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Einblick in die Geschichte des Grindcores

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Von vielen Metallern, oder auch Szenegängern aus dem Core, ist der Grindcore eine Randerscheinung, die den meisten als „zu nervig und zu schlecht produziert“ vorkommt.

Dabei bietet die Musikrichtung einen entscheidenden Faktor im Gegensatz zu den meisten Metal-/Core-Bands. Im Grindcore befassen sich so gut wie alle Bands mit Politik und weisen auf soziale Missstände in unseren Schichten der Gesellschaft hin (Porngrind/Goregrind mal ausgenommen). Im Grind steckt eine Menge Potenzial und vor allem eine Menge an Energie, welche so mancher Gruppe den Boden unter den Füßen wegzieht.

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Die ersten Gehversuche

Meine ersten Berührungen hatte ich in einem besetzten Haus (der Klassiker), während ein 2-tägiges Festival stattgefunden hatte. Die Band CYNESS spielte ein gerade mal 20-minütiges Set herunter, das nur so vor Adrenalin strotzte. Auf meine Frage hin, warum der Auftritt so kurz war, schaute mich der Sänger verständnislos an und meinte nur:

„Das reicht doch wohl, wir sind ja hier nicht in der Oper!“

Daraufhin war meine Neugier auf dieses mir noch unbekannte Genre geweckt. Und schon bald beschäftigte ich mich mit dutzenden von Interpreten.
Ursprünglich kam der Grindcore nämlich aus dem Hardcore Punk und/oder Crust. Den genauen Zeitpunkt der Entstehung weiß man nicht, aber viele datieren die 80er als Entstehungszeit. Hauptsächlich in den USA und England entwickelte sich rasend schnell eine Szene, deren Merkmal eine gewisse D.I.Y.-Attitüde (D.I.Y. = Do It Yourself) beinhaltet. Das bedeutete so viel wie: 100% authentische, selbst gemachte Musik von authentischen Leuten (meist aus der Mittelschicht und Arbeiterklasse).

Als Pionier gilt der Schlagzeuger Mick Harris von den Grindvätern NAPALM DEATH, welcher angeblich als erster den Begriff „Grindcore“ verwendete. Überhaupt zählen NAPALM DEATH zu den größten Einflüssen in dieser Musikrichtung, als sie 1987 ihre legendäre Platte „Scum“ veröffentlichten. Doch auch EXTREME NOISE TERROR, CARCASS, TERRORIZER, DISRUPT, NAUSEA, S.O.B., sowie AGATHOCLES, FEAR OF GOD oder auch REPULSION bildeten eine geniale Vorhut für den Grindcore und brachten somit das Genre in seiner ganzen Pracht zur Geltung. Eine Vermischung mit dem Death Metal war die Konsequenz.

Von Anfang an dabei: NAPALM DEATH

Grindcore ist gegen den Mainstream und ungerecht verteilten Reichtum dieser Welt

Wie ihr euch denken könnt, führte diese Antihaltung gegen den Staat und seine korrupten Marionetten trotzdem dazu, dass einige Bands berühmt wurden. Es entstanden Konflikte und Streitereien innerhalb der Szene, wer denn nun ehrlich sei und kein Verräter ist (Black Metal, ick hör dir trapsen …). Trotzdem gönne ich es einigen Bands, da sie mit ihren intelligenten Botschaften diese Reichweite durchaus verdient haben.

Dennoch ist diese „Fuck Off“-Einstellung bis heute geblieben und macht einen Teil der Faszination zum Grind aus. Mehr denn je bietet das alltägliche Geschehen genügend Zündstoff für dutzende von Alben und veranlasste Ende der 90er neue Leute dazu, den mittlerweile belanglos gewordenen Grind wieder zu beleben. Allen voran PIG DESTROYER, ROTTEN SOUND, die schwedischen Götter von NASUM und die junge Hoffnung WORMROT aus Singapur sowie die wieder vereinigten INSECT WARFARE frischen das Genre so unglaublich auf, dass sich daraus eine Art neue Schule des Grindcores bildete.

Frischzellenkur der Extraklasse: NASUM

Wie erkenne ich Grindcore?

Meistens sind es sehr kurze, hektische und aggressiv eingespielte Stücke, die früher noch primitiv, heute sogar technisch brillant eingespielt werden. Dazu gibt es Growling, Shouting, Screaming oder auch rohes Brüllen. Neben den ganzen Kracheruptionen schleichen sich immer wieder groovige Elemente ein, die den Song vor dem endgültigen Chaos bewahren.

Textlich umfasst – neben den typischen Themen wie Korruption, Fremdenhass, Naturschutz und Tierliebe – der Grindcore auch pornographische und gruselige/eklige Thematiken (Splatter/Gore) zusammen. Diese kann man durchaus auch in einem bestimmten Blickwinkel als Spiegel der Gesellschaft hinsichtlich von Tabu und Moral sehen. Schade nur, dass nahezu alles aus diesem Gebiet eher primitiv und ohne Niveau ist.

Mein persönliches Fazit zum Grind ist durchweg positiv. Obwohl ich Politik in der Musik eher zweifelhaft ansehe, gefällt mir der Ansatz im Grindcore sehr gut. Er zeigt die perfekte Verrohung der Menschheit, provoziert mit drastischen Ansichten und nebenbei fährt er ein hohes Maß an Brutalität auf.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Napalm Death und Nasum

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2 Kommentare

  1. minuslik
    18. Mai 2017 bei 0:56 — Antworten

    Das ist ja interessant, denn ich kannte Grindcore nur als dieses unmelodische, überschnelle Geschrammel und Gepolter mit einem bis zur Unkenntlichkeit verzerrten (oder gar blubbernden) Gesang, das man Montagabend ab 22.00 Uhr bei Metal Only hören kann. Den Nasum-Titel finde ich sogar ziemlich eingängig.

    Ich glaub, ich muss mich doch mal ernsthaft mit Grindcore auseinandersetzen …

    • 18. Mai 2017 bei 19:25 — Antworten

      Ging mir am Anfang auch so, aber es steckt eine Menge Potenzial in den Texten, sowie dem musikalischen Anspruch.
      Bei Metal Only ist halt der Fokus auf das Gore/Porn/Brutal Death Metal-Zeug gelegt. Da habe ich früher auch so manchen seltsamen „Song“ gehört.

      Nasum bieten einen super Einstieg 🙂 Kannst ja gerne berichten, ob dir der Grind mit der Zeit liegt.

      Grüße,

      Hannes

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