DIE ÄRZTE – Von Hell zu Dunkel

DIE ÄRZTE – „Dunkel“

Veröffentlichungsdatum: 24.09.2021
Länge: 66 Min.
Label: Hot Action Records
Genre: (ist das noch?) Punkrock

Das letzte Mal als ein neues Album der DIE ÄRZTE innerhalb eines Jahres nach dem Vorgänger erschienen ist, war 1996 „Le Frisur“ nach „Planet Punk“ 1995. Auf „Hell“ mussten Fans sogar 8 Jahre warten, nachdem „Auch“ im Jahre 2012 erschien. Nun ist mit „Dunkel“ das neue Album nach „Hell“ erschienen und das mit nicht einmal einem Jahr Versatz, denn dieses liegt ziemlich genau 11 Monate zurück. Was hat es aber mit dem Albumnamen im direkten Vergleich auf sich? Finden wir es raus… 

KMF

So nennt sich das Intro des Albums und in dessen Refrain auch schnell klar wird, wofür diese 3 Buchstaben stehen: für Karnickelfickmusik. So lustig das auch zunächst anmutet, so unlustig geht es auf „Dunkel“ eigentlich zu. Hört man sich durch die Songs mit all ihren wiedermal wortgewandten Texten, wird immer mehr deutlich warum der Name und das passende Design als Gegenpol zum Vorgänger gewählt wurde. Fanden sich auf „Hell“ oft ärztetypisch spaßige Songs, so findet man hier weitaus ernstere Themen. Das ist jetzt nicht unbedingt etwas „Noise“, DIE ÄRZTE haben schon in der Vergangenheit oft sehr ernste Themen behandelt, doch muss man bei dem Album wirklich von Konzept sprechen. Der Text von „Einschlag“ beispielsweise tut sogar richtig weh. Natürlich ist das nicht durchgängig der Fall, auch politisch-falschgeleitete werden treffsicher thematisiert. „Doof“ sagt dazu alles, was notwendig ist, und das mit dafür schön verspielter Instrumentierung. 

Wer sich über das kürzlich veröffentlichte Video „Tresenkraft“ gewundert hat, der bekommt beim Song „Kraft“ dann auch eine Erklärung. Textlich ein sehr starker Song! Farin hatte ja in der B-Seite „Dobly“, die auf der Single zu „Noise“ enthalten war, verkündet, dass er sich nen Synthie gekauft hat. Dieser scheint dann bei „Schweigen“ seinen Einsatz gefunden zu haben. Eine gelungene Soundmischung, auch weil die Gitarren im Song klingen, als seien sie aus Belas Westernsongs entsprungen. Dieses Gefühl kommt dann auch nochmal bei „Nachmittag“ zum Tragen. Mir persönlich kommt Rod auf dem Album leider zu kurz, dieser ist nur mit „Schrei“ vertreten und solo zu hören. Und das dann auch in einer Art zu singen, die dem Titel alle Ehre macht. Was dieser übrigens zu hassen scheint, ist der letzte Song des Albums. Denn genauso heißt er auch, und ist damit der Einzige, der mehr als ein Wort als Titel hat. Auch hier erkennt man ein Konzept. Interessant find ich da noch das Feature bei „Kerngeschäft“, das einen weiblichen Rap-Part von EBOW beinhaltet. Ich hab leider keine Ahnung wer das ist, da ich mich in diesem Umfeld überhaupt nicht auskenne, aber passen tut’s zum Song und seiner Aussage, dass Musik ewig bleibt und nie vergeht. Das ist übrigens ein Song, der immer mal zum Schmunzeln einlädt. Anhänger von düsteren Dingen, bzw. schwarzer Kleidung (um nicht Gothics zu sagen) finden mit dem Titelsong sicher ihre neue Hymne auf „Dunkel“. Herrlich finster vorgetragen vom Grafen himself.

FAZIT

Ich gebe keine Zahl als Wertung ab, da es erstens eben DIE ÄRZTE sind und ich das alles auch kaufen würde, wenn sie nur aus dem Telefonbuch vorlesen würden. Zweitens muss ich dem Album noch ein paar mehr Durchläufe geben, um alles zu verarbeiten. Es ist halt ein Album, das die Band mal wieder von ihrer ernsten Seite zeigt. Und das sogar praktisch durchgängig. Das muss man nach „Hell“ erstmal verdauen. Musikalisch strotzt es aber wieder vor Abwechslung und Spielfreude. Es ist wirklich dunkel, aber es macht trotzdem unfassbar viel Spaß! Das schafft wohl auch nur BELAFARINROD. Obendrein ist es ein sehr willkommener Trost für die leider abgesagte „In The Ä Tonight“ Tour. Abschließend kann ich nur sagen, dass beide Alben nebeneinander ein richtig gelungenes Gesamtkunstwerk darstellen. Entscheiden würde ich mich nicht wollen. 

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