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Ein Festival ohne Alkohol?

Logbucheinträge eines nüchternen Festivalbesuchers

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Zum vierten Mal in Folge fahre ich nun schon zum Rock Harz-Festival, und ich muss sagen, es ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich hatte leider in den letzten paar Wochen mit einer Zahnentzündung zu kämpfen, und um ein Schlimmerwerden zu verhindern, bin ich bis zum nächsten Zahnarztbesuch erst mal konstant auf Ibuprofen. Das soll mir aber die gute Laune nicht nehmen. Wir kommen an, einige von uns sind schon da, und mit ihnen der Schwips. Super! Ich geselle mich dazu, öffne mein erstes, noch kaltes, Bier – und dann kommt die äußerst ernüchternde Aussage einer medizinstudierenden Freundin:

 

„Ehm, Alkohol und Ibuprofen würde ich besser nicht mischen. Deine Leber kann immer nur eines von beiden bearbeiten – und Ibu hat eine Halbwertszeit von ca. 20 Stunden.“

 

Ach so. Das würde sowohl erklären warum ich in letzter Zeit schon nach vier Bier nicht mehr stehen konnte, als auch, warum meine Zahnschmerzen sich an Wochenenden immer besonders intensiv nach Hass und Tod angefühlt haben. Nun gut. Dann wird das wohl seit geschätzt 2008 mein erstes Festival ohne Alkohol. Aber diesmal berichte ich darüber.

Hier ein Sammelsurium an Gedanken, Situationen und Dingen, die mir in meiner Nüchternheit so aufgefallen sind.

 

Dienstag, 05.07.2016

18:51

Wir spielen ein Trinkspiel bei dem es darum geht, sich Zahlenfolgen zu merken. Ich spiele mit. Meine Waffe: Mineralwasser. Nach ungefähr zweieinhalb Runden kriegt es keiner von den anderen mehr auf die Reihe, weiter als drei Ziffern zu zählen. Komisch. Das kam mir sonst gar nicht so vor.

03:15

Alle sind schlafen. Ich liege in meinem Zelt. Mir fällt zum ersten Mal auf, WIE nervig die Cantina-Band nach dem 15. Durchlauf eigentlich wird.

03:16

Und Nachbarn, die sich (und allen im Umkreis von anderthalb Kilometern) von morgens bis abends pausenlos mit Onkelz und Frei.Wild die Birne zudröhnen, sind NOCH schlimmer, wenn man nüchtern ist. Viel, viel schlimmer.

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Was passiert hier eigentlich grad?
Mittwoch, 06.07.2016

08:15

Ich wache auf. Irgendwas ist komisch. Oh, ich bin ja vollkommen Hangover-frei. Fresh wie nie zuvor stehe ich auf, putze mir im kühlen Morgenwind die Zähne. Währenddessen fällt neben mir erst mal ein Freund (nennen wir ihn Johann) kopfüber aus seinem Zelt und entleert seinen Mageninhalt ins taufrische Gras. Guten Morgen!

12:30

Hätte nicht gedacht, dass sich das Kinderspiel „SOS Affenalarm“ so wunderbar zum Trinkspiel umfunktionieren lässt. Wenn mir noch ein paar von den blöden Affen runterfallen, kriege ich eine Mineralwasservergiftung.

16:30

Die ersten Bands spielen, beginnend mit MORS PRINCIPIUM EST. Die Musik ist sehr genießbar, der Sound eher weniger. Schade.

Irgendwann abends

Wir spielen Trink-Jenga. „Leere dein Getränk auf ex!“, sagt mein gezogener Jenga-Stein. Ich gucke meine frisch geöffnete anderthalb-Liter-Wasserflasche an. Meine frisch geöffnete anderthalb-Liter-Wasserflasche guckt mich an. Ich gehe schlafen.

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Sollte jeder mal gespielt haben.
Donnerstag, 07.07.2016

06:33

Ich werde geweckt durch laute RAMMSTEIN-Musik, harmonisch begleitet von einem (einzelnen) grölenden Besoffski-Nachbar, der zwar textsicher ist, allerdings immer nur dann mitsingt, wenn Til Lindemann dies gerade nicht tut.

14:10

Zu zweit spontan hoch zur Teufelsmauer. Die Sonne knallt, der Aufstieg ist steil und schweißtreibend. Ob’s meinem verkaterten Mitstreiter dabei wohl besser geht als mir?

18:52

Wieder auf dem In-Field. Ich fange an mir eine Strichliste zu machen, wie oft mir jemand KEIN Bier vom Stand mitbringen soll. ANNIHILATOR, SOILWORK und GAMMA RAY hören sich auch nüchtern sehr gut an.

00:20

Deutschland hat im EM-Halbfinale gegen Frankreich verloren. Wir ziehen übers Campinggelände. Meine Begleiter singen lauthals die französische Nationalhymne. Manch einer findet es lustig. Andere weniger.

02:50

Nachdem ich meine Leute nach fünfzehnminütigem Verschwundensein wiederfinde, erzählt man mir, was ich verpasst habe: irgendetwas mit Trichtersaufen und Kotzen. Der Abend endet dann glorreich mit Abdancen in einem Metal-Disco-Partyzelt.

