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Deutschland tickt Silber – Stahlmann

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Stahlmann – Bastard
Veröffentlichungsdatum: 16. Juni 2017
Dauer: ca. 37 Minuten
Label: AFM Records
Genre: Neue Deutsche Härte

Mittlerweile sind zwei Jahre ins Land gezogen als „CO2“ von Stahlmann erschien. Nun, Anno 2017, tickt Deutschland erneut Silber, damit einen ja nicht „der schwarze Bastard holt“. Jetzt gehen wir der Sache auf den Grund und schauen, was der neue Silberling (ha ha – Silberling. Wortspiel verstanden?) zu bieten hat.

Dich holt der Bastard!

Mit dem Opener „Leitwolf“ werden wir vorerst ruhig und sanft in das Album eingeführt. Denkste! Mit einem auf die Ohren drückenden Elektrobeat wie bei Stahlmann üblich, beginnt der Track, welcher die Karriere der Band zu charakterisieren versucht. Das gelingt geradezu formidabel! Durch den „Ein-Wort-Mitgröhl-Refrain“ wird eine ausgelassene Stimmung erzeugt und man bekommt einen kleinen Vorgeschmack, wie es auf dem Album wohl zugehen wird.

Wenn einem der erste Track doch noch nicht gereicht haben sollte – Kein Problem, der Zweite lässt nicht auf sich warten und legt noch eine Schippe oben drauf.
„Judas“  ist scheinbar eine Hass-Erklärung an eine Person, welche dem Hörer unbekannt bleibt. Das ist vermutlich auch besser, denn die „Kritik“ ist hier ziemlich offensiv. Ein Satz bleibt dem Hörer dann aber genau im Gehirn stecken.
„Fick Dich – Spar dir deine Lügen!“. Das mag keine galante Ausdrucksform sein – aber sie ist wirkt.

So gut, dass der Song noch Tage im Kopf bleibt. Der Sänger, welcher zwischen den Refraind ohne große Instrumentalbegleitung flüstert, verbessert die Stimmung des ganzen Albums immens. Ein Stilmittel mit dem einen sehr großer Wiedererkennungswert einhergeht.

Es wird brachial.

Ein Stahlstoß jagt den nächsten…und wir sind gerade mal beim dritten Song. Welcher sich „Bastard“ schimpft und den Titeltrack repräsentiert. Ein Lied, welches den Hörer unglaublich gut antreiben kann und Lust aufkeimen lässt, sich den nächsten Kamm zu schnappen und in seiner Wohnung eine Art Minikonzert abzuhalten. Der perfekte Soundtrack wenn dich dann wirklich mal der schwarze Bastard holt.

Nach dem ersten „richtigen“ Hit auf dem Album, gleiten wir direkt in den nächsten. Mit „Nichts spricht wahre Liebe frei“ bekommen wir eine Art morbides Liebeslied in das Gesicht geklatscht, welches den Hörer eine düstere Spur von Wehmut auf den Weg mitgibt. Wer sich bei dem Wort „Liebeslied“ jetzt schon Sorgen macht, Stahlmann könnten zu einer Schlager-Metal-Kapelle mutieren, den kann ich beruhigen: Genau so, wie das Gefühl der Liebe eine höchst individuelle Angelegenheit ist und mit unter die verschiedensten Facetten menschlicher Emotion aufnimmt und verbindet, so unterwirft sich auch dieses Werk keiner vereinheitlichten Mechanik, der die Schund-und-Klatsch-Liebeslieder der uns mindestens suspekten Interpreten, zu Grunde liegen.

In „Wächter“ verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Hier ist der Wächter scheinbar gleichzeitig der Verfolger und in mir beginnt der Gedanke zu keimen, dass dieser Song, ähnlich wie der von FALCO etablierte Hit „Jeannie“ ,eine Liebesgeschichte der anderen Art ist.
Wo bei anderen Songs die Instrumentalisierung überzeugt, so bestechen hier die Lyrics. Die Worte und Aussagen sind viel intelligenter geschliffen, als es bei anderen etablierten Bands der Szene Standard ist. Und den Kritikern der Band könnte das auch ein wenig Wind aus den Segeln nehmen.

Nach der ganzen Brutalität, erhofft man sich nun eine verdiente, kurze Ruhepause, welche man dann auch bekommt. „Von Glut zu Asche“ bietet einen unglaublich stimmungsvollen Refrain, von welchem die Melodie einem im Kopf stecken bleibt.

Es ist noch längst nicht vorbei

Mit „Alptraum“ und „Dein Gott“ bekommt man durchaus solide Songs, welche aber im Vergleich zu den Vorgängern nun nicht mehr besonders herausstechen können. Ersterer wartet mit einem sehr einfallsreichen Instrumental auf, während der zweite eine Art Streitgespräch darstellt: Der allmächtige Gott redet von sich selbst, bis im Refrain dann die Person angeschrien wird, welche an eben solchen glaubt. Ein Track, mit dem man sich näher beschäftigen sollte, da die Thematik, nicht aktueller sein könnte.

Der vorletzte Streich der Band namens „Schwarz und Weiß“ wartet mit erstaunlich wenig Instrumentalisierung auf und wird ab dem Refrain überraschend zum Hit der gesamten Platte. Ein melancholischer, melodischer Song welcher von Streichern begleitet und engelsgleich vorgetragen wird. Passend zur Thematik – Engel.

Im letzten und leider schwächsten Lied der Platte „Supernova“ wird wieder die Taktik des „Mitgrölrefrains“ eingesetzt. Das hilft dem Song leider auch nicht mehr. 

Man könnte fast sagen: Die Platte stirbt einfach kurz vorm Ziel. Das ist irgendwie doof, aber wirft keinen langen Schatten auf das Gesamtbild des Werkes.


Dies ist ein Artikel von unserem Gastautor Sebastian Krüger

Autorenbewertung

7
Bastard ist ein unglaublich starkes Album von Stahlmann, welches den Vorgänger um Längen überholt. Trotz mancher Fehlgriffe und gelegentlich auch mal (bewusst?) plakativen Lyrics, überzeugt Stahlmann doch mit größtenteils anspruchsvollen Texten, einem einwandfreien Gesang und einer großen Menge an Aggression und Brutalität!
ø 4.4 / 5 bei 11 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

- Starkes Albumcover
- Oft tiefgehende Lyrics
- Hoher Wiedererkennungswert
- Mitgröl-Effekt

Nachteile

- Gelegentlich plakative Lyrics
- Ab und zu geht die Individualität unter

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