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Entrapment – der nötige Befreiungsschlag

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ENTRAPMENT – Through Realms Unseen
Veröffentlichungsdatum: 25.11.2016
Dauer: 39:09 Min.
Stil: Death Metal

Potz Blitz! Das nenne ich mal einen gelungenen Start. Tiefenentspannt und lässig schlendert „Omission“ als erster Kandidat durch das Trommelfell, durchaus gemächlicher als das Cover es vermuten lassen würde. Trotz ansprechendem Härtegrad überraschen ENTRAPMENT sofort mit Riffs, die nicht alltäglich im Death Metal-Zirkus sind, sondern auch in anderen Genres prima funktionieren würden. Gemütliche Schlenker im Drumming erlauben es mir, mich entspannt nach hinten zu lehnen und zu dem Gitarrensolo durch die Gedankenwelt zu cruisen. Damit haben mich ENTRAPMENT sofort am Schlafittchen gepackt und lassen auch im späteren Verlauf nicht locker.

Denn im Anschlusstreffer „The Seeker“ brauch ich nicht lange nach Hitpotenzial zu suchen. Klatschfett marodiert die Saitenfraktion mit dem Tieftöner durch schwedische Todesblei-Landschaften, reitet aber glücklicherweise nicht zu lange auf ein und demselben Thema herum, kurze Ausbremsungen sorgen da für die nötige Dynamik. Auch hier findet man gelungene Einsprengsel an Melodien und ehe man sichs versieht, ist der Song nach knapp 3 Minuten auch schon vorbei. „Static Convulsion“ schlägt in dieselbe Kerbe der alles plättenden Walze. Junge, Junge! Hier wird eine gute Energie an den Tag gelegt. Mit eingängigem Refrain und unverschämtem Groove lässt der Track jede Matte kreisen und alle Rauschebärte wehen.

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Haben mittlerweile ein vollständiges Line-Up: ENTRAPMENT

Erfreulich ist hierbei die punktgenaue Art des alleinigen Masterminds hinter dem Ganzen, die jederzeit unbrauchbare Elemente sofort abweist. Schade das der Fadeout so früh von der Seite kam. Mit „Ruination“ wird dann auch endlich der sechste Gang eingelegt, ENTRAPMENT erinnern nochmals an schwedische Vorbilder aus den 90er Jahren.Viele Uffta-Uffta-Parts und unbarmherzige Geschwindigkeit werden dir dabei vor den Latz geknallt. Schön, wenn ein Titel mal ohne große Umschweife durchrauscht wie ein ICE mit Verspätung. Als absolut geil empfinde ich den Anfang vom darauffolgenden „Dominant Paradigm“.

Da wird so richtig viehisch gerotzt und geprotzt, dass mein Elchtod-Barometer derbe nach oben ausschlägt. Stück für Stück entfaltet der Song seine Dramatik, nur um in einem finnisch angehauchten Melo-Part zu implodieren. Keine Angst, der dauert nicht ewig, für die anfänglich beschriebene Tanzeinlage gibt es noch mal ein Comeback. Ein zweites Mal gibt es dann einen doomigen Part, der herrlich schleift. Dabei kotzt sich Alleinherrscher Michel Jonker wie nach 20 Bier so richtig die Seele aus dem Leib. Kurzerhand noch das Tempo um ein paar Grad erhöhen, fertig ist der Lack.

Zum Höreindruck bitte HIER klicken!

entrapment-logo

Nach diesem formidablen ersten Gang läutet „Withering Souls“ die zweite Hälfte von „Through Realms Unseen“ ein. Genau so hüftbetont schlängelt sich die Nummer durch die Botanik, um nach 2 Minuten wieder Vollgas zu geben. Bis jetzt gefällt mir das Album sehr, aus Holland scheint doch noch mehr zu kommen als Käse, Holzlatschen und dauerbreite Menschen. „Isolated Condemnation“ ballert jetzt mit kräftigem D-Beat durch die Kante. Diese Art von Rhythmus steht ENTRAPMENT richtig gut. Die ab und an eingestreuten „Huh! Hah!“-Momente (kein Witz!) geben zusätzlich noch eine lustige Note im Abgang. Ohne Punkt und Komma ein weiteres Mal schnörkellos eingehämmert. Bis jetzt regierte die Keule und schlug alles kurz und klein. Gibt es auch andere Songstrukturen? Selbstverständlich! Im namensgebenden Stück lässt sich der Michel im Vergleich zu den Vorgängern richtig Zeit und bietet einen Hit, der durch die Riffs für genügend Variation im Klangbild sorgt.

D-Beat incoming! ENTRAPMENT rollen wieder!

Auch der Bass sagt kurz Hallo, aber wie das so ist mit diesem sträflichst unterbewerteten Instrument, wird er schnell in der Versenkung verschwinden. Im letzten Drittel ist ein wenig Mid-Tempo angesagt, das wird aber sofort wieder in den Schrank verfrachtet, denn die an Martin Van Drunen erinnernden Vocals passen einfach perfekt zu der schleppenden Passage.

Rotzig und rockig sorgt nach diesem Vorgang „Hybrid Maelstrom“ für seliges Grinsen beim Autor. „Dont waste my time“, singt Michel und er hat ja recht. Da ist keine Zeit für Panoramablicke und ausgiebiges Gammeln angesagt, hier wird der Hörer gehetzt daran erinnert, doch bitte weiterzugehen. In den letzten Sekunden entwickelt sich der Mahlstrom vollends, durch das Spiel am Schlagzeug, zum Beckenschwinger. Im vorletzten Lied wird hiernach die Kelle erneut geschwungen. Souverän und ein wenig nach Stoner klingend, tanzt der Trommler umher. „Self Inflicted Malnutrition“ bietet als Schlusslicht noch mit seinem Namen ein wenig Stoff zum Nachdenken. Dabei ist es ein wenig schade, dass der Track am Ende steht, obgleich er eine frühere Platzierung verdient hätte.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Entrapment und Entrapment

Autorenbewertung

6
Das dritte Album von ENTRAPMENT brilliert mit tollen groovigen Headbangeinlagen und versorgt auch die Geschwindigkeitsfanatiker ausreichend mit Futter. Zwar klingen manche Songs ähnlich, jedoch überzeugen die Lieder vollends und bieten mit ihrer angenehmen Spielzeit kaum Längen. Fans von AUTOPSY, MIASMAL oder NIHILIST könnten daran Gefallen finden und dürfen gerne einen Punkt mehr geben.
ø 2.5 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
6 / 10 Punkten

Vorteile

+ kompaktes Songwriting
+ kaum Längen
+ cooles Artwork

Nachteile

- Ähnlichkeit einiger Stücke ist vorhanden
- die ganz großen Hits fehlen leider

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