Ein besseres ARCH ENEMY aus Frankreich?

AEPHANEMER – Memento Mori
Veröffentlichungsdatum: 16.09.2016
Dauer: 53:35 min
Label: Primeval Records

Bei AEPHANEMER aus Frankreich geht es ordentlich zur Sache und die Synths tragen die typischen, genre-bekannten Songstrukturen. Man wird an jede Band, die man aus der Richtung schon mal gehört hat, erinnert.
Aber fällt uns nicht etwas auf? Eine Frau ist bei einer Melodic Death-Metal für das passende Geschrei verantwortlich? Da denkt man doch sofort an die Sex-sells-Sensation namens ARCH ENEMY, bei denen gibt es sogar oft genug ein neues Pin-Up-Girl für die Fans. Abwechslung beim Aussehen gehört also zur Verkaufsstrategie. Musikalisch vermisse ich diese Abwechslung bei Melodic-Death-Metal generell, und auch bei diesem Album hier, viel zu oft. Und damit ihr mich für diesen Einstieg erst recht hängen könnt: Ja, ich finde es gut, wenn Bands sich entwickeln – und dazu zählen auch IN FLAMES, bei denen ja schon seit einigen Alben klar war, dass der Sänger keine qualitativ hochwertigen Screams mehr hin bekommt.

Denn wenn es wieder- und überholt klingt, dann hilft nur eins: Richtig gut darin zu sein, was man macht. Und das können AEPHANEMER! Obwohl ich immer noch die Abwechslung vermisse, macht es mir trotzdem Spaß, dieses Album durchzuhören. Die lyrischen Momente sind für Fans des Genres zwar eine alte Leier, aber ich hatte echt Schlimmeres erwartet. Vertont wurden die Texte, wie gesagt, von einer Frau und die unpolierten Screams hören sich teils gut teils schlecht an. Das geht sogar so weit, dass ich zum Gesang keine einheitliche Aussage machen kann. Zu 50 Prozent finde ich ihn schlecht und zu 50 Prozent angebracht. Vergleiche wie INSOMNIUM oder AMON AMARTH fallen mir ein, denn da wirkt der Gesang ähnlich auf mich. Aber das gilt wahrscheinlich für ungefähr 99 Prozent der erfolgreichen Melodic-Death-Metal-Bands.

Nichtsdestotrotz gefällt mir die instrumentale Begleitung auf dem Album. Talent sowie musikalisches Können sind eindeutig vorhanden. Dennoch muss ich leider anmerken, dass die Länge des Albums etwas an mir zehrt, denn derartig ausgedehnte Kompositionen halte ich in diesem Genre nicht so leicht wie z.Bsp. im Black oder Progressive Metal aus. Denn irgendwann ist bei jeder Synth-Spur mal die Luft raus. Zum Glück beschränkte man sich auf 10 Songs , weil eine höhere Anzahl bei der selben Dauer wohl noch eintöniger und länger wirken würde.
Aber wir wollen nicht abschweifen und stattdessen den Franzosen ein Kompliment machen. Der Sound und die Gitarrenarbeit gefallen mir nämlich außerordentlich gut. Nicht nur die Gitarren, sondern auch die Keyboard-Lines klingen gut abgemischt, beide tragen die Songs. Eine so gute Produktion, wie die auf „Memento Mori“, hatte ich aber bereits nach dem Betrachten des verspielten Albumcovers erwartet.

Diese Band kann also mit viel Professionalität bei ihrem Debüt-Album glänzen. Und hoffentlich hat diese Band noch eine glänzende Karriere vor sich. Abzüge in der B-Note gibt es aber bei dem schwachen Clean-Gesang auf Songs wie dem Titel-Track „Memento Mori“. Natürlich ist dieser nicht unterirdisch schlecht oder derartiges, dennoch vermag er mich nicht zu beeindrucken. Vergleiche mit anderen Bands aus diesem Genre könnte man viele treffen, da hier natürlich nichts neu erfunden wurde, aber das wäre wahrscheinlich eine zu lange Liste. Deswegen begrenze ich mich mal auf die offensichtlichsten Referenzen: MORS PRINCIPIUM EST, OMNIUM GATHERUM und – des weiblichen Geschreis wegen – ARCH ENEMY.

Wen diese Bands und der Melodic Death Metal – mit seinen theatralischen, fast schon erzwungen emotionalen Songs –  nicht abschrecken, der sollte definitiv in AEPHANEMER reinhören und könnte damit wahrscheinlich einen neuen Liebling entdecken.

Autorenbewertung

7
Dieses Album macht Laune und ist für einen ersten Longplayer vielversprechend. Es ist zwar wenig innovativ, aber unglaublich gut umgesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich es mir noch einmal anhören werde. Und zudem bin ich gespannt, ob die Band sich mit künftigen Erscheinungen noch steigert.
ø 4.1 / 5 bei 6 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ macht Laune
+ ist konsistent und hat kaum Ausbrüche
+ gute Produktion
+ Riffs

Nachteile

- für meinen Geschmack zu lang
- Gesang

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