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Diesseits und jenseits der Gräber – Obscure Sphinx

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OBSCURE SPHINX – Epitaphs
Veröffentlichungsdatum: 12.09.2016
Dauer: 57:23 Min.
Label: Independent

OBSCURE SPHINX sind eine polnische Sludge/Doom/Post-Rock-Band, die im Jahre 2008 in Warschau gegründet wurde. Zum ersten Mal wurde ich durch ihr 2011 erschienenes Debütalbum „Anaesthetic Inhalation Ritual“ auf die Polen aufmerksam. Dieses bot gut gemachten Post Metal, der besonders durch die Atmosphäre und den markanten Gesang von Frontdame Zofia „Wielebna“ Fraś zu begeistern wusste. Wer jetzt allerdings an klassisch inspirierten Operettengesang denkt, könnte falscher nicht liegen. Denn Zofias Gesang hat ungefähr so viel Eier, wie ihre vier Bandkollegen zusammen – und wirkt dabei alles andere als prätentiös oder klischeehaft.

Offenbar sahen das auch die Veranstalter des Summer Breeze nicht anders, weswegen es OBSCURE SPHINX 2012 schafften, dort den „New Blood Award“ abzuräumen. Im Folgejahr wurde das Zweitwerk „Void Mother“ auf den Markt gebracht, welches noch mehr Experimentierfreude als das Debüt offenbarte, und von Fans und Medien gleichermaßen gefeiert wurde.

Dass Ende letzten Jahres der Drittling erschien, ging schockierenderweise lange Zeit unbemerkt an mir vorbei. Hängt vielleicht damit zusammen, dass die Band ohne Label arbeitet. Wer weiß.

OBSCURE SPHINX

Konzeptionell ist das Album in zwei Teile geteilt: die ersten drei Songs bilden den längeren Teil des Albums und stehen unter dem Titel „Pre-Mortem“.

Der Opener „Nothing Left“ klingt ein bisschen, als würde man im Stil des letzten Songs der Vorgängerplatte weitermachen. Doch wo „The Presence Of Goddess“ mit endorphininduzierender Präzision Höhepunkte verschaffte und sofort zu überzeugen wusste, braucht das erste Stück auf „Epitaphs“ etwas länger, um zu begeistern. Dennoch: man hört bereits nach den ersten Tönen, dass es sich unweigerlich um OBSCURE SPHINX handeln muss.

Insgesamt sind die ersten drei Stücke etwas direkter und treibender, bevor der zweite Teil des Albums beginnt.

Dieser steht unter dem Titel (na, wer hätte das gedacht?) „Post-Mortem“. Die drei abschließenden Songs wirken getragener, melancholischer und ein Stück weit schwerer als die erste Hälfte des Albums. Man richtet sich eher in Richtung Doom aus, das Tempo wird gedrosselt und allem wohnt ein drückendes Gefühl der Beklemmung inne.

Letztlich sind die beiden Teile des Albums nicht so verschieden, als dass ein extremer Kontrast entstehen würde, dennoch lässt sich die Idee dahinter, das Konzept, nachvollziehen, während man den Songs lauscht.

Die Gitarrenarbeit ist im Vergleich zu „Void Mother“ wieder simpler ausgefallen und konzentriert sich vorrangig darum, sludgig Dreck, äh Druck zu erzeugen. Dieser schmutzige Sound wird oftmals von Wielebna kontrastiert, die wie gewohnt bipolar agiert. Mal lieblich, mal mit spürbarer Epik, mal mit ungezügelter Kraft. Zwar ist der Gesang nicht uninspiriert oder gar schlecht, dennoch hab ich immer wieder das Gefühl, dass mir die ein oder andere Linie etwas zu bekannt vorkäme.

 

„Epitaphs“ ist keinesfalls ein schlechtes Album, bleibt meiner Meinung nach aber hinter den Erwartungen und hinter dem Vorgänger zurück. Was mir fehlt, sind die Höhepunkte der Marke „Waiting For The Bodies Down The River Floating“ oder „The Presence Of Goddess“. So verkommt „Epitaphs“ zwar nicht zu einem Werk bloßer Belanglosigkeit, weiß aber dennoch nicht im gleichem Maß zu fesseln, wie „Void Mother“.

 

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Bandcamp

Bild mit freundlicher Genehmigung von Obscure Sphinx

Autorenbewertung

6
OBSCURE SPHINX führen ihren eingeschlagenen Weg mit "Epitaphs" fort, und bewahren sich ihren Sound. Allerdings gibt es einige Abstriche in puncto Komplexität, was dazu führt, dass die Songs gleichbleibend vor sich hin rauschen und es keine wirklichen Ausbrüche in die Sphären gibt, die sie vormals noch erreichen konnten.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
6 / 10 Punkten

Vorteile

+ guter Sound
+ atmosphärische Songs, die durchaus begeistern können

Nachteile

- Konzept nur bedingt spürbar umgesetzt
- Songs sind im Vergleich zum Vorgänger primitiver
- keine Höhepunkte, die mit "Void Mother" vergleichbar wären

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