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Die 5 Hymnen der Verzweiflung – HYMN
HYMN – Perish
Veröffentlichungsdatum: 17.02.2017
Dauer: 46:15 Min.
Label: Svart Records
Stil: Sludge/Doom
HYMN – ein Manifest der schlechten Gefühle
Mit Doom Metal ist es wie mit einer Aussage meiner Mutter als ich das erste Mal eine Waage gesehen habe:
„Da musste drauf stehen.“
Ein gewisses Faible für schleppende Abschnitte solltet ihr also schon mitbringen. Bei den Norwegern HYMN ist das nicht anders. Ihr neues Album „Perish“ ist nämlich eine besonders bittere Pille geworden und sie macht auch nicht halt vor schnellen Spontanreaktionen. Passend zum tristen Schneetreiben, welches mir dieser Tage mit kaltem Windhauch die nächtlichen Heimwege erschwert, quält und schleift sich das Konstrukt über 46 Minuten zu seiner letzten Ölung.
Denn Positives findet man nicht auf dem Silberling. Du musst leiden und vor dem destruktivem Treiben erblassen, welches das Duo zelebriert. Zwischen den Hasseruptionen lugen regelmäßig die unfassbar beklemmenden, ruhigen Momente hervor. Das Ganze hat was von einem leer stehenden Haus, in dem ihr umherwandert und alle Räume inspiziert. Finden tut ihr nichts, außer Schutt, Schmutz und Asche. Und zwischen all der akustischen Peinigung hallt eine geplagte Stimme durch die Flure, dass es einem die Erpelpelle aufrichten lässt.
Nach dem fast 2-minütigen Intro, werfen euch HYMN mit klatschfetten Gitarren in die mit Dornen übersäte Grube und lassen euch 5 Mal für mindestens sechseinhalb Minuten ordentlich bluten. Manchmal sogar bis zu 12 Minuten. Easy Listening könnt ihr getrost vergessen, dazu ist diese Scheibe viel zu zerstörerisch. „Perish“ ist ein fieser Bastard aus Sludge, leicht vom Hardcore beeinflussten Gesang und kriechendem Doom. Gerade das Ende von „Serpent“ ist beängstigend und beschafft euch ein intensives Gefühl. Ups, jetzt ist ja schon die zweite Hälfte angebrochen, das werten wir mal als positives (haha!) Omen. HYMN finden jetzt übrigens Gefallen daran, den Rezensenten mit dissonanten Einschüben zu penetrieren und schwingen brutal die Keule. Mit Verlaub, das finde ich momentan ziemlich geil. Klingt ein wenig nach 16 und FUNERALIUM, aber trotzdem komplett anders.
Das ist echt unbequem und geil zugleich
Das liegt wohl an der gut portionierten Auslese von verschiedenen Einflüssen. Und während die Band mit eiserner Faust regiert, überrascht mich der Sänger mit klagendem Klargesang in „Hollow“. Fügt sich bis jetzt gut in das trostlose Konzept ein. Da können sich viele Bands aus dem Core-Bereich mal ne ganze Ecke abschneiden, denn so muss ein langsamer unbarmherziger Song aussehen. Zum Abschluss hin wird dann einfach mal den Amps der Saft abgedreht und wir hören 25 Sekunden lang nur das Schlagzeug, auch gut. „Spectre“ huldigt dann den Vorbildern EYEHATEGOD und schlägt mit krasser Wut wieder und wieder auf mich ein. Und siehe da, jetzt sagt auch der Blastbeat Hallo. Könnte glatt ne Black-Metal-Band sein, die gerade spielt. Norwegen halt. Im letzten Drittel regiert dann mit Stonergitarre das Gesetz des Riffs, jedoch nicht einfach nur dröge angeschlagen und dann dröhnend, sondern mit modernem Riffing und Coreschlagseite.
HIER der Totalabsturz.
Und nun der krönende Absch(l)uss. HYMN geben noch mal Vollgas und rupfen dir das Gefieder mit aller Boshaftigkeit heraus. Einsam grummelt der Bass im Titelstück vor sich hin und bereitet sich mit dem Schlagzeug langsam auf den dramatischen Höhepunkt vor. Mit viel Feedback werde ich dann aus der unangenehmen Sitzung entlassen.
Autorenbewertung
Vorteile
+ heftiger Sound
+ die Stimme schneidet wie ein Messer durch die Haut
Nachteile
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