Erdrückend monumental – RIMRUNA
RIMRUNA – Der Hatz entronnen
Veröffentlichungsdatum: 25.06.2017
Länge: 56:45 Min.
Label: Naturmacht Productions
Stil: Black Metal
Neben ihrer Arbeit in DRENGSKAPUR haben Sänger und Gitarrist Wintergrimm und der Schlagzeuger Hiverfroid noch viel zu sagen. Genau deswegen vergnügen sie sich bereits zum zweiten Mal mit einem Album unter dem Namen RIMRUNA. Die dabei entstandenen Lieder klingen liebevoll handgefertigt und bringen die gewohnte raue Kälte der Natur mit sich. Die Texte sind eins zu eins an das musikalische Thema angepasst, frostiger Black Metal trifft auf die Einsamkeit des Waldes. Jedoch dürfte auch jedem Menschen außerhalb von Sibirien klar sein, dass Natur und Kälte miteinander Hand in Hand gehen. Lyrisch bewegen wir uns also auf einer Ebene mit dem verheißungsvollen Vorgänger, aber wo bleibt das Momentum von „Frostbann“? Der winterliche Charme ist hoffentlich nicht unter den Wurzeln begraben worden.
Von grobkörnigem Gesang
Auch wenn „Unrast“ einen unerlässlichen – eben rastlosen – Intro-Track vermuten lässt, ist er das eben nicht. Das kurzweilige, langsame, atmosphärische Instrumentalstück läutet lediglich das steinige „Tor der Zeit“ ein. Der grobkörnige, lebhafte Gesang von Wintergrimm wird diesem Lied mehr als gerecht. Der rustikale Klang der gequälten Seele überdeckt zusammen mit den übereifrigen Melodien sogar die fehlende Steigerung in diesem Song. Wer wirklich große Höhepunkte erwartet wird auf dem gesamten Album enttäuscht. Jedes Lied bleibt sehr gleichmäßig – eine Entladung der aufgebauten Spannung gibt es quasi nicht. Als Ausgleich dafür bohren sich die ausgelassenen Riffs direkt in den Gehörgang.
Brutal und kompromisslos preschen die gewaltigen Lieder nach vorn. Bei der Länge der einzelnen Lieder verfliegt das Momentum jedoch schnell. So fühlt es sich manchmal so an, wie mindestens zwölf Minuten lang von einem Gewitter aus Blast Beats und dröhnenden Gitarren in den Schlaf gezwungen zu werden. Gerade der Titeltrack „Der Hatz entronnen“ kann bei mir in dieser Hinsicht nicht punkten. Bis zum heiß ersehnten Finale, das ein standoff zwischen Gitarre und Schlagzeug hervorbringt, versinke ich bereits im Winterschlaf. Wenigstens wird oft genug der Gesang weggelassen, damit sich die Passagen nicht ganz so eintönig anhören. Vom Aufbau her unterscheiden sich die Songs auch in diesem Aspekt wenig. Dadurch fühlt sich das Gesamtwerk fließender an, tröpfelt an einigen Stellen aber nur so vor sich her. Die Grenzen zwischen den Liedern verschwimmen, Melodien scheinen sich zu wiederholen.
Dreckiger Groove
Nichtsdestotrotz bleibt die Umsetzung genauso kalt und naturnah wie bereits auf dem Vorgänger. Eine rotzige, fast schon spottende Stimme begleitet Rhythmen und Melodien, die abrupt schneller und langsamer werden können, ohne den Hörfluss zu stören. Kombiniert mit den beiden kurzen Intro- und Outro-Songs klingt das alles unglaublich stimmig. Auch die ewig langen Lieder haben einen Vorteil, der sich erst gegen Ende des Albums als solcher herausstellt: Über jedes einzelne Lied hinweg wird immer ein Wechselspiel aus ruhiger Atmosphäre und dreckigem Groove geboten.
Auf „Wirren“ sticht die Harmonie der beiden Mitglieder heraus. Dort verträgt sich die einprägsame Lead-Gitarre großartig mit den immer wieder wechselnden Grooves des Schlagzeugs. Egal wie plötzlich die Breaks auftreten, Wintergrimm bereitet den Hörer darauf vor. Um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, betont er damit eine versteckte Qualität des Nebenprojekts. Hiverfroid hat nämlich deutlich mehr zu bieten als nur stumpfe Blastbeats. Diese bestimmen zwar leider den Ton des Albums, können aber selbst in der Überzahlsituation nicht von den Details ablenken. Ein kleines Eigentor: alle kleinen Crescendos verschönern nur eine sehr altbackene Spielart, die bis jetzt schon von vielen anderen Bands perfektioniert wurde. Davon mal abgesehen zeigt das Duo, wie viel Abwechslung in eben diesen oberflächlich eintönigen Stil gebracht werden kann. In den drei Jahren seit „Frostbann“ wurde ordentlich daran getüftelt, wie der nächste Ausflug in das Wurzelwerk klingen soll. Am Ende kam zwar keine essentielle Neuerscheinung für Black-Metal-Fans heraus, aber eine, auf der RIMRUNA aufbauen können.
Autorenbewertung
Vorteile
+ (einige) interessante Schlagzeug-Passagen
+ einwandfrei grimmiger Gesang
+ Thema und Musik gehen Hand in Hand
Nachteile
- Überlänge
- Verwechslungsgefahr
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