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Ein Soundtrack zur Winterdepression – Sunlight’s Bane

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SUNLIGHT’S BANE – The Blackest Volume (Like All the Earth Was Buried)
Veröffentlichungsdatum: 17.02.2017
Länge: 53:54 Min.
Label: Innerstrength Records
Genre: Blackened Crust

Nanu, es ist schon Februar und ihr habt noch nicht unter eurer alljährlichen Winterdepression gelitten? Dann habe ich genau den richtigen Ableger aus der Abteilung Genre-Clusterfuck für euch. Ich liste euch einfach mal auf, welche Stile ihr so erwarten dürft. Zum einen hört man oft den crust-lastigen Hardcore Sound, den internationale Spieler wie CODE ORANGE und auch nationale Ableger wie ANCST in den letzten 3 Jahren immer beliebter gemacht haben. Dazu kommen Passagen aus Black Metal und Grindcore, welche wie erwartet unglaublich gut in das gesamte Klanggerüst passen. Hier wird eine so qualitativ hochwertige Verschmelzung von extremen Metal- und Hardcoregenres geboten, wie ich sie eigentlich nur von Bands des Labels Deathwish Inc. oder Profound Lore erwarten würde. Vergleiche mit PIG DESTROYER, ABORTED, FULL OF HELL und eben CODE ORANGE lassen sich so leicht ziehen, dass es mir schon fast unfair vorkommt. Eine so einfache Kategorisierung haben SUNLIGHT’S BANE nicht verdient, sie stellen ihre ganz eigene Interpretation dieser hasserfüllten Musik vor. Dabei muss es gar nicht so unendlich böse klingen, was sie bereits vor ungefähr anderthalb Jahren bewiesen. Da hatte ihr Cover von DEFTONES „Be Quiet And Drive“ meine Aufmerksamkeit für eine Weile auf sich gezogen. Trotz der vielversprechenden Qualitäten jedes einzelnen Bandmitglieds, fehlte es damals an einer professioneller klingenden Produktion und dem persönlichen Touch.

Auf dem bereits zweiten Album hingegen, präsentiert man sich genauso grantig und unzufrieden wie auf der Vorgänger-LP „Antiquated Chapters“. Der Sänger hatte dort schon nichts als pure Verachtung für was auch immer gerade das Thema eines Lieds ist. Dabei drifteten die Screams schon oft genug in Bereiche ab, in denen ich mir nicht mehr vorstellen kann, welche Qualen erlitten werden mussten, um sie hervorzubringen. Die Breakdowns erinnern an einen früheren Metalcore-Sound und die Intros der Songs geben einem das Gefühl einer Mischung aus Mathcore und Black Metal zu lauschen. Dabei war damals schon viel mehr dahinter. Es wurde einfach jede erdenkliche Art des Gesangs eingebaut, egal ob Growls, Shouts, Screams oder klarem Gesang. Und das alles passte in die emotionalen Geschichten, die die Gruppe erzählt. Ich weiß zwar nicht wie man in der Gegend von Michigan in den USA solche unerbittlich hungrigen Musiker findet, aber das ist heutzutage in jeder noch so schönen Gegend möglich. Und wenn es hart auf hart kommt, gibt es ja immer noch Detroit. Eine der Vorzeigestädte für soziale Ungleichheit, Kriminalität und Ghetto-Bildung. Auch in Grenznähe zu Kanada gibt es anscheinend Gesprächsbedarf.

Und wie haben sie sich bis heute entwickelt? Eine grandiose Produktion, weit weniger eintönige Riffs und den gleichen Biss wie auf dem Debüt, zeigen die Jungs auf dieser mörderischen LP. Und dabei scheuen sie sich nicht aus der bekannten Komfortzone herauszutreten. Ein Augenmerk jagt das nächste. Dank der Symbiose zwischen ruhigen und schnellen Liedern, bauen sie die perfekte musikalische Landschaft, um jeden Winterspaziergang auszufüllen. Besonders deutlich wird die Harmonie bei doomigen Anteilen auf „Dance Of Thorns“ und „Came No Dawn“. Die zahlreichen über das gesamte Album verteilten Downtempo-Parts wirken für die langsamen Lieder sehr unterstützend. Leider sind die aufgesagten Texte in Verbindung mit den atmosphärisch ausgerichteten Instrumenten nicht wirklich etwas, was bei mir Emotionen hervorruft. Aber darin sind die restlichen, rastlosen, energiegeladenen Lieder ziemlich gut. Wenn du dazu nicht ausrastest, zu was denn dann?

Abgöttisch und brutal hört sich das Gesamtpaket also an und überzeugt – ähnlich den Singleauskopplungen – auf ganzer Linie. Die vielen Einflüsse aus Death und Black Metal zeigen oft ihr dreckiges Gesicht. Das wirkt fast schon so als wäre Grindcore an sich nicht dreckig genug. Jedoch werden die Erwartungen an ein schnelles Grindcore-Album ohne viel Tamtam bei einer Überlänge von ungefähr 54 Minuten nicht erfüllt. Die Dauer erklärt sich dadurch, dass viele langatmige Aufbausequenzen genutzt wurden, die nicht unbedingt durch das jeweilige Finale gerechtfertigt werden. Alles in allem sollte sich jeder in der Zielgruppe von SUNLIGHT’S BANE angesprochen fühlen und das Potenzial erkennen. Solange du irgendeine Form von extremem Metal gerne hörst, ist das genau das richtige Album für dich.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Sunlight's Bane

Autorenbewertung

7
Mit dem Release-Termin hat man sich zwar einen sehr ungünstigen ausgesucht, da man sich mit der neuen EP von XIBALBA messen muss, aber das dürfte den Erfolg dieser Platte nicht mindern. Herzzerberstende Riffs und ein Sound der in die Knochen geht sind hier Programm. Leider ist der Ausflug in die vielen Genres etwas zu lang geraten. Die LP wird sich mit dem neuen Werk von THE DRIP um den Titel des besten modernen Grindcore-Albums des Jahres ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ düstere und schnelle Parts wechseln sich oft ab
+ es ist brutal
+ passt zu jeder Art von Metal-Fan
+ vereint das Beste aus Core, Black und Death

Nachteile

- zu lang
- besonders die Mitte des Albums zieht sich
- nicht genügend Cowbell (es muss Luft nach oben geben)

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