tage aus. Seit 2013 findet das Festival als einziges Drei-Tages-Festival im Herbst in der Essigfabrik in Köln statt. Mit stetig steigenden Zuschauerzahlen, wohlgemerkt.
Am 29.09.-01.10.2017 geht es in die dreizehnte Runde. Dabei spielen, wie üblich, über 40 Acts aus verschiedenen Ländern. Den Fokus legt das Festival dabei auf progressiven und experimentellen Metal und Rock. Waren im letzten Jahr noch ANIMALS AS LEADERS, VEIL OF MAYA, ENSLAVED und BORN OF OSIRIS als Headliner gebucht, so dürfen sich dieses Jahr Bands wie SLEEPMAKESWAVES, THE ALGORITHM und CHIMP SPANNER, die bereits einige Bekanntheit erlangt haben, mit den Hauptacts CAR BOMB, TEXTURES und allen voran DEVIN TOWNSEND PROJECT die Bühne teilen. Es werden noch einige Gruppen hinzustoßen, ehe das Billing vollständig ist.
Anno 2013: Die Kleinsten im Herbst
Die beiden aktuell kleinsten Festivals im Herbst sind zeitgleich entstanden. Zum einen ist da das Whores of Metal in Herford bei Bielefeld, zum anderen die Paderborner Moshnight. Beide Festivals ziehen ca. 100-150 Menschen an und gehören damit zu den kleinsten Festivals in Deutschland.
Ostwestfälischer Underground: Whores of Metal
Phil und Barnes, die Veranstalter des WoM, spielten ursprünglich in denselben Bands. Zusammen mit den Bandkollegen, die ebenfalls noch andere Projekte hatten, entstand die Idee, all diese Bands auf einer Bühne auftreten zu lassen. Letztendlich funktionierte dies zwar nicht, doch dafür spielten viele befreundete Bands, bei deren Auftritt immer ein Bandmitglied der Veranstalter mit auf der Bühne war. So entstand der Name „Whores of Metal“ – Metalhuren.
Bei der ersten Auflage in der örtlichen Kneipe waren 70 Gäste anwesend. Dies reichte bereits zur Kostendeckung aus. Auf diesem Erfolg aufbauend, blieb das Festival bestehen, sodass nach mehreren Veranstaltungen der letzten Jahre am 28.10.2017 das Whores of Metal Vol. V stattfinden kann. Fünf Bands sind mit von der Partie. Dabei wird versucht, einen möglichst breitgefächerten Querschnitt des ostwestfälischen Metal-Undergrounds anzubieten. Zumindest im letzten Jahr ging es dabei eher klassisch zu. Mit BLOODVALE, EVOKED, HYDRA’S FATE, SOULGATE und BOWLING-CLUB waren Death und Thrash sowie etwas Hardrock dabei. Mit den special guests E-ALDI wurde der Abend zusätzlich um etwas Electro Punk angereichert. Auch Power, Avantgarde, Progressive und Stoner wurden schon geboten. Metalcore gab es noch nicht zu sehen, doch der Veranstalter sagt selbst: kategorisch auszuschließen ist auch das für die Zukunft nicht. Der weitere Werdegang des Festivals bleibt also interessant!
Das Metal-Inferno: Paderborner Moshnight
Wer die Winteredition zu Nordrhein-Westfalen gelesen hat, erinnert sich vielleicht, dass das Metal Inferno Paderborn das kleine Heavy X-Mas Festival veranstaltet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das einzige Projekt der Gruppe. Neben dem ehemaligen Hauptprojekt, dem Metal Inferno Festival, das bis 2013 fortgeführt wurde, wird seit selbigem Jahr auch die Paderborner Moshnight Anfang Oktober durchgeführt.
Auch hier gibt es Ähnlichkeiten zum Whores of Metal, da ebenfalls fünf Künstler aus verschiedenen Sparten auftreten. Dieses Jahr sind mit BEASTLESS, CONTRADICTION, DEADLY SIN, THE HELLIPHANTS und CLUBBER LANG Künstler auch dem Rock-, Alternative- und Thrash-Sektor am Start. Eine erheblich andere Mischung als im letzten Jahr, als auch Post Black, Melo Death, Sludge, Heavy und Power Metal dabei waren, namentlich INFESTING SWARM, RESET YOURSELF, ALLIGATOR RODEO, METALMIND, HERETICS und FROM AMBUSH. Es gilt dasselbe wie bei den Kollegen aus Herford. Wer weiß, was die Zukunft noch bringen mag!
