ENCHANTYA – Zeigen, wie es geht!
ENCHANTYA – „On Light and Wrath“
Veröffentlichungsdatum: 24.05.2019
Dauer: 49:24 Min.
Label: Inverse Records
Genre: Gothic Metal
Das Schöne am Metal ist ja, dass man immer genau dann etwas Neues entdeckt, wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen oder gehört. So geht es mir auch mit dem zweiten Album der Band ENCHANTYA.
Schon im ersten Full-Length-Track „Last Moon of March“ geht es richtig zur Sache! Sängerin Rute Fevereiro zeigt ihr volles Repertoire mit aggressiven Growls, gefühlvollen Operetten-Vocals und einem interessanten Spoken-Word-Part. Untermalt wird das Ganze von einem hammergeilen Gitarrensolo, das ich nicht mehr aus dem Ohr bekomme.
Besser kann ein Album fast nicht anfangen!
Stimmungsmäßig versetzt mich ENCHANTYA irgendwo zwischen Friedhof, Opernhaus und Wacken. Sie zeigen damit eine Ambivalenz, die mehr als nur ein bisschen interessant ist. Schon angekündigt durch das Cover, welches zwei Männer in gegensätzlichen Farben und Gemütsstimmungen zu zeigen scheint, werden hier die gegensätzlichen Seiten des Menschen (und auch der Musik) sehr gekonnt hervorgehoben.
Ich kenne das Debüt-Album nicht, aber „On Light and Wrath“ ist ein Album, das den Vergleich mit anderen Größen des Gothic Metal keineswegs zu scheuen braucht. Stilistisch zeigt hier die Band eine angenehme Kontinuität, der aber auch kleinen Experimenten, wie dem Versuch einer Art Screamings im Song „The Beginning“, keinen Abbruch tut.
Operettenartige Gesangseinlagen gemischt mit schnellen Gitarren, Blastbeats gepaart mit starken Scream-Einlagen, friedhofsartige Klänge mit schaurig-wehleidigem Gesang sind nur ein paar Beispiele des hier gezeigten Könnens einer Band, die man definitiv auf dem Schirm behalten sollte. Gekonnt ist auch hier den Einsatz eines echten Chores und eines professionellen Violinisten, die wahrliches Gänsehautpotential haben.
Für Menschen, die gerne in Gothic-Richtungen unterwegs sind, ist diese Platte ein absolutes Muss. Aber auch „genrefremde“ Menschen, wie ich mich jetzt mal bezeichnen würde, sind hier definitiv musikalisch auch gut aufgehoben. ENCHANTYA haben es definitiv verstanden, den Gesang von Frontfrau Fevereiro gekonnt in Szene zu setzen, ohne den Rest der Band zu vernachlässigen.
Stimmungsmäßig würde ich dieses Album wahrscheinlich bei Regen an einem ruhigen Nachmittag auflegen und mich in der Düsterkeit verlieren wollen.
Worauf die Band meiner Ansicht nach in Zukunft verzichten könnte, …
ist der Einsatz der Orgel. Die wirkt im Gesamteindruck etwas zu übermächtig und gibt dem Album einen ziemlichen Dämpfer.
Mein Favorit der Platte ist der Song „Once Upon A Lie“. Stilistisch kann man das fast schon als einen Metal-Oper-Song bezeichnen, weil hier nur so durch die verschiedenen Stilelemente gehetzt wird. Jede andere Band hätte ich dafür zwar wahrscheinlich zerrissen, aber die verschiedenen Höhen und Tiefen sind hier so gekonnt und feinfertig verwoben, dass dieser Song einfach nur Laune macht.
Meine Empfehlung daher: Wenn ihr auf Dunkles steht und euren Freunden auf dem M’era Luna oder dem WGT mal was Neues zeigen wollt, dann sind ENCHANTYA die Richtigen für euch!
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Elisabeth
Autorenbewertung
Vorteile
+ tolle, stimmige stilistische Bandbreite
Nachteile
- könnte von einer männlichen Clean-Stimme zusätzlich profitieren
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