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„Du spieltest Celloooo…“ – FERNDAL

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FERNDAL – Ferndal
Veröffentlichungsdatum: 21.04.2017
Dauer: 46:13 Min.
Label: Einheit Produktionen
Genre: Black Metal

Da ist gerade mal das Debüt-Album in den Startlöchern, und schon unterschreiben FERNDAL bei Einheit Produktionen. Na, wenn das mal nix Gutes verheißen mag!? FERNDAL spielen Black Metal. Ok, das machen viele Kapellen. Was ist jetzt das Besondere? Fangen wir mal von vorn an:

Dass die Band EIS in Sachen moderner BM schon längst kein Geheimtipp mehr sind, brauche ich, denke ich, nicht zu erwähnen. Was ich aber erwähnen sollte, ist, dass Alboin und Abarus von EIS ebenfalls Mitglieder von FERNDAL sind, allerdings laut der Bandinfo nicht als kreative Köpfe des Projekts. Trotzdem legt das die Messlatte bei mir im Kopf schon ein kleines Stück höher. Was darf man also als bekennender EIS-Sympathisant erwarten?

… Auf jeden Fall ein Cello! Japp, eine Besonderheit der Band FERNDAL ist das sehr präsente und gezielte Einsetzen eines Cellos. Nicht in jedem Song, auch nicht übertrieben oft, aber an den richtigen Stellen und angenehm auffallend. Fetzt. Aber schauen wir uns die Songs doch mal genauer an.

Und da haben wir ihn schon, den nostalgisch und schmerzlich klingenden Streicher …

Push the button, los gehts mit „Ouverture“. Und da haben wir ihn schon, den nostalgisch und schmerzlich klingenden Streicher, der eine düstere, nebelige Atmosphäre in den Raum zaubert. Dazu kommen Orgel-Sounds, die diese Atmo sehr gut unterstützen. Die Snare trommelt das Intro des Albums schließlich aus.

Durchgestartet wird mit dem Titeltrack des Albums. Der Song „Ferndal“ beginnt mit einer Ohrwurm-Melodie, die sich an das Intro perfekt anschließt. Ich schwöre, ich hab schon tagelang diese eine Melodie im Ohr. Da kann ich machen, was ich will. Sogar meine „Fiesta Mexicana“-Kassette von Rex Gildo kann da keine Abhilfe schaffen. Verflucht! Blastbeats im Wechsel mit anderen gekonnten Drumpattern-Modifikationen sorgen für ziemlich viel Druck und Energie, während die Klampfen für das gewisse Düstere sorgen. Es wird aber auch mal weniger rumgeballert, stattdessen mit einer gewissen Tragik und Ruhe gearbeitet. Abgeschmeckt wird die Suppe schlussendlich noch mit einer gewissen Note an Klargesang, der den ersten Track am Ende ziemlich stimmig macht.

„Ungelebtes Leben“ schließt sich an. Auch hier wird losgehämmert, was das Zeug hält. Die Drums sind auch hier wieder erfrischend abwechslungsreich, allerdings finde ich, dass die anfänglichen Gitarrenspuren auch ein wenig mehr Abwechslung vertragen könnten. Doch lange dauert es nicht, bis sowieso alles still wird. Orgel, Cello und Gitarren bauen sich sehr gemächlich miteinander auf, bis schließlich Drums und Klargesang einsetzen. Sehr gekonnt umgesetzt. Gespannt lausche ich, worin der Aufbau denn seinen Höhepunkt findet. Auch hier türmt sich eine eher schmerzliche Atmosphäre auf und wir landen wieder beim Anfangsgeschepper mit Blasts und ordentlich Druck. Runde Sache!

„Klavierquintett in g-moll „Arntor, ein Krieger““ heißt der dritte „Streich“, denn dieser Titel startet mit Cello und wird später erst vom Klavier begleitet. Der Titel ist sehr tragend und sehr bedrückend, fügt sich also wunderbar an die bisher gehörten Stücke an. Der Titel ist ein immer weiterführender Aufbau. Im Lied gibt es eine Art Wende der Stimmung von unentschlossen-traurig zu entschlossen-energetisch. Das Klavier wird immer präsenter und kraftvoller. Die Melodieverläufe erinnern sehr an Stücke aus der Klassik. Das finde ich sehr angenehm und spannend. Man muss ja nicht immer nur auf die Felle wammsen, sondern kann auch mal in sich gehen. Ein sehr starker Titel!