Moshen im Bunker: Cologne Metal Festival
Im Kulturbunker Köln-Mülheim, einem umfunktionierten Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, findet dieses Jahr zum fünften Mal das Cologne Metal Festival statt. Auftakt des Festivals war das Jahr 2013. Lokale Musiker und Veranstalter fanden sich damals mit dem Ziel zusammen, „der fragmentierten Szene ein größeres Jahresevent anzubieten“.
Nun, vier Jahre später, besteht das Publikum des eintägigen Festivals im Oktober nicht nur aus Menschen der Kölner Szene. Da auch bekanntere Bands auftreten, finden sich genauso Bandanhänger aus anderen Regionen hier zusammen. Dabei schaffen es Bands aus den verschiedensten Metal-Genres auf das Festival, wobei das Publikum eher traditionell eingestellt ist und Thrash Metal favorisiert, weshalb aus diesem Bereich mehr Gruppen zu sehen sind als aus allen anderen. 2016 waren daher DRIVEN BY DEMONS, SHREDHAMMER, PRIPJAT und Headliner ACCUSER am Start, um die Thrash-Flagge hochzuhalten. Daneben fanden aber auch Fans des Groove (EVERDYNE), Hardcore (S.T.P.C.), Heavy (HORNADO), Pagan (JÖRMUNGAND), Gothic (AERANEA) und Progressive (ANURYZM) einige interessante Acts im Billing. Bei rund zehn auftretenden Bands wird also ausreichend Abwechslung geboten. So wird es auch dieses Jahr wieder sein, wenn u.a. PYOGENESIS und DIVINE ZERO den Bunker auseinandernehmen.
Das älteste Festival Nordrhein-Westfalens: Wünnstock-Festival
Einige mögen vielleicht behaupten, dass das Rock Hard Festival das älteste Festival des Landes ist, da es bereits 1990-1992 ein solches Festival gab. Allerdings können diese genauso als Vorläufer des Festivals gewertet werden, das erst seit 2003 durchgängig in Gelsenkirchen stattfindet.
Eine lückenlosere Geschichte, und deshalb den ehrlicheren Anspruch auf den Titel als ältestes Festival Nordrhein-Westfalens, hat das Wünnstock-Festival. Besucher des ersten Festivals, das 1996 stattfand, kennen die Veranstaltung vielleicht noch als „Hard Rock Party“, Besucher der Folgejahre könnten schon einmal vom „Rocktober“ gehört haben. Einige Schreiben aus München vom Anwalt einer dortigen Firma zwangen die Veranstalter schließlich, den Namen abermals zu wechseln. So kam das Festival 2005 zu seinem heutigen Namen – Wünnstock-Festival. Trivia: Damals hieß der Veranstaltungsort noch „Wünnenberg“, heute ist „Bad Wünnenberg“ daraus geworden.
Nach den Anfangsjahren mit über 1000 Besuchern, liegt der Schnitt heute bei 500 bis 700 Gästen pro Veranstaltung. In der Location, der örtlichen Schützenhalle, spielen zumeist drei bis fünf Gruppen aus allen möglichen Richtungen. Ausnahmen davon gab es beispielsweise zur 10. Auflage, als neun Gruppen ran durften. In den letzten Jahren waren Coverbands von METALLICA und SLAYER, aber auch einige bekannte Künstler selbst mit dabei, z.B. ARCH ENEMY oder DUST BOLT. Dieses Jahr heißt es: Schnapszahledition! 22. Auflage am 11. Oktober 2017. Bereits bestätigt sind die Münchener von TENSIDE sowie die Hardcore-Formation ALL FOR NOTHING, die dem Publikum ordentlich einheizen werden.
Metall-Festival: Eisenfest
Oben aufgelistet sind fünf Festivals, die im Oktober stattfinden. Demgegenüber steht im November aktuell allein das Eisenfest, das in Schwelm bei Wuppertal ausgetragen wird. Veranstalter Steve Lausberg organisierte bereits früher Konzerte im Rockbereich unter dem Namen „Return of Rock“. Ein Kollege brachte ihn schließlich auf die Idee, sich auch dem Metalbereich zuzuwenden, sodass 2009 das erste Eisenfest steigen konnte. 2012 wurde die Idee erneut aufgegriffen und das Festival zum zweiten Mal veranstaltet. Seitdem gibt es eine jährliche Revanche. 2017 wird die 250 Zuschauer lockende Veranstaltung abermals im örtlichen Jugendzentrum stattfinden.
