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Fusion der Gegensätze – DOT LEGACY

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DOT LEGACY – To The Others
Veröffentlichungsdatum: 25.11.2016
Dauer: 34:32 Min.
Label: Setalight Records
Stil: Progressive Stoner Rock

Irgendwann im Jahre 2014 spielte eine junge französische Band in meinem Lieblingsclub in meiner Stadt. Was mich erwartete, wusste ich nicht so recht, doch ich ließ mich einfach mal überraschen. Zum Glück, denn was aus dem Erlebnis von vor zwei Jahren resultierte, war eine Faszination, die bis heute anhält.

Es sind keine 48 Monate seit der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debüts vergangen, da hauen die aus Paris stammenden DOT LEGACY bereits ihr Zweitlingswerk „To The Others“ raus!

DOT LEGACY
To The Others: Cover

Trotz der relativ überschaubaren Zeit, die zwischen beiden Veröffentlichungen vergangen ist, hört man dem Quartett an, dass es sowohl kompositorisch, als auch spielerisch deutlich gewachsen ist. Und das, obwohl ihr Erstling alles andere als schwach war!

Laut Bassist und Lead Sänger Damien Quintard soll der Fokus bei der Realisierung von „To The Others“ darauf gelegen haben, die zahlreichen Einflüsse, die die Band schon immer hatte, etwas gezielter und effizienter einzusetzen. Denn obgleich das erste Album zumindest auf mich zu keinem Punkt anstrengend oder überladen wirkte, so passierte doch oftmals sehr viel in recht kurzer Zeit.

Immer noch ist das Grundgerüst der vier Franzosen Stoner Rock in einer Form, die man nicht so richtig fassen kann. Denn bis auf den neuen Schlagzeuger Arthur Ménard hat sich alles in allem wenig bei DOT LEGACY geändert. Ohne sich selbst zu beschneiden, oder die Bandbreite der eigenen Hörvorlieben zu verleugnen, kommen auf „To The Others“ immer noch verdammt viele unterschiedliche Einflüsse zur Geltung. Doch wo diese früher gleichzeitig auf den Hörer losgelassen wurden, so nimmt man sich nun mehr Zeit, die einzelnen Songteile zueinander zu führen. Ein spektakuläres Beispiel dafür stellt bereits der Opener „Horizon“ dar, der entspannt im Retrorock-Gewand beginnt, kurz darauf zu einem BEASTIE BOYS-Stück mutiert, nur um dann auf organischste Weise zum Anfangsthema zurückzukehren und somit Dinge miteinander zu verbinden, die unvereinbar scheinen. All das in dreieinhalb Minuten.

Das dynamische Spektrum wurde im Vergleich mit dem Vorgänger noch einmal erweitert, was schon eine bemerkenswerte Leistung ist. Die neuen Songs wirken oftmals wesentlich reduzierter, ohne, dass etwas zu fehlen scheint, bzw. auf dem Debütalbum zu viel gewesen wäre. Dafür preschen die energiegeladeneren Parts umso ungestümer nach vorn. Das Ergebnis ist, dass die Spannungsbögen und Steigerungen innerhalb der Songs noch eindrucksvoller wirken und es der Band wunderbar gelingt, die Kontraste, die im Kosmos ihrer Musik herrschen, zielführend gegeneinander einzusetzen, was man bei dem dritten Song der Platte, „211“, bestens nachvollziehen kann. Stürmischer Anfang, seichter Post Rock-Mittelteil, energetisches Ende.

Der Song „Story Of Fame“ beginnt dann mit vierstimmigem Gesang (!), der mich an QUEEN denken lässt, wobei der Song neben dem Instrumental „The Twelve“ einer der eher ruhigen und stringenten ist.

Mit dem verträumten und vom Piano dominierten Stück „Pioneer“ endet das Album verhältnismäßig seicht und dennoch episch, bevor die Stille einsetzt und ich mich wundere, wie das Album tatsächlich schon vorbei sein kann.

Denn wenn DOT LEGACY eins können, dann kurzweilig sein. Doch obwohl hier versucht wurde, die einzelnen Stärken der Band noch deutlicher hervorzuheben, habe ich selbst das Gefühl, dass das Debüt doch um einige Nuancen stärker und die Hitdichte höher war. Dennoch hat den Jungs der Reifeprozess nicht geschadet, und macht „To The Others“ zu einem guten Album, das viele grandiose Momente bietet.

 

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Bandcamp

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Dot Legacy

Autorenbewertung

7
Mit ihrem zweiten Album bauen DOT LEGACY ihre Stellung in ihrer eigenen Nische weiter aus und manifestieren ihren Status als experimentelle und eigenwillige Band, die sich nur schwer kategorisieren lässt. Noch immer haben die Songs den unverkennbaren Charme, der schon auf der ersten Platte zu überzeugen wusste. Eingängige Melodien, gezielt eingesetzte Harmonien und Steigerungen, bis hin zu vierstimmigen Gesängen, die teils auch kanonartig versetzt eingebaut werden, unerwartete Twists, erdig schiebender Groove, energiegeladene treibende Passagen, und dann wieder atmosphärisch verträumte Instrumentalteile, die das Gesamtpaket abrunden. Trotz allem bleibt der Zweitling für mich sehr knapp hinter dem Debüt zurück.
ø 4.8 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ interessante Songs, die oftmals überraschende Wendungen nehmen
+ progressive Ansätze, ohne verkopft zu wirken
+ hervorragende Spannungsbögen und Arrangements

Nachteile

- das Album wirkt "gezähmter" als das Debüt
- geringere "Hitdichte" als beim Vorgänger

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