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ENFORCED – Kompromisse an die Wand!
ENFORCED – „At The Walls“
Veröffentlichungsdatum: 19.07.2019
Länge: 26:25 Min.
Label: WAR Records
Genre: ThrashMetal / Crossover
„ENFORCED? Nie gehört!“ – so geht es wohl den meisten hier. Mir übrigens auch, bis ich in den Genuss des ersten Langspielers der Jungs aus Richmond, Virginia gekommen bin. Die Namensähnlichkeit zu ENFORCER entlockt einem nur so lange ein leises Grinsen, bis man die ersten Töne von „At the Walls“ vernimmt. Die beiden Bands trennt mehr als nur ein Buchstabe, musikalisch liegen Welten zwischen den schwedischen Speed- und Glammetallern und den Hardcore-Amis. Gut, beide orientieren sich an den Klängen der glorreichen 80er Jahre. Doch während ENFORCER ihre Zuhörerschaft mit feiner Technik und melodiösen Hymnen erfreuen, verfolgen ENFORCED einen anderen Plan: voll auf die Zwölf!
Alte Songs im neuen Gewand
„At the Walls“ ist zum Großteil eine Fusion der beiden Demos der Band aus dem Jahr 2007, „Retailation“ und „Demo 2017“. Nur die beiden ersten Tracks, „Reckoning Force“ und „Skinned Alive“, hat die Band für das Album geschrieben. Dementsprechend ist auch nur der Sound wirklich „neu“. Im Vergleich zu den Demobändern klingt der deutlich glatter und „moderner“ (weniger Kanten, mehr Bass). Als Verfechter eines rauhen, puren Sounds bin ich davon wenig begeistert, gebe aber zu, dass das Album nicht über- oder gar todproduziert ist. Das neue Klangbild wird wohl dabei helfen, den Bekanntheitsgrad der Band zu erhöhen.
Schnörkellos, gnadenlos – phantasielos?
Wie in der Einleitung bereits angedeutet, klingen die Songs von ENFORCED, als wären sie von einer Abrissbirne komponiert worden. Derart brutal geht es zur Sache, dass Crossover-Größen wie MUNICIPAL WASTE oder die Legenden von SUICIDAL TENDENCIES in puncto Härte den Hut vor den Emporkömmlingen aus Richmond ziehen müssen. Jedoch gilt das nicht für die Rafinesse beim Songwriting. Den Songs fehlt es leider oft an belebenden Elementen. So klingt „At the Walls“ ein bisschen wie ein halbstündiger Proberaumjam, den man mehr oder weniger willkürlich in 9 Tracks unterteilt hat. Die klingen teilweise so gleich, dass es selbst für geübte Crossover-Ohren schwer sein dürfte, einzelne Parts den jeweiligen Liedern zuzuordnen. Auch die Leads kommen fast so grau wie das Album-Cover daher. Melodien oder Soli sind selten und ähneln sich teilweise auf penetrante Weise (z.B. Soli „At the Walls of Antioch“ – „Reckoning Force“). Dafür wird man mit einer LKW-Ladung Divebombs zugeschüttet, die irgendwann den Charakter der Tracks noch weiter verschmelzen lassen. Kreativ geht anders.
Perfekter Soundtrack zum Abgehen
Man muss den Jungs aber zugute halten, dass Hardcore/Crossover-Thrash nun einmal nicht das filigranste oder technischste Genre ist. Abwechslungsreiches Songwriting darf man vielleicht auch nicht unbedingt erwarten. Wer aber einfach nur Spaß haben und sich eine halbe Stunde lang musikalisch die Jacketkronen polieren lassen möchte, der wird an „At the Walls“ viel Freude haben. Wenn die Jungs es schaffen, noch mehr Leben in ihre Songs zu bringen, steht uns viel Gutes bevor!
Autorenbewertung
Vorteile
+ fetter Sound, nicht überproduziert
Nachteile
- Divebomb-Overkill
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