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Ziel erreicht.
Freitag, 08.07.2016

13:35

Gilbert mixt Mojitos für jeden. Ich bin traurig, denn ich will auch einen. Ich mixe mir selbst einen mit Black Jack und Nutten Eistee statt Rum.

20:50

Zwei meiner Freunde haben sich im Moshpit auf die Fresse gelegt und bluten. Ich gönne mir auch eine Runde (Moshen, nicht Bluten), überleb’s aber ohne Aua.

21:10

Kennt ihr den Begriff „Ninja-Surfing“? Das passiert, wenn ein Haufen alkoholisierter Menschen einem nichts ahnenden Konzertgänger dazu verhelfen, mehr oder weniger freiwillig zu crowdsurfen. Hatte ich aber eigentlich gar nicht vorgehabt. War trotzdem ein interessanter Flug.

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So kann’s einem gehen.
Samstag, 09.07.2016

16:19

TANKARD waren cool! Hätte angetrunken aber sicher noch mehr Spaß gemacht.

18:45

ENSIFERUM. Der Sound ist richtig furchtbar. Nur Double-Bass-Gewummer, man hört gar nichts heraus. Ich laufe das Gelände von der Bühne bis zu den Fressständen ab, es klingt aus allen Winkeln und Entfernungen nach Mist. Wie kann man so etwas als Soundmann nicht merken?

20:32

Immer noch In-Field. So langsam wird meine Strichliste echt lang.

22:50

Abschließende Mega-Party bei POWERWOLF mit meiner ganzen Gang. Alle am Feiern und Mitgrölen, fetteste Stimmung, auch für den Mann ohne Alkohol. So darf ein Festival gerne zu Ende gehen.Vielen dankeschön.

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Powerwolf machen am Ende noch mal ordentlich Stimmung.
Fazit

Was war denn nun insgesamt anders?

Nun, ich habe auf jeden Fall allgemein den Zeitverlauf etwas geradliniger in Erinnerung als normalerweise nach Festivals. Auch fühlt man sich ohne Kater am Ende definitiv ein Stück weit frischer, wacher und weniger ekelhaft (so gut das halt nach einer Woche im Dreck leben geht). Es gab sicherlich viele Momente, bei denen ich lieber was getrunken hätte, einfach der ausgelasseneren Stimmung wegen – aber es kann auch durchaus lustig sein, wenn man der einzige Nüchterne unter Betrunkenen ist. Dinge, die nerven (schlechter Sound, doofe Nachbarn…), nerven ohne schützende Sinnesbenebelung allerdings noch mehr. Was Geld angeht, so habe ich laut Strichliste 32,40€ (12 mal 2,70€) an Bier gespart. Mal ganz abgesehen von meiner jetzt noch fast vollen Palette Dosenbier, die ich somit aufs nächste Festival mitnehmen kann.

 

Aber alles in allem sind Festivals auch ohne Alkoholkonsum eine tolle Sache. Frei nach dem Motto: „Man braucht keinen Alkohol, um Spaß zu haben“ – zum Betrunkensein allerdings schon. Prost!

Autorenbewertung

7
ø 4.5 / 5 bei 15 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ Man fühlt sich durchgehend fitter und weniger ekelhaft
+ Man spart Geld
+ Man kriegt Konzerte besser mit
+ Kann durchaus Spaß machen, als einziger nüchtern zu sein

Nachteile

- Man ist nie betrunken
- Nerviges nervt noch mehr

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5 Kommentare

  1. […] übrigens wissen will, wie sich ein Festival ganz ohne Alkohol so anfühlt, der darf das gerne hier […]

  2. 13. Januar 2017 bei 15:42 — Antworten

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  3. 29. Dezember 2016 bei 10:09 — Antworten

    *lol* hört sich doch nach Spaß an. Ausprobieren möchte ich es, so ganz ohne Alkohol, aber trotzdem nicht.

  4. Zlatko
    18. August 2016 bei 10:41 — Antworten

    Das trifft es recht gut, wenn ich dieses Konzert Fazit so lese. Ich trinke selber keinen Alkohol (jaaaaaaaaa! echt! – jaaaaaaaa freiwilig! Jaaaaaa!) und kriege diese ganzen nervigen, störenden, kotzenden, pöbelnden, etc Mitmenschen hautnah mit. Wie fühlte es sich denn an, mal kein Trinkspiel mitzumachen nur aus „Gruppenzwang“? Warum gibt mal Geld für ein Festival aus nur um die Hälfte (oder mehr) nur wegem dem Alkohol nicht mitzubekommen? Muss so etwas dazugehören?
    Eure Meinungen hier: GO!

    • Justin
      18. August 2016 bei 12:16 — Antworten

      Ich trinke auch keinen Alkohol. Weder auf Festivals, noch sonst irgendwann und hab trotzdem Spaß dort.
      Ich bin ja auch wegen der Musik da und nicht um zu saufen.
      Nein, sowas muss nicht dazugehören. Allerdings machen es viele nun mal gern und es kann ja auch ganz witzig sein betrunkene Leute zu beobachten 😀

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