Doom am Dienstag – Conan live
Dienstag Abend, der legendäre Schlachthof kann auch Konzerte unter der Woche. Dass an solchen Tagen nicht unbedingt so viele Zuschauer kommen wie wochenends, lässt es zu, Bands einzuladen, die ein eher erlesenes Publikum anlocken. So etwa das Gespann um die englische Band CONAN, die momentan auf Tour sind. Die Atmosphäre im der kleineren Konzerthalle des Schlachthauses, dem Kesselhaus, könnte man beinahe schon als intim bezeichnen, wobei dieses Adjektiv bei der Musik, die heute Abend gespielt wird, den meisten Leuten wohl nicht als erstes einfallen würde.
Den Einstieg machen pünktlich um 20 Uhr SIXES, diese kalifornische Band, die mit dem Slogan „Worship Amps, not Gods“ durchaus Freunde findet. Ihre Songs gehen mit Gesang eher sparsam um und wirken im Vergleich zu den anderen beiden Bands fast aggressiv, obwohl sich das komplette Tour-Package im Doom- und Stonerbereich ansiedelt. Aber genau das ist für jemanden wie mich, der in dieser Spielform des Rock und Metal nur temporär unterwegs ist, umso interessanter. Die Band ist gut auf einander eingespielt und man merkt, dass sie durchaus einige Fans im Publikum haben. War bis kurz vor Erklingen des ersten Tons noch der Fokus der Zuschauer an der Bar, ist der Raum nach kurzer Zeit gut gefüllt. Das ist erfreulich, haben die ersten Band in einem Set ja durchaus auch oft mit leeren Reihen zu kämpfen. SIXES spielen jedoch sehr tight und Sänger Stephen Cummings brüllt und singt, was seine Lunge hergibt. Ein durchaus starker Einstieg, und viele nehmen im Laufe des Abends die Möglichkeit wahr, mit der Band am Merch-Stand noch ein wenig zu schnacken.
Nach kurzer Umbaupause wird es epischer. Mit UN steht das zweite Quartett des Abends auf der Bühne. Der eindrucksvolle Sänger Monte Mccleery (er heißt wirklich „Monte“. Ich mag solche Zusammenhänge) beweist einen beeindruckenden Stimmumfang und zaubert mit seiner Band ein sehr stimmungsvolles Set in die Halle. Trotz, oder gerade auch wegen eher zurückhaltender Beleuchtung, schaffen sie es, das Publikum zu fesseln. Mccleery ist auch der redefreudigste Sänger des Abends. Er gesteht, dass dies die erste Tour der Band in Deutschland ist und zeigt sich sehr erfreut und dankbar für die Resonanz. Dies wird so zurückgegeben, wobei auch hier die spezielle Zusammensetzung des Publikums wieder auffällt. Es ist eigentlich vergleichsweise ruhig, kein überschwengliches Gegröle o.ä. Die meisten sind wirklich konzentriert und scheinbar Kenner der Musik, die sehr gezielt auf Konzerte zu gehen scheinen. Das mag ein persönlicher Trugschluss sein, ist jedoch sehr angenehm. UN liefern ein sehr stimmiges Konzert ab und gehen nach einer viel zu schnell vergangenen Dreiviertelstunde von der Bühne.
Danach kommt jedoch der Main Act. CONAN fangen wie die anderen beiden Bands ohne großes Trara und Eingangsgedüdel an. Abgesehen davon, dass dies bei diesen Bands auch komplett fehl am Platz wirken würde, sind die Spielzeiten eh relativ begrenzt, so dass diese Vorgehensweise durchaus Sinn macht. Wie UN auch geben CONAN den einzelnen Songs relativ viel Raum und lassen sich den doomigen Stoner-Rock in der Halle entfalten. Die Band groovt dabei sichtlich und zeigt, wie sehr sie bereits live-erfahren ist. Die drei Musiker stehen locker über die Bühne verteilt, wobei der Schlagzeuger leider (bei allen drei Bands) stiefbrüderlich mehr oder weniger von jeglicher Beleuchtung übergangen wird. CONAN heizen jedoch unbeirrt und professionell durch ihr Set und können an die Atmosphäre von UN nahtlos anknüpfen. Trotz der durchgängig hohen Lautstärke ist das Konzert sehr differenziert und abwechslungsreich. Hier kommt auch wirklich auch Bewegung ins Publikum, der Groove springt über und die Band bekommt direkte Resonanz. Leider gibt es am Ende keine Zugabe, so dass auch hier das Ende sehr plötzlich und abrupt kommt. Dennoch haben CONAN ein sehr starkes Konzert abgeliefert, das vom Publikum sehr gut angenommen wurde.
Für mich war es wie eine neue Konzerterfahrung, mal ein reines Doom-Package zu erleben. Die Atmosphäre in diesem eher kleinen Raum, die Nähe zu den Bands, die allesamt außerhalb ihres Gigs auch im Saal anzutreffen waren, sowie ein sehr entspanntes Publikum, fand ich persönlich sehr angenehm. Es kann sich durchaus lohnen, auch mal auf Konzerte zu gehen, ohne vorher komplett zu wissen, was einen erwartet, und sich nicht direkt von etwas krasserer Lautstärke abschrecken zu lassen. Auch wenn sich hier wieder einige Punkte für Kritik finden lassen, eingefleischte Kenner sind aus dem Konzert vermutlich anders heraus gegangen und haben es anders wahrgenommen. Aus meiner Sicht hat sich jedoch einmal mehr bewiesen, dass man im Schlachthof ein wirklich gutes Programm geboten bekommt und den Bands auch ein passender Rahmen für die Konzerte geboten wird.
CONAN – Homepage
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UN – Facebook
SIXES – Bandcamp
Schlachthof Wiesbaden – Homepage
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