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Firtan – Innenwelt

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Veröffentlichungsdatum: 06.05.2016
Dauer: 16:53
Label: NORTHERN SILENCE PRODUCTIONS

Den meisten Fans deutschsprachigen Black Metals werden FIRTAN mittlerweile längst ein Begriff sein. Nach ihrem Debut-Album „Niedergang“ im Jahre 2014 brachten die Schwarzwälder diesen Mai die sechzehnminütige EP „Innenwelt“ heraus. Hinter dem großartigen Cover-Artwork verbirgt sich allerdings weitaus mehr als eine gewöhnliche Black-Metal-Scheibe.

Ein erstes Reinhören lässt sofort ein grundsätzliches musikalisches Konzept vermuten: Stampfende Schlagzeugspuren und harte Rhythmusgitarren gehen Hand in Hand mit düster-melodischen Akustikklampfen und Keyboardakkorden, so dass Tiefe und Atmosphäre trotz der meist brachialen Grundstimmung nicht verloren gehen. Die Musik erinnert mit diesen Merkmalen auf den ersten Blick teilweise stark an THYRFING und Konsorten.

Das ist aber noch lange nicht alles: Impressionant ist vor allem, wie viele unterschiedliche Ideen in die Komposition von „Innenwelt“ eingeflossen sind. Die Songs beinhalten alles von schnellen Doublebass- und Blastbeatstrecken, Unbehagen erzeugenden Akustikpassagen, Keyboardleads und Klaviermelodien zu melodischen Gitarrensoli und zeigen geschickt, was man auf einem Grundgerüst wie Black Metal alles aufbauen kann. Keiner der Parts wird unnötig herausgezögert oder wiederholt, so dass die EP zu keinem Moment eintönig oder uninteressant wirkt. Sogar einige progressive Taktarten schleichen sich gelegentlich hier und da mal ein. Trotz all dem schaffen es FIRTAN, durchgängig einen sich natürlich anfühlenden Hörfluss aufrechtzuerhalten.

Im Vergleich zu „Niedergang“ fällt die EP zwar vielleicht etwas weniger böse, dafür aber ein gutes Stück kreativer und vor allem experimenteller aus, und lässt außerdem noch mal eine ganz andere Dimension von Tiefe entstehen. Auch der Sound bietet instrumental eine schöne Kombination aus Sänfte und Härte, aus der die Vocals von Sänger Phillip emporsteigen, die diesmal die ganze Bandbreite von finsteren Sprech- und Flüsterpassagen bis hin zu hohen Black-Metal-Schreien durchgehen.

Herrscht auf der Scheibe im Großen und Ganzen doch eher eine düster-bedrückende Atmosphäre, so kommt aber auch FIRTANs gelegentlicher Hang zum Paganen nicht zu kurz: Abgesehen von einigen heidnisch angehauchten Melodien und einem (für die Band eher untypischen) Tribal-Part findet sich sogar ein Gastauftritt von Ex-FINSTERFORST-Akkordeonist Johannes Joseph auf der Platte, der in altbekannter FINSTERFORST-Manier dem einen oder anderen Liedlein seinen gesanglichen Stempel aufdrückt.

„Innenwelt“ fühlt sich an, als seien aus dem harschen Nährboden, den FIRTAN mit