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Die ganze Bandbreite des Metals

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BLACK CROWN INITIATE – Selves We Cannot Forgive
Veröffentlichungsdatum: 22.07.2016
Dauer: 52 Minuten
Label: Long Branch Records / SPV

Knappe vier Jahre unterwegs, dürfen sich BLACK CROWN INITIATE mittlerweile schon zu den derzeit vielversprechendsten Bands im modernen Prog-Sektor zählen. Nachdem die Amerikaner mit nur einem Album und einer EP mit so ziemlich allem getourt sind, was Rang und Namen hat, folgt mit „Selves We Cannot Forgive“ nun der sehnsüchtig erwartete zweite Streich. Da soll noch einer sagen, dass sich erst mit dem dritten Album entscheidet, ob eine Band den Sprung schafft!

Das einleitende „For Red Cloud“ kommt reichlich hart daher und stützt sich vor allem auf James Dortons tonnenschweres Gegrunze. Was der gute Mann hier schon an technischer Raffinesse auffährt, dürfte so manchen gestandenen Sänger locker an die Wand klatschen. Erst im Chorus gesellt sich dann auch eine cleane Hook seitens Gitarrist und Bandkopf Andy Thomas hinzu, wobei natürlich die Befürchtung naheliegt, dass auch die kommenden Titel exakt diese Schiene fahren. Es ist ja doch leider zum lästigen Trend geworden, eine solche Dualität beim Gesang strikt nach Schema X abzuarbeiten und uncleane Strophen mit lieblichen Refrains zu kontrastieren – oder das Spiel stumpf umzukehren.

Ein Glück, beschreiten BLACK CROWN INITIATE hier doch andere Wege: Vorhersehbare Strukturen werden zugunsten eines natürlichen Flusses vermieden, wie schon die nächsten Titel aufzeigen. „Sorrowpsalm“ präsentiert sich etwa deutlich besonnener und lässt sich am Anfang viel Zeit um Stimmung aufzubauen, bevor dann wieder etwas Härte Einzug findet. Immer wieder wechselt das Album von atmosphärischen Parts zu verspieltem Geprogge und saftigem Death Metal. So richtig festlegen wollen sich BLACK CROWN INITIATE gar nicht, und genau das macht die Sache ungemein spannend. Während das überlange „Belie The Machine“ etwa munter die Extreme auslotet, zeigt sich der Titeltrack eher von einer ruhigen Seite. „Transmit To Disconnect“ besticht durch ein famoses Solo und ein verdammt starkes Zusammenspiel beim Gesang, während die abschließenden Titel „Matriarch“ und „Vicious Lives“ wieder einen Gang zurückschalten und zuletzt sogar richtig entspannend anmuten. Die Band hat sich auf jeden Fall bemüht, ein schlüssiges Ganzes abzuliefern, statt nur gleichförmige Songs aneinanderzureihen und das Resultat als Album zu betiteln.

Was den Sound anbelangt, haben BLACK CROWN INITIATE eine moderne Ausrichtung gewählt. Insgesamt klingt das Album also ziemlich abgeschliffen und poliert, so wie man es auch von verschiedenen Bands aus dem Core-Bereich kennt. Dieser Eindruck wird insbesondere durch den aalglatten Cleangesang verstärkt, was aber durchaus zu gefallen weiß. Ein paar Ecken und Kanten mehr hätten dennoch nicht geschadet. Auf der Haben-Seite wäre dafür ein sehr präsentes und auch interessantes Spiel am Bass, welches besonders in den ruhigeren Parts punktet. Überhaupt lassen BLACK CROWN INITIATE instrumental nichts anbrennen und überzeugen auf ganzer Linie durch mitreißende Riffs und einen guten Hörfluss. Lediglich die ersten Anläufe gestalten sich eher sperrig, weil „Selves We Cannot Forgive“ nun wirklich keine leichte Kost ist, sich dafür aber auf lange Sicht hervorragend genießen lässt.

Autorenbewertung

8
Da haben sich BLACK CROWN INITIATE schön ausgetobt: "Selves We Cannot Forgive" verknüpft zahllose Sub-Genres des Metal zu einem organischen Ganzen, das mitunter etwas sperrig ausfällt. Mehrmaliges Hören ist Pflicht und wird definitiv mit einem aufregendem Hörerlebnis belohnt.
ø 4.8 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ Sehr präsenter Bass
+ Schlüssiges Gesamtbild
+ Makellose Umsetzung
+ Organische Songs

Nachteile

- Vom Sound her etwas zu glatt
- Erschließt sich erst spät

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