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Ein finsterer Blick ins Jenseits. WINTERFYLLETH – The Dark Hereafter
WINTERFYLLETH – The Dark Hereafter
Veröffentlichungsdatum: 30.09.2016
Dauer: 40:33 Min.
Label: Candlelight Records
Bereits mit ihrem ersten Album „The Ghost Of Heritage“ konnte mich der Vierer aus dem Vereinten Königreich begeistern, deren Ruf seit 2007 von den britischen Inseln hallt. Seit fast zehn Jahren spielen WINTERFYLLETH knarzigen, melodischen (nicht melodic!) Black Metal, der ohne Schnörkel und Kompromisse auskommt.
Mittlerweile haben sie ihr fünftes Album innerhalb von nur neun Jahren veröffentlicht!
Die Platte beginnt mit dem Titeltrack und in gewohnter WINTERFYLLETH-Manier. Melodisch sägende Gitarren dominieren das Stück und werden über weite Strecken von einem Blastbeat begleitet, während Chris Naughtons angenehm krächzender Gesang das Ganze komplettiert. Was wie das kleine Einmaleins des Black Metals klingt, ist jedoch deutlich schöner, als man bei dieser simplen Beschreibung denken mag. Denn seitdem ich sie kenne, gab es eine Sache, die die Briten für mich aus dem Gros ihrer Mitstreiter hervorstechen ließen: Erhabenheit.
Eine gewisse Epik wohnte den Songs schon immer inne, und das ganz ohne den permanenten Einsatz von Keyboards, Synthies, orchestralen Klängen oder Power Metal-Gesang. Nur gelegentliche Männerchöre brachen seit jeher aus dem bekannten Black Metal-Schema aus. Und erneut finden sich diese am Ende des großartigen zweiten Songs „Pariah’s Path“. Manch einer könnte den Song bereits kennen, da er im Jahre 2014, als Bonustrack des Albums „The Divination Of Antiquity“, veröffentlicht wurde. Das neunminütige Stück wirkt jedoch alles andere als altbacken und neu aufgewärmt. Wunderschön schichtet sich Gitarrenmelodie über Gitarrenmelodie, untermauert der Bass die flirrenden Linien und treibt das mit hervorragendem Sound versehene Schlagzeug den Song nach vorn. Einzig die Becken könnten im Gesamtmix noch etwas präsenter sein.
Auch „Ensigns Of Victory“ stellt einen klassischen WINTERFYLLETH-Song dar, der mit allen bekannten Zutaten versehen ist. Wie immer wird trotz des treibenden Tempos die Stimmung nicht vernachlässigt und so wirkt Song Nummer drei von fünf auf mich noch melancholischer, als die bisher gehörten und weckt Fernsucht nach Wäldern, Nebel, Anmut und Natur.
Es folgt das wohl außergewöhnlichste Stück des Albums. „Green Cathedral“ ist mit über 13 Minuten nicht nur der längste Song, den die Band jemals geschrieben hat, sondern auch der wohl ruhigste. Sphärische Keyboardflächen leiten das Lied ein und lassen mich an Norwegen in den 90ern denken. Doch wenig später kommen mehr und mehr Gitarren hinzu, und bilden bis zu dem den Ausklang begleitenden Monolog eine Stimmung, die so auch von amerikanischen Post Black Metal-Bands stammen könnte. Über die gesamte Spielzeit erklingt nicht ein einziger Blastbeat, was der Atmosphäre nur noch mehr Raum lässt und WINTERFYLLETH überraschend gut zu Gesicht steht! Gerne mehr davon!
Nach diesem Giganten von einem Song fällt „Led Astray In The Forest Dark“ als letztes Stück des Albums leider für mich hinten runter und das obwohl es sich um ein Cover des ULVER-Songs „I Troldskog Faren Vild“ („Bergtatt“, 1995) handelt. Objektiv betrachtet wird hier nichts wirklich falsch gemacht, außer der Übersetzung ins Englische aber auch nichts neu. Zudem trifft auch der durchgehende chorale Gesang nur bedingt meinen Nerv. Die Tatsache, dass das Lied nach sieben Minuten ausklingt, lässt das Album für mich zudem viel zu abrupt enden. Was ist los? Wo ist der Rest? Wir sind doch gerade einmal in Fahrt?! Hatten CDs schon immer keine B-Seite?
Wenn ich über den Wermutstropfen des raschen und unvermittelten Endes hinwegsehe, bleiben auf „The Dark Hereafter“ vier von fünf Songs, die gut bis sehr gut sind!
WINTERFYLLETH zeigen in hoher Qualität das, was sie am besten können, scheuen sich zu meiner Freude jedoch auch nicht vor Experimenten und Ausbrüchen, die überwiegend gut gelingen.
Autorenbewertung
Vorteile
+ insgesamt gute Produktion
+ „Green Cathedral“ als ungewöhnlichster, aber packendster Song
Nachteile
- „Led Astray In The Forest Dark“ eher schwach
- suboptimale Plattendynamik und abruptes Ende
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