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DIE TOTEN HOSEN: Von Beat zu Punk und von Liverpool nach Düsseldorf
DIE TOTEN HOSEN – „LEARNING ENGLISH LESSON 3: MERSEY BEAT! THE SOUND OF LIVERPOOLVeröffentlichungsdatum: 13. November 2020
Länge: 35:43
Label: Jochens Kleine Plattenfirma
Genre: Beat / Rock / (Punk) Rock
Veröffentlichungsdatum: 13. November 2020
Länge: 35:43
Label: Jochens Kleine Plattenfirma
Genre: Beat / Rock / (Punk) Rock
Erst kürzlich erschien hier die Review zur neuen Scheibe der ÄRZTE. Und kurz später kommen die ewigen Gegenspieler des Berliner Trios um die Ecke. Es handelt sich natürlich um die Urgesteine des deutschen (Punk) Rocks: DIE TOTEN HOSEN aus Düsseldorf. Die Frage, welche der beiden Kapellen denn nun besser ankommt, darf sich gerne auf die Kommentarspalte verlagern, sobald sie sachlich bleibt. Wieviel das hier mit Metal oder auch mit Punk zu tun hat, ist natürlich ebenfalls keine unberechtigte Frage. Letzten Endes steht fest, dass Hosen wie auch Ärzte inzwischen absoluten Kultstatus haben.
Mir persönlich wurden DIE TOTEN HOSEN bereits von Kindesbeinen an angepriesen. So stand schon in meinem Grundschulzimmer die eine oder andere CD der Düsseldorfer. Bis ich die Band dann irgendwann mal live gesehen habe, sollte wiederum viel Zeit vergehen. Inzwischen hat sich die Musik der Hosen sehr verändert. Da ist es für Fans umso schöner, dass mit dem neuen Release ein bisschen Nostalgie gepflegt wird.
Zum Ende des Artikels folgt übrigens noch eine weitere Beurteilung des Albums. Dort wird unser Kollege Oimel auch noch sagen, wie ihm die neue Hosenscheibe gefallen hat.
English for Runaways
Mit der neuen Platte geht die Reihe „LEARNING ENGLISH“ in die dritte Runde. Wer die Hosen kennt, weiß was das bedeutet. Hier geht es einzig um Coversongs in englischer Sprache. Wie der Titel schon vermuten lässt, liegt der Fokus auf der englischen Stadt Liverpool. Genauer gesagt, werden Liverpooler Lieder der frühen 1960er neu vertont. Es geht also um das einflussreiche Zeitalter als Beat, Mod und Vorläufer des britischen Punk ganz Europa begeisterten. Dafür haben sich DIE TOTEN HOSEN fünfzehn Stücke dieser aufregenden Ära ausgesucht, um sie zu covern.
Der Sound von den Docks
Die Liste der gecoverten Bands ist natürlich gewaltig. Vorrangig sind neben den namensgebenden THE MERSEYS, und THE SEARCHERS auch THE SWINGING BLUE JEANS zu erwähnen. Selbstverständlich dürfen auch die wichtigsten Exportschlager Liverpools nicht fehlen, weshalb auch „Slow Down“ von THE BEATLES auf der Platte ist.
Und wie klingt das Ganze dann? Tja, hier mögen sich die Geister scheiden. Auf jeden Fall schaffen es DIE TOTEN HOSEN den bezeichnenden Sound der Sixties schön wiederzugeben. Anders als im Originalton wird auf rotzige Punkverzerrung gesetzt. Aber in erster Linie klingt es wie ein Hosenalbum klingen soll. Die Düsseldorfer zeigen sich mal gefühlvoll und mal zackig. Vor allem aber ist nichts von der Schlageratmosphäre der jüngsten deutschsprachigen Alben zu hören.