Faustschlag direkt vor die Kauleiste …

„In die Freiheit“ kommt mit einem Faustschlag direkt vor die Kauleiste daher, reißt mich aus dem Träumen und erinnert daran, dass das hier ein Black-Metal-Album ist und eben kein Album der Klassik. Triolisches Geblaste und melodische Gitarren, die erstmals weniger nach Verzweiflung klingen. An den Anfangspart schließt sich ein mehrstimmiger Klargesangspart an. Eben dieser, sowie auch das unterstützende Instrumental, erinnert in einigen Zügen an die Pagan-Metal-Sparte. Gefällt mir! Abwechslung können FERNDAL also! Und da ist das Cello wieder, das zusammen mit den verzerrten Gitarren und Toms erneut in einen Klargesangsteil überleitet. Der stärkste Titel des Albums, meiner Meinung nach.

„Ein später Gast“ soll der letzte Titel des Albums heißen, bevor es zum Outro kommt. Auch hier starten wir mit viel Energie und viel Bassdrum, werden dann aber um einiges tragender. Wieder breitet sich Bedrücktheit aus. Dieser Titel hat eine besondere Epik im Vergleich zu den vorherigen. Das Tempo bleibt langsamer und der Song schwebt wie dunkler, grauer Nebel im Raum. Auch hier könnte die Gitarrenspur die eine oder andere Wiederholung weniger vertragen. Und wieder erhält das Cello seinen großen Auftritt. Mir würde auf die Schnelle kein Instrument einfallen, das besser zu dieser Stimmung passen würde, als eben das Cello. Nostalgie und Trauer sind die Worte, an die ich als Erstes denke, wenn ich dem Titel lausche. Dass es hier keine Screams gibt, sondern nur klagenden Klargesang, macht den Titel umso dramatischer, lediglich der letzte Akkord der Gitarren klingt hoffnungsvoll – ein schöner letzter voller Track.

„Coda“, over and out. Das Album schließt, wie es angefangen hat: mit anmutigen Orgeltönen, die, im Gegensatz zum Intro, hier einen etwas epischeren und hoffnungsvolleren Eindruck hinterlassen. Diesmal steigert sich die Lautstärke nicht, sondern alles wird gemächlich leiser, bis am Ende alles still wird.

Erst nach mehrmaligem Hören kann man versteckte Details wahrnehmen …

Das FERNDAL-Debüt kann sich sehen lassen! Für Fans modernen Black Metals ist diese Platte auf jeden Fall Balsam für die Ohren! Das Cello ist die Besonderheit der Band, allerdings sind auch die übrigen Instrumente im Großen und Ganzen ziemlich abwechslungsreich gestaltet. Die klar gesungenen Passagen lassen einen gewissen Pagan-Einschlag durchschimmern. Das gefällt mir sehr gut. Für meinen Geschmack könnten die Screams noch etwas mehr im Vordergrund stehen, bzw. etwas mehr Druck vertragen. Alles in allem bekommen wir hier starken und melodischen Black Metal geboten, ohne, dass die Band dabei zu verspielt wirkt. Das macht Bock auf mehr! Reinhören, dran bleiben, weiter verfolgen!

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Ferndal

Autorenbewertung

7
Das Cello ist die Besonderheit der Band, allerdings sind auch die übrigen Instrumente im Großen und Ganzen ziemlich abwechslungsreich gestaltet. Die klar gesungenen Passagen lassen einen gewissen Pagan-Einschlag durchschimmern. Alles in allem bekommen wir hier starken und melodischen Black Metal geboten.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ der Einsatz des Cellos ist besonders
+ Klargesang, Melodieverläufe, stark variierendes Schlagzeug sorgen für viel Abwechslung
+ sehr melodisch, ohne verspielt zu klingen

Nachteile

- Screams können mehr Druck vertragen
- Gitarrenspuren werden für meinen Geschmack manchmal zu oft wiederholt

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