Farvann im Interview – Gefangen im kreativen Käfig?

YouTube? Kennste? Klar. Spielt nur leider nie beim Bierpong mit. Egal. Dafür gibt es da drin ja Leute, die mit dem einsamen Metaler zusammen einen saufen. Wir haben so einen gefunden und ihn ein bisschen befragt. FARVANN bespricht regelmäßig bei einem ausgewählten Bier verschiedene Themen rund um Black Metal und greift dabei gerne auch mal selbst zur Klampfe. Was er zu sagen hat? Lest selbst 🙂

S: Klassische Einstiegsfrage Wie geht es dir?
F: Ich kann nicht klagen, danke! Als Herbst- und Winterliebhaber bricht für mich jetzt die beste Zeit des Jahres an. Leider hab‘ ich nur noch 4 Urlaubstage, haha.

S: Für Leute, die dich nicht kennen: wie würdest du deinen Content beschreiben?
F: In kurz: Ich versuche unterhaltsame und lustige Videos über die Klischees des (Black) Metal zu machen, ohne dabei die Musik als solches lächerlich darzustellen.

Ich unterteile meinen YouTube-Kanal gerne in drei unterschiedliche Bereiche: Musik, Sketche und sogenannte Tutorials.

„Musik“ ist genau das, wonach es klingt: Ich mache entweder Cover von Stücken, die ich mag oder mir was bedeuten, oder ich schreibe selbst Songs. Das geht dann von Punk über DSBM zu Death Metal. Dazu zählt allerdings nicht DURBATULUK, denn das versuche ich so gut es geht von Farvann zu trennen, auch wenn das manchen Zuschauern scheinbar echt schwerfällt.

Man könnte sagen, dass der Bereich „Musik“ der seriöseste Teil meines Kanals ist, denn da gibt’s keine Comedy, blödes Gelaber oder Ähnliches.

„Sketche“ sind dann kurze, knackige Videos, die eigenartiges Verhalten oder Stereotype der Metal-Szene thematisieren. Manchmal mit ein wenig Moral zwischen den Zeilen, manchmal einfach nur ziemlich deppert. Dazu gehört dann auch meine Mini-Serie HIGH GAIN, in die ich damals mein gesamtes Können als Videoeditor und „Drehbuchautor“ gesteckt hab, haha.

Zu guter Letzt die „Tutorials“, die meinem Kanal im Jahr 2017 die ersten Zuschauer beschert haben. Hier versuche ich, in mehr oder weniger lustiger Manier, bestimmte Genres oder Bands zu beleuchten und Alleinstellungsmerkmale aufzuzeigen, um dann letzten Endes ein komplettes Lied im Stile des Genres bzw. der Band zu produzieren. Damit sind die „Tutorials“ letztlich ein Mix aus den ersten beiden Bereichen. Und damit natürlich auch die mit Abstand aufwändigsten Videos.

S: Hast du den Eindruck, mit deinen Inhalten eine gewisse Sparte bei YouTube zu füllen?

F: Um meinen Platz im YouTube-Kosmos mache ich mir tatsächlich wenig Gedanken. Bis auf meinen Kollegen von „Zimorog Band“ kenne ich allerdings auch keinen, der ähnliche Videos macht. Also nicht zu ernst aber auch vor allem nicht zu albern. Die meisten sind entweder das eine oder das andere und wir bewegen uns da scheinbar in der Mitte. Ein bisschen auf Messers Schneide natürlich, hahaha.

S: Humor und Black Metal ➝ außer bei Sänger von ABBATH eher selten. Wie sind bei dir so die Rückmeldungen auf deine Videos?

F: Was mir vor allen Dingen auffällt ist, dass je älter die Zuschauer sind, desto eher begreifen sie, was ich da eigentlich mache. Ich hab‘ noch nie negatives Feedback von Leuten über 30 bekommen, ganz im Gegenteil. Viele von denen sind auch eher stille Zuschauer, die mich eher auf einem Konzert ansprechen, statt einen Kommentar auf YouTube zu schreiben.

Es sind tatsächlich eher die jüngeren Leute, die Probleme mit den Videos haben. Woran das liegt, kann ich nur mutmaßen. Vielleicht sind sie einfach noch nicht lange genug dabei, um zu verstehen, dass ich mich nicht über Black Metal lustig mache, sondern schlichtweg Klischees übertreibe. Oder vielleicht denken sie, dass sie sich schützend vor den Black Metal stellen müssen, damit der blöde, alberne Farvann ihre vor kurzem entdeckte neue Lieblingsmusik nicht kaputtmacht. Dass ein unwichtiger, kleiner Hobby-YouTube-Kanal dazu gar nicht in der Lage ist, ist ein ganz anderes Thema. Oder anders gesagt:

Macht euch keine Sorgen, Kids. YouTube hat nicht die Macht, Black Metal zu zerstören. Und falls das doch tatsächlich der Fall ist, dann hat Black Metal es auch verdient, zu sterben, zwinkerzwinker.

S: Ein Freund von mir aus Spanien kennt dich und mag deine Videos. Bekommst du öfter auch Nachrichten von Zuschauern außerhalb des deutschsprachigen Raums? Deine Videos sind ja auch auf Englisch.

F: An der Stelle kann ich sogar mit Statistiken glänzen. Hier die Top 5 der Länder, aus denen die meisten Zuschauer kommen:

Dementsprechend ist der Großteil der Nachrichten auf Englisch. Ich glaube viele wissen auch gar nicht, dass ich aus Deutschland komme. Anfangs wurde ich für einen Skandinavier gehalten. Klar, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist, merkt man schnell. Aber selbst deutsche Zuschauer wundern sich manchmal, wenn sie rausfinden, dass ich quasi aus der Nachbarschaft komme.

Tatsächlich wurde mein Englisch im Laufe der Zeit deutlich besser. Wenn ich mir die alten Videos anschaue, bekomm‘ ich beinahe Gänsehaut, haha.

S: Hast du selbst schon überlegt, neue Formate auszuprobieren?

F: Das tue ich hin und wieder mal, beispielsweise wenn ich einen Kurzfilm mache oder ernste Themen anspreche. Aber solche Videos trifft dann oft der YouTube-Fluch, denn die Plattform bzw. die Zuschauer haben es gar nicht gern, wenn man kanal- oder themenfremde Dinge ausprobiert. Da wird man sofort abgestraft und das Video verschwindet im Nirwana.

Dadurch „zwingt“ YouTube einen dazu, sich möglichst in seiner Blase aufzuhalten und bloß nichts Neues anzufangen. Ein kreativer Käfig sozusagen. (Ganz nebenbei fördert YouTube mit diesem Verhalten das Entstehen von Echokammern und wo das hinführt, kann man zur Genüge auf Social Media beobachten). Und obwohl ich mir dessen bewusst bin, pfeif‘ ich manchmal drauf. Schließlich ist das immer noch mein Hobby und ich will mir nicht bis in Details vorschreiben lassen, was ich zu tun hab, nur damit es so vielen Zuschauern wie möglich gefällt. Aber hin und wieder sollte man sich auch beugen, weshalb ich nächstes Jahr zwei Formate (Q&As und Meme-Reviews) vorerst auf Eis legen werde. Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn die beiden Formate waren ohnehin nicht mehr so unterhaltsam wie früher.

S: Hast du bei Zuschauern während der Pandemie eine Veränderung bemerkt?

F: Nicht wirklich. Man merkt nur, dass die Leute seitdem mehr Zeit auf YouTube verbringen.

S: Hast du generell Pläne für die Zukunft?

F: Mein langfristiges Ziel ist es komplett vor der Kamera zu verschwinden (bis auf Eric & Frank TV) und dann nur noch für Andere die Kamera zu führen und Videos zu produzieren/editieren. Das macht mit Abstand am meisten Spaß. Mittelfristig werde ich wahrscheinlich das ein oder andere Musikvideo für befreundete Bands und – falls ich es mal nach Österreich schaffe – einen Kurzfilm mit meinem Kumpel „Futschas Ananas“ drehen. Dass ich da jemals einen Beruf draus machen kann, ist aber vermutlich reine Träumerei.

In Sachen Bands bleibt vermutlich alles beim Alten, wobei Hymir nun im Grunde als „fester Sessiondrummer“ bei DURBATULUK dabei ist. Für DOCUMENT 6 nehmen wir – wie eigentlich permanent – neue Songs auf. So ein 30-minütiges Album mit 20 Songs schreibt sich irgendwie doch nicht von selbst.

S: Ist Vernetzung innerhalb der Szene für dich ein Thema? Gibt es für dich so etwas wie eine Community von Leuten, die online zum Thema Metal etwas machen?

F: Als professioneller Eigenbrötler tu ich mich da etwas schwer. Ich habe Kontakt zu den kleinen und großen Metal- und Gitarren-YouTubern, die man so kennt. Aber bis auf internen YouTube-Kram wird sich da relativ selten stärker vernetzt. Und wenn, würde ich vermutlich ohnehin nicht mitmachen, hahaha. Kürzlich hab‘ ich den Lykanthrop kennengelernt, vermutlich am besten bekannt als Gitarrist von AGRYPNIE und Ex-Schlagzeuger von NARGAROTH und nun Live-Sänger bei BATUSHKA. Mit ihm gibt es zumindest schonmal Pläne für das ein oder andere gemeinsame Video.

Abseits dessen ist Vernetzung eigentlich nicht existent. Vor allem, da ich am Wochenende entweder selbst ein Konzert spiele oder eben Videos drehe. Da bleibt keine Zeit für regelmäßige Konzertbesuche.

S: Gibt es sonst noch Themen, Gedanken o.ä., was dir wichtig ist?

F: Leute, nehmt den Quatsch im Netz nicht zu ernst. Der Wahnsinn dort draußen in der Realität ist nicht ansatzweise so schlimm, wie man denkt. Darum schließ ich auch gern mit den Worten meines Kumpels und YouTube-Kollegen, dem Goreminister, ab:

„Zuviel Internet ist ungesund und jetzt abschalten!“.

 

FARVANN ist, wie man in seinen Videos unschwer erkennen kann, ein grundsympathischer Kerl und macht wirklich authentischen Content. Dass es im Metalbereich eine relativ kleine Blase an Leuten gibt, die abseits der Agenturen etc. Content bringen, ist klar und auch eigentlich recht beruhigend. Und solange so jemand wie FARVANN da mit drin hängen, braucht man sich auch keine Sorgen machen, bei dem, was es gibt, unterhalten zu werden und Austausch zu haben.

Direkt zum Kanal. 


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