[Oimel] Bei mir verhält sich die ganze Sache ein wenig anders. Die Toten Hosen waren für mich, auf die Ärzte folgend, der Einstieg in mehr und mehr Punk Musik. Sie waren vor 16 Jahren mein erstes großes Konzert, dass mich auch direkt an die Grenzen meiner körperlichen Fähigkeiten brachte und den Grundstein für unzählige Konzertbesuche und Festivals bis heute legte. Und in der Zwischenzeit habe ich auch eine feine Sammlung von knapp 160 Tonträgern der Herrschaften. Ich würde mich also durchaus als Fan bezeichnen!
Und so schlägt immer wenn ein neues Album angekündigt wird mein Herz ein wenig schneller, bevor dann meine Finger hektisch klicken um eine der begehrten Platten zu bekommen. Genau dieses 180g schwere Stück dreht sich nun hier auf dem Teller und hebt meine Laune beträchtlich. Die Learning English – Reihe begleitet die Hosen jetzt auch schon lange Jahre und fand auch immer bei Nicht-Hosen-Hörern großen Anklang. Diese Mal wird sich allerdings nicht an alten Punk-Songs ausgelassen, sondern mit dem Mersey Beat eine musikalische Zeit behandelt mit der sich noch nicht allzu viele beschäftigt haben dürften.
Das Album entstand eigentlich aus Zufall durch Campinos Recherchen zu seinem Buch „Hope Street“, was ebenfalls dieses Jahr erschien. Es wurden einige Stücke im Proberaum gespielt, alle hatten Spaß und vertieften sich in die Materie und schon war das Album zusammen. Und das macht richtig Spaß! Es wurden Lieder ausgewählt die von Bands der 60ziger in Liverpool gespielt wurden – auch wenn einige davon erst später oder durch andere Bands einen großen Erfolg hatten. Auf dem Cover wird auch noch ein wenig der Hintergrund dieser Zeit beleuchtet und auch zu den einzelnen Songs gibt es noch Details zu lesen.
Das Album ist eine respektvolle Hommage an diese Zeit, die neugierig macht sich selbst mehr damit zu befassen. Und es wird der interessante Spagat geschafft zwischen einem authentischen Sound des 60er-Jahre-Liverpools und den unverwechselbaren Einflüssen der Hosen selber.
Und so zeigt auch Campino wieder einmal viel Wandlungsfähigkeit. Denn auch wenn der Frontmann keine im klassischen Sinne „schöne“ Stimme hat, so schafft er es dennoch unglaublich viel verschiedene Stile und Lieder damit würdig zu interpretieren! Das zeigt sich schon bei den verschiedenen Stücken der Hosen, von gefühlvollen Balladen bis zu alten Punkklassikern. Aber eben gerade bei den besonderen Ausflügen der Band wie jetzt, oder eben auch dem vor ein paar Jahren erschienenen Album „Entartete Musik“, daß ich nur wärmstens jedem empfehlen kann.
Und so werden dieses Mal Lieder interpretiert die jeder schonmal irgendwo gehört hat, und mindestens den Opener „Hippy Hippy Shake“, aber auch „Needles and Pins“ oder „Ferry cross the Mersey“ kann man aus dem Oldie-Rock-Sender im Radio mitsingen! Und so bleibt als Fazit nur zu sagen, daß das Album wirklich gelungen und eine schöne Abwechslung in der fast 40-Jährigen Bandgeschichte ist! Es hat nur einen Riesennachteil , den ich bemängeln muss: Es ist mir mit 35 Minuten einfach zu kurz! Noch 2-3 Titel mehr hätten hier keine Langeweile aufkommen lassen, und das Album begleitende Review-Bier wäre nicht zum Kampftrinken geworden 😉
Autorenbewertung
Vorteile
+ Nostalgie 1: Liverpool der 1960er
+ Nostalgie 2: hört sich viel besser an als jüngste DTH Releases
+ Album macht von vorn bis hinten Spaß
Nachteile
- mit 35 Minuten etwas kurz
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