Wie gewohnt, werden auch beim diesjährigen Eisenfest VII fünf Bands auftreten. Zwei der auftretenden Künstler dienen als Support, ehe es zu den bekannteren Acts des Abends geht. Die Mischung fällt dabei stets unterschiedlich aus. Nach einem rauen 2016 mit viel Thrash (HOPELEZZ, CONTRADICTION) und Core (THIS AINT LIFE, CIRCLED BY CANNIBALS), soll es dieses Jahr wieder in eine melodischere Richtung gehen. Deshalb gibt es neben der gewohnten Portion Thrash (TRAITOR) dieses Jahr auch Power Metal (TORIAN), Melodic Death Metal (DEATHPOSED) und Dark Melodic Metal (MERCURY FALLING) zu hören. Support KRUD runden das Ganze ab. Wenn ihr im November nichts zu tun habt und in NRW wohnt, schaut ruhig vorbei – ein anderes Festival bietet der diesjährige November nicht mehr.
Press Start to continue: Leafmeal Festival & Börsencrash Festival
Abschließend wären da noch zwei Vertreter, die sich dieses Jahr für eine Pause entschieden haben. Als zweites November-Festival gesellte sich zum Eisenfest im letzten Jahr noch das Leafmeal Festival. Die Veranstaltung fand 2015 und 2016 im FZW in Dortmund statt. Ziel der Veranstaltung sollte es sein, interessante Bands aus den Sparten Stoner, Psychedelic und Doom sowie aus dem Death und Black Metal zu präsentieren. Mit gutem Erfolg, lockten Bands wie VOIVOD, SECRETS OF THE MOON, ENTOMBED A.D. und AVATARIUM doch immerhin 700-800 Besucher. Da das FZW allerdings 1200 Leute fasst und dementsprechend nach einer stärkeren Auslastung verlangt, muss für die Zukunft ein neues Konzept her. Ob dieses entstehen wird, steht noch in den Sternen. Zumindest aber freuen sich die Veranstalter, den Besuchern zwei Jahre lang Freude bereitet zu haben.
Eine deutlich längere Geschichte hat das Börsencrash-Festival, das dieses Jahr ebenfalls pausiert. Auch hier ist unsicher, ob es eine Rückkehr geben wird. 2005 unter dem Namen „United Metalheads Festival“ debütiert, ging die Veranstaltung 2006 und von 2008 bis 2016 unter dem heutigen Namen BCF an den Start. Somit fanden ganze elf Festivals dieser Marke in Wuppertal statt. Zuletzt waren meist knapp 500 Zuschauer mit an Bord. Vor allem Heavy- und Power-Metal-Begeisterte dürften hier etwas für sich gefunden haben, wenn man die Billings vergangener Jahre durchforstet: MASTERPLAN, STORMWARRIOR, ENFORCER, MYSTIC PROPHECY und PARAGON sind nur einige aus vielen Namen des energiegeladenen Genres. Für die örtliche Szene bleibt nur zu hoffen, dass es doch nochmal weitergeht – als Fan der genannten Genres geht einem hier nämlich echt das Herz auf.
Die Frage aller Fragen: Lohnt es sich, in Nordrhein-Westfalen Festivalgänger zu sein?
Knapp 40 Festivals, von denen 33 aktuell aktiv sind. Bedient werden dabei wirklich ALLE Richtungen. Rund ums Jahr ist etwas los, egal ob im Winter, Frühling, Sommer oder Herbst. Die Vielfalt in Nordrhein-Westfalen ist unglaublich.
Unsere Reise war lang und hat fünf Artikel für sich vereinnahmt. NATÜRLICH lohnt es sich, in Nordrhein-Westfalen Festivalgänger zu sein. Nicht nur die schiere Zahl an Festivals ist hier größer als in den bisherigen Bundesländern. Auch die Zahl der „umsonst & draußen“–Festivals ist hier besonders hoch, sodass selbst für den klammen Metalhead ein paar Konzertbesuche möglich sind. Nur einen winzigen, im Grunde nicht problematischen Kritikpunkt habe ich gefunden. Nach einer großen Veranstaltung mit mehr als 10.000 Besuchern sucht man hier vergeblich, und abgesehen vom Rock Hard, fehlt es auch an Veranstaltungen mit mehr als 5000 Leuten. So richtig los geht es erst ab 4000 und weniger Gästen. Für diejenigen, die gern die Stimmung in einem riesigen Pulk genießen, möglicherweise ein kleiner Minuspunkt.
NRW setzt sich deshalb zusammen mit Schleswig-Holstein an die Spitze der Länder. Ob es noch ein Land gibt, das es mit den beiden Festival-Hochburgen aufnehmen kann, erfahrt ihr nach der Sommerpause. Schließlich müssen die aufgezählten Festivals in den kommenden Monaten auch von jemandem besucht werden! Ich wünsche allen Lesern einen ereignisreichen Sommer. Mehr von „Deutschland, deine Festivals“ gibt es im Herbst.
Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über