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DIABLO SWING ORCHESTRA – einmal Metal mit allem, bitte!

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DIABLO SWING ORCHESTRA – „Pacifisticuffs“

Veröffentlichungsdatum: 08.12.2017
Dauer: 44:20 Minuten
Label: Spinefarm
Genre: Avantgarde Metal

Fünf Jahre mussten wir warten, nun ist das vierte Album der, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, genialsten Band unserer Zeit endlich da! Das DIABLO SWING ORCHESTRA präsentiert: „Pacifisticuffs“! Die letzte Scheibe, „Pandora’s Piñata“, wurde unzählige Male von mir gehört und ist ohne Frage mein absolutes Lieblingsalbum. Entsprechend hoch waren bei mir die Erwartungen an das neue Album, welches schon vor drei Jahren angekündigt wurde.

Doch was ist eigentlich dieses DIABLO SWING ORCHESTRA, kurz DSO?

Als ich zum Erscheinungstermin durch die Läden gestreift bin, ist mir wieder schmerzlich bewusst geworden, wie unbekannt diese Band leider ist. Saturn hat das Album natürlich nicht und bei Müller hat es die freundliche Mitarbeiterin am Infoschalter gar nicht im System gefunden. Dabei machen die Schweden schon seit 2003 Musik, eine EP, drei Alben, Touren inklusive diverser Auftritte auch auf deutschen Festivals. 2014 wurde die Sängerin getauscht: Die Opernsängerin macht Platz für eine deutlich poppigere Stimme. Doch dazu später mehr.

Warum nun konnte sich die Band noch nicht durchsetzen, zumindest in der Metalszene? Ist es die Musik? Metal gemischt mit Jazz, swingender Rock und Bigband für Headbanger waren die ersten Crossover, aber zahlreiche andere Musikrichtungen kamen dazu: Mariachi, Neoklassik, Folk, Ska, … Die meisten könnte ich gar nicht benennen, da bin ich zu sehr nur Fan und zu wenig Experte, aber es klingt auf jeden Fall anders, als alles was ich vorher (oder auch nachher) gehört habe. Schreckt das den gemeinen Metaller ab? Die Kritiker haben das letzte und auch dieses Album mit Lob überhäuft, aber hören wir selber mal rein in „Pacifisticuffs“.

„Knucklehugs (Arm Yourself with Love)“ eröffnet und es geht gleich in die Vollen. In weniger als zweieinhalb Minuten sind DSO abwechslungsreicher als viele 60-Minuten-Alben anderer Bands. Ein Banjo wird in den Instrumentenmix geworfen, der Stil ist DSO-typisch, energetisch und flott, das Lied vergeht schnell und verdammt mich, es gleich nochmal zu hören. Kenner fühlen sich sofort zu Hause, Neulinge bekommen einen guten Eindruck, was sie in der nächsten Dreiviertelstunde erwartet. Klasse Opener!

Weiter geht es mit „The Age of Vulture Culture“: der gute Ersteindruck wird verstärkt, der Text könnte auf diverse weltpolitische Ereignisse bezogen werden, es juckt mich aber zu sehr im Tanzbein, als da groß drauf zu achten. An diesem Titel zeigt sich schön einer der Vorzüge, wegen der ich die Band so sehr mag. Wenn man grade denkt, das Lied könnte zu Ende sein, greifen DSO nochmal in die Trickkiste und bauen einen Kniff ein, der eine schöne Komposition zum Ende nochmal interessanter macht. Das passiert mehrmals auf dem Album, so auch im nächsten Stück „Superhero Jagganath“, das man am besten mit einem Wort beschreibt: Episch!

Damit sind wir mitten im Album.

Polka trifft auf durchgedrehten Piano-Jazz trifft auf ABBA trifft auf Streicherquartett …

Ist das schon Prog? Ist das noch Prog?

Spätestens in „Ode to the Innocent“ zeigt die neue Sängerin Kristin Evegård, dass sie immer schon in die Band gehört hat: sinnlich, kraftvoll aber auch verspielt singt sie sich in die Herzen der Hörer und ich klinge wie ein Werbespot, oder? Es tut mir leid, aber ich habe mich sofort in ihre Stimme verliebt und vermisse ihre Vorgängerin überhaupt nicht.

Gegen Ende kommt mit „Karma Bonfire“ endlich der Song, der den Namen „Swing Orchestra“ rechtfertigt. Wer jetzt noch ruhig sitzen bleibt, ist tot! Es geht nach vorne, es geht ins Ohr, es ist so schön, mir kommen die Tränen.

Auf der „Porch of Perception“ endet schliesslich dieses Album of Perfection.

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Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Tristan Berlet


 

Autorenbewertung

10
Kommt "Pacifisticuffs" an den Vorgänger heran? Ganz klar: Ja! Die zwar noch ein Stück besseren Kompositionen und der höhere Metal-Anteil von "Pandora's Piñata" werden von mehr Vielseitigkeit und einer fantastischen Sängerin ausgeglichen. Wer braucht verschiedene Bands hören, wenn er alle Genres - angeführt von Swing und Metal - hier versammelt hat?Ernsthaft: Wenn ihr noch nie Diablo Swing Orchestra eine Chance gegeben habt, bitte hört sie euch an!
ø 4.7 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
10 / 10 Punkten

Vorteile

+ Einmal Metal mit allem, bitte!
+ hinreißende, phänomenale Sängerin
+ Energie und Einfallsreichtum, die ihresgleichen suchen ... und nicht finden!
+ Banjo!

Nachteile

- viel zu schnell vorbei
- Nix für Metalpuristen oder generell Leute, die nur eine Musikrichtung mögen
- Gibts nicht im Saturn zu kaufen!

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4 Kommentare

  1. Sophie
    1. Januar 2018 bei 10:13 — Antworten

    Gerade angehört, und sowas von begeistert. Es ist heute der 1. Januar – wenn das Jahr so weitergeht, bin ich dabei. 🙂 Danke, dass Du mich auf dieses Kleinod aufmerksam gemacht hast!!

  2. minusLik
    18. Dezember 2017 bei 21:59 — Antworten

    Voll toll, ick freu mir. Wurde aber auch Zeit, ich hab ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, vor allem nicht in diesem Jahr.

  3. Meldaro
    18. Dezember 2017 bei 17:35 — Antworten

    Ich kann dem nur absolut zustimmen. Mein ganz persönliches Highlight dieses Jahr, weil ich so lange drauf warten musste.

    Wie das Album ist das Review auch viel zu kurz, es fehlen noch so viele lobende Worte, aber man muss es eben einfach hören und lieben.

    • Tristan
      19. Dezember 2017 bei 14:07 — Antworten

      Mir wurde gesagt es sei zu lang ^^
      Ich hätte nochmal soviel schreiben können.

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