Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über
Festivalsound ist fürn Arsch!
Na gut – Festivalsound ist nicht immer fürn Arsch. Aber leider viel zu oft. Und der Grund ist jedes Mal genau der gleiche.
Ich habe mittlerweile in fast zehn Jahren über 25 Metal-Festivals besucht. Quer durch Deutschland, und darüber hinweg. Es wird endlich Zeit, mich zu einem Thema zu äußern, welches mich seit langem beschäftigt.
Die Situation ist die folgende: Du bist auf einem großen Metal-Festival. Mehrere zehntausend Besucher. Die Headliner-Slots sind mit großartigen Bands belegt. Auf einen bestimmten Act freust du dich ganz besonders – endlich siehst du diese Gruppe live, die du seit Jahren auf deinem Handy mit dir trägst, fast täglich im Bus hörst. Was jetzt kommt, ist der Hauptgrund, warum du über 100 Euro für ein Ticket ausgegeben hast. Plötzlich stehen sie vor dir auf der Bühne. Auf der riesigen Open-Air-Bühne. Endlich. Sie spielen die ersten Akkorde an. Geil. Es geht los! Die Bass Drum setzt ein – und nichts anderes ist mehr hörbar.
Die Doublekicks sind so laut, dass der Rest der Musik dahinter verschwindet.
Wie hinter einer Wand aus Granit
Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft mir das schon passiert ist. Besonders Open-Air-Bühnen sind stark davon betroffen. Es spielt auch meistens keine Rolle, wie groß oder teuer das Festival, geschweige denn, wie bekannt die Band ist – es muss nur Musik mit vielen Double-Bass-Parts sein. Schon läuft man Gefahr, dass das Konzert einfach durchweg ungenießbar wird.
Meist ist das der Fall bei Death-Metal-Bands. In diesem Genre scheint es eine regelrechte Krankheit zu sein. Bei einem solchen Konzert stehen die Chancen ungefähr 50/50: Entweder man hat guten Sound, oder die Bass Drum ist übertrieben laut und frisst alles andere weg. Warum? Warum ist ersteres nicht der Standard? Besonders mies ist es bei Melodeath-Konzerten. Bei rohem Oldschool-Death kann man es ja fast noch akzeptieren. Wenn aber sämtliche Melodien nicht mehr raushörbar sind – das, woraus diese Musik gemacht ist und wovon sie lebt – ja, warum spielen die Gitarristen denn überhaupt noch irgendetwas?
Ich möchte bitte bei INSOMNIUM die tiefgehenden Melodien spüren! Ich möchte bei HEAVEN SHALL BURN bitte das harte Riffing in die Fresse kriegen! Ich weiß ja, dass ihr gute Drummer habt, verdammt! Aber ich möchte bitte auch die Lieder erkennen können! Bei letzteren war auf dem ROCKHARZ-Festival die Bass Drum so laut, dass es mir trotz Ohrenschutz die Trommelfelle fast zerfetzt hat. Tut das denn Not?
Das ist genau die Scheiße, auf die ich keinen Bock hab!
Ich kann mir vorstellen, dass Outdoor-Sound mixen keine leichte Aufgabe ist. Und ich weiß auch, dass der Sound komplett anders rüberkommen kann, je nachdem, wo man vor der Bühne steht. Aber ich bin oft genug genau aus diesem Grund übers ganze Gelände gewandert, vergeblich einen Spot suchend, an dem ich überhaupt mal die Gitarrenmelodien raushöre. Und wenn sogar direkt vor dem Mischpult – also da, wo die Menschen sich befinden, die das unter Kontrolle haben – der Sound für den Arsch ist, bin ich mir sicher, dass es kein Fehler meiner subjektiven Wahrnehmung ist.
Woran liegt es denn? Warum muss ich auf jedem Festival, das ich besuche, damit rechnen? Sind die Soundtechniker einfach generell überfordert? Wenn ja, warum? Warum so oft? Warum spielen die Bands ihre Songs perfekt, und die Konzert-Experience ist trotzdem ungenießbar, weil die Menschen hinterm Mischpult ihren Job nicht ordentlich machen? Deren einzige Aufgabe ist buchstäblich, dem Konzert einen guten Sound zu verleihen. Wie zur Hölle kann man eine Band denn so klingen lassen, und glauben, das sei in Ordnung? Es schadet ja auch der Band selbst, wenn die Besucher einen Gig Scheiße finden – viele machen sich nicht mal Gedanken darüber, ob es vielleicht gar nicht die Schuld der Musiker selbst ist, dass alles nach Mist klingt.
Was denkt sich der Soundmann dabei?
Oder merkt er es einfach nicht? Klingt es auf seinen Kopfhörern wie der perfekte Mix, weil die Nebenfrequenzen der Bass Drum sich erst in der Luft entfalten? Oder denkt er sich ganz stumpf: „Das ist eine Band, bei der es ordentlich wummern muss!“? Ich versteh es nicht. Man kann es halt auch einfach hinkriegen. Ich habe schon viele harte Metalkonzerte miterlebt, die richtig guten Sound hatten. Darum frage ich noch einmal: Warum ist das nicht der Normalfall?
Wenn einer der Leser Erfahrung auf solchen Gebieten hat, und vielleicht besser über Tontechnik und Festivalsound Bescheid weiß als ich doofer kleiner Journalist – bitte, erklärt es mir. Es ist mir ein Rätsel.
Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über