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Ein Thema für die Musikethnologie – Drescher

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DRESCHER – Erntezeit
Veröffentlichungsdatum: 18.11.2016 (EU)
Dauer: 48 Min.
Label: NAPALM RECORDS
Stil: Folk Thrash

 

Mal vorab: Ich mag Österreich. Und ich mag Metal. Dafür werde ich mich auch nicht entschuldigen. Jetzt habe ich beides aber in einer mir bisher unbekannten Konstellation kennengelernt: DRESCHER. Und sie haben eine neue Kombination im Stilkarussell des Metals gefunden: Folk Trash. Auf Deutsch, mit österreichischem Akzent. Grandios, endlich mal was Neues! Oder? „Mundart-Texte“ und „gute alte Metal-Riffs der Neunzigerjahre“, schreiben sie in ihrer Promo. Welche Thrash-Band hat denn in den Neunzigerjahren ein Akkordeon benutzt? Achso, wir reden über Österreich. Und Folk ist ja auch mit drin. Ok.

Also, schauen wir doch mal musikethnologisch drauf. Mundart ist natürlich schon regional unterschiedlich und garantiert somit eine gewisse Individualität, und auch Identität. Wobei sich dann die Frage bei der betroffenen Gruppe stellt, wieso gleich im ersten Song ein englischer Titel genutzt wird („First Blood“)? Slang? Das muss man dafür schon wissen. Oder wieso Cover-Songs („Rock Me Amadeus“ und „Ace of Spades“) mit auf der Platte gelandet sind, wobei der zweite sogar noch eingedeutscht wurde („Ass in Pik“)? Schade irgendwie.

Danach kommt die Frage auf, ob das Akkordeon wirklich identitätsstiftend ist. KORPIKLAANI beispielsweise nutzen dieses Instrument ja auch. Generell lässt es sich weder zeitlich noch räumlich wirklich nur zu einer Region zuordnen. Auch mit der Herkunft und Entwicklung kann man sich tiefergehend beschäftigen.

Soweit möglich, spielt dann die Themenwahl eine Rolle. „Danke fia nix“ ist ein Ausspruch, welcher sich auch nicht regional/lokal beheimaten lässt. Genauso wie die Beziehung zwischen Menschen. Eigentlich genau das Gegenteil von einzelnen Gruppen, da es ein überall vertretenes Thema ist.

Beim weiteren Hören der Platte merkt man, dass die Texte an sich erstaunlich gut mit der Musik harmonieren. Rhythmisch gibt es keine Gegensätze, es stockt nicht, die Lieder fließen ziemlich gut. Dennoch, markante Hooks, die sich mitsingen ließen, bleiben aus. „Olles wos mir fehlt“ oder „Bled grennt“ klingt witzig, authentisch, und hat nicht die Härte, welche der deutschen Sprache nachgesagt wird. Und musikalisch erstaunt das Quintett durchaus. Zwischen dem Quatsch-Metal stechen plötzlich immer wieder wirklich gute Soli raus. Es geht also auch anders!

Grundsätzlich fällt bei den Songs aber auf: sie unterscheiden sich nur im Text, wobei dieser sich auf oft wenige Zeilen in österreichisch eingefärbtem Deutsch reduziert. Die Identität entsteht hier durch diese sprachliche Komponente, nicht durch musikalische oder inhaltliche. Quasi einfach ein: „Schaut mal, wir sind aus Österreich, witziger Dialekt, was?“. Vermarktung eines sprachlichen Merkmals. Aber reicht das, gerade bezogen auf das Thema Identität? Ok, FALCO wird herangezogen. Ein Tribut an einen Musiker aus der Heimat, welcher international Erfolg hatte. Tada. Das mit MOTÖRHEAD hätte aber nicht sein müssen.

Daher: Witzig, ja. Aber auch verwirrend. Braucht man das? Oder bin ich dafür einfach nur zu nah dran? Das ist ja oft das Problem bei solchen Gruppen. Sie kommen eher in der Ferne gut an. DRESCHER bieten kurzweiligen Spaß-Metal, zeigen auf dieser Platte aber prinzipiell keine Basis, die ihnen eine herausragende Stellung in der aktuellen Metal-Landschaft rechtfertigen würde.

Autorenbewertung

3
DRESCHER bringen hier eine Platte, die man kennen kann, aber nicht muss. Sie stellt wohl eher eine Homage an ihre Heimat Österreich dar, als denn einen ernsthaften Versuch, musikalisch was Neues zu entwickeln. Auf dem Level bewegt sich dort nämlich ziemlich wenig und erscheint teilweise auch etwas einfallslos. Als Lückenfüller agieren gleich mehrere Cover. Schade.
ø 1.6 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
3 / 10 Punkten

Vorteile

+ mal was anderes
+ mal wieder "Rock Me Amadeus" gehört

Nachteile

- wenig musikalische Abwechslung
- hohe Coverdichte
- MOTÖRHEAD auf Deutsch
- die einzige Abwechslung ist der Text

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1 Kommentar

  1. Rodan
    5. Dezember 2016 bei 16:40 — Antworten

    Bereits live als Vorband von J.B.O. gesehen, nicht schlecht aber auch nicht wirklich gut. Vor allem bei den Texten im eigenen „Österreichisch“ muss man sich entweder schämen oder lachen. Zum moshen hat es mich schon gejuckt. Waren dort aber dann eher nicht die richtigen Mithörer. Das Album um 5€ kann man aber mitnehmen.

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