Startseite»Reviews»Noise»Undergroundrakete aus Berlin: ERRORR

Undergroundrakete aus Berlin: ERRORR

0
Geteilt
Folge uns auf Pinterest Google+

ERRORR – „SELF DESTRUCT“

Veröffentlichungsdatum: 04. März 2023
Label: Anomic Records
Länge: 39:01 Minuten
Genre: Garage Rock / Noise Rock

ERROR (in eigener Schreibweise auch ERЯORR) sind eine Band aus Berlin, die vom schwedischen Musiker Leonard Kaage (THE UNDERGROUND YOUTH) gegründet wurde. Der Multiinstrumentalist ist nicht nur das Hirn der Band, sondern bedient auch die meisten Instrumente auf dem vorliegenden Debutalbum „Self Destruct“. Zusätzliche Bassspuren wurden von Nick Mangione eingespielt, und André Leo hat Gitarrenspuren beigesteuert. Abgesehen davon hört man Leonard Kaage an Klavier, Orgel, Bass, Schlagzeug und Gesang. Live sind ERRORR als Quartett unterwegs. Die Tour zum Albumrelease beginnt im April; die Daten findet ihr unter der Rezension.

Paisley Underground Revival

Knapp vierzig Minuten lang rotiert die blaue, weiße oder rote Schallplatte, die über das Berliner Label Anomic Records erhältlich ist. Was hier musikalisch geboten wird, wird seitens der Band unter den Begriffen Psych Punk, Noise Pop oder Garage Rock kategorisiert. Um etwas von Genres und ihren nicht immer ganz klaren Eingrenzungen wegzukommen, kann man von einer lauten, fuzz-geladenen, psychedelischen Klangwand sprechen. Einflüsse vom Sound des Paisley Underground sind nicht von der Hand zu weisen, oder man kann sich THE VELVET UNDERGROUND in einer Jam Session zusammen mit LACK OF KNOWLEDGE vorstellen. ERRORR verbinden also die Dynamik von Garage Rock mit der sedierenden Kraft von Psychedelic Rock, der düsteren Stimmung des Post Punk und gelegentlichen Ausflügen in wütenden Punk.

Revolution mit Köpfchen

„Self Destruct“ ist ein klares Nein zu autoritären Strukturen und oppressiven Systemen. Dennoch lassen ERRORR keine blinde Wut walten, sondern sind stattdessen emotional, reflektiert und bedacht. Das mitreißende Klangbild aus Fuzz, Noise und Rock ist kein wildes Gewitter aus sich schnell entladenden Emotionsschüssen. Stattdessen wird eine abwechslungsreich gestaltete Achterbahnfahrt aus Höhen und Tiefen dargeboten, deren Extrempunkte angenehm sedierende Momente und gezielt eingesetzte Kugelblitze sind.

Der Titel „Self Destruct“ mag nach „No Future“ klingen und oberflächlich betrachtet, würde der Sound auch dazu passen. Die Selbstzerstörung, die hier präsentiert wird gilt aber nur dem Status Quo, denn ERRORR präsentieren ein mitreißendes Debut, das Lust auf Zukunft macht.

bandcamp Profil von ERRORR

Tour-Daten
14.04.23 – DE Düsseldorf Ratinger Hof
15.04.23 – BE Liège Bist’Rock
16.04.23 – NL Rotterdam Kaapse Will’ns
17.04.23 – DE Hamburg Molotow (w/Les Big Byrd)
19.04.23 – DE Wiesbaden Kreativfabrik (w/Les Big Byrd)
20.04.23 – FR Paris L’International
21.04.23 – FR Rouen Le 3 Pièces Muzik’Club
22.04.23 – FR Reims Les vieux de la vieille
23.04.23 – DE Weinsberg Kaffeehaus 3Modul
11.05.23 – CH Zürich TBA
12.05.23 – CH Sion Point 11
13.05.23 – IT Venice Secret Garden
14.05.23 – IT Prato Ozne
15.05.23 – IT Modena Nowhere Club
16.05.23 – IT Castiglione delle Stiviere Arci Dallò
17.05.23 – FR Mulhouse Noumatrouff
18.05.23 – CH Basel Reneè
19.05.23 – CH Kreuzlingen Horst Klub
20.05.23 – DE Offenbach Hafen 2
02.06.23 – DK Copenhagen Råhuset
03.06.23 – SE Gothenburg Hemligheten
04.06.23 – SE Stockholm Hus 7
06.06.23 – NO Oslo Revolver
07.06.23 – NO Halden Siste Reis
16.06.23 – DE Berlin Kantine am Berghain
13.10.23 – DE Würzburg Immerhin

Autorenbewertung

8
Zwischen Aufbruch und Bequemlichkeit, zwischen Lärm und Sedierung lassen ERRORR den Underground Sound der 70er und 80er zu neuem Leben erwachen.
ø 3.3 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ packend
+ dynamisch
+ emotional

Nachteile

- die zwölf Lieder sind sehr schnell vorbei

Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über silence-magazin@patreon Patreon
letzter Artikel

SILENCE MUSICFRIDAY #122

nächster Artikel

DEZ DARE: der ewige Kampf um das Universum

2 Kommentare

  1. […] Das Erstlingswerk der neuen Gruppe um Leonard Kaage erhielt 8 von 10 Punkten in der Silence Review und es überzeugte mit krachig-melancholichem Noise und Garage Sound. Es folgte eine ausgiebige […]

  2. 3. April 2023 bei 17:21 — Antworten

    […] Self Destruct […]

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert