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DRUDKH und PAYSAGE D’HIVER – Hochsensibel

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DRUDKH/PAYSAGE D’HIVER-Somewhere Sadness Wanders/Schnee IV
Veröffentlichungsdatum: 25.08.2017
Dauer: 40:54 min.
Label: Season Of Mist/Prophecy Productions/Kunsthall Produktionen
Stil: Atmospheric Black Metal

Über die scheinbar ungewöhnliche Konstellation beider Bands und die Gründe dahinter wurden im Internet bereits debattiert. Für meine Begriffe ist es alles andere als wichtig, wieso denn ausgerechnet PAYSAGE D’HIVER mit DRUDKH eine gemeinsame Schallplatte veröffentlicht haben. Am Ende spricht die Musik für sich und zeigt ein weiteres Mal, weshalb beide Interpreten zur Speerspitze ihres Metiers zählen.

DRUDKH-Das Laub, es fällt

Die Ukrainer haben mit 10 Alben in 15 Jahren Bandhistorie einige beachtliche Erfolge feiern können, aber irgendwie habe ich mich bis jetzt nur mit dem (großartigen) Meisterwerk „Autumn Aurora“ (2004) beschäftigt. Grund genug sich mit den 2 neuen Songs auseinanderzusetzen. Schließlich ist die textliche Komponente (Poeten aus der Ukraine) mehr als interessant und eine eigene Art, den Black Metal mit Botschaften zu veredeln.

HIER gibt es Höreindrücke

DRUDKH legen mit „All Shades Of Silence“ auf jeden Fall ohne Schnickschnack fulminant und mit einer erdigen Produktion los. Die treibenden Leads und das gewaltige Schlagzeugspiel üben dabei gehörigen Druck aus, sodass der Song ordentlich nach vorne geht.

Hang zu poetischen Texten: DRUDKH

Nach dem wuchtigen Anfang, der wie eine große Welle gegen die Felsen brandet, reiht sich der ruhige Mittelteil mit aus dem Ambient stammenden Collagen hervorragend ein. Im Hintergrund leise tickend, verbreitet sich so eine Gelassenheit, bis es nach 4 Minuten Zeit für den krönenden Abschluss ist. Dieser gestaltet sich bedacht und sehr nachdenklich. Dazu pumpt der Bass wie ein Puls und ergänzt den Schluss sehr gut. Eine schöne Sache, das Stück so ausklingen zu lassen.

„The Night Walks Towards Her Throne“ schlägt wie sein Vorgänger ebenso agil aus der Bresche. In diesem Stück wird aus einem Werk von Mykhailo Yohansen (von der sowjetischen Geheimpolizei getötet) zitiert. Zu meiner Überraschung erinnert dieser Titel an das oben erwähnte Album, mit dem ich mich beschäftigt habe. Auch hier charakterisiert das Stück ein schneller Beginn, der später in einen melodischen Zwischenteil übergeht. Die letzten Minuten werden durch den Gastgesang von WINTERFYLLETHS Chris Naughton verfeinert, die sich in die dramatische Eigenart von „The Night Walks Towards Her Throne“ nahtlos einfügt.

Paysage D’Hiver-Eiseskälte

Zugegeben, bei dieser Band wird der eigene Geist von Aufregung durchflutet. Immerhin wird ein neuer Song veröffentlicht. Kaum eine andere Black Metal-Band hat mich so gefesselt und jedes Mal aufs Neue begeistert. Doch die Verwunderung war groß, als der Titel für diese Split bekannt wurde. Bisher galten die „Schnee“-Beiträge als Ausdruck für fröhliche und traurige Ausdrücke von Wintherr, doch wo ist der dritte Teil hin? Dieser ist mittlerweile auf Youtube zu hören, allerdings sollte er angeblich für eine eigene Split mit NORDLICHT verwendet werden. Was daraus wird, ist bis heute nicht bekannt. Das zur Vorgeschichte, doch nun zum aktuellen Stück „Schnee IV“.

Wie es für PAYSAGE D’HIVER üblich ist, leiten Windgeräusche den Song ein. Dazu schlägt eine Akustikgitarre ruhig die Akkorde an. Schnell wird klar: der Winter naht. Das Laub fällt von den Bäumen, die jetzt nur noch als karge Striche in der Landschaft zurückbleiben. Dicke weiße Flocken fallen ohne Unterlass vor dem geistigen Auge und heftige Windböen formen sich ihren Weg durch die Berge.

Brich HIER das Eis!

Etwas blumig beschrieben, aber durchaus zutreffend. Seit dem 2013 veröffentlichten Demo „Das Tor“, hat sich Wintherr ein weiteres Mal auf diesem Weg berufen und für seine Verhältnisse (vergleicht man die alten Werke) ein gut produziertes Stück aufgenommen. Wie eine Jagd, treibt „Schnee IV“ den Hörer über die Alpen und begeistert durch geradezu simple Riffs.

Für PAYSAGE D’HIVER eine Ewige Quelle: Schnee

Monumental

Ein Markenzeichen, das nicht jeder so gekonnt umsetzen kann. Dazu wird ein simpler Blastbeat beigesteuert und über 5 Minuten lang gehalten. So entsteht ein hypnotischer Sog, der mit den repetitiven Riffs einher geht. Die nächste Etappe hätte auch auf „Das Tor“ ihren Platz gefunden. Schleppend, geradezu verzweifelt und doch so erhaben, schlägt sich der Part eine Schneise durch den Wintersturm. Stetig baut sich dieser Abschnitt mit Doublebass auf und befreit sich mit einem Blastbeat erneut.

Hört euch diese magischen Töne an (12:13 min.) und ihr begreift, was ich euch die ganze Zeit über verdeutlichen will. PAYSAGE D’Hiver ist eine Art Lebensgefühl, das es zu entdecken gilt. Eine so unglaublich tiefe Verbindung aus Musik und Seele, dass es am Ende nur so schmerzt, wenn das Anfangsthema von „Schnee IV“ endet und sich mit den einsamen Akkorden der Akustikgitarre die innere Leere ausbreitet. Verdammt, jetzt wird es kitschig und ich werde sentimental.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von

Autorenbewertung

8
Ein sehr starkes Duo hat hier die Möglichkeit gefunden, sich in unnachahmlicher und brillianter Weise auszudrücken. Das merkt man DRUDKH und PAYSAGE D'HIVER zu jeder Sekunde an. Für meine Bedürfnisse ist jedoch der Beitrag von PAYSAGE D'HIVER ganz klar der Favorit.
ø 4.6 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ kann man am Stück hören
+ beide Bands ergänzen sich formidabel
+ fantastische Songs

Nachteile

- lange Wartezeiten auf ein neues Album
- nur noch digital zu erwerben, da das Vinyl ausverkauft ist

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2 Kommentare

  1. […] Damnata”. Was für ein musikalischer Brocken hinter dem Cover steckt, könnt ihr in Hannes ausführlicher Review […]

  2. […] Damnata”. Was für ein musikalischer Brocken hinter dem Cover steckt, könnt ihr in Hannes ausführlicher Review […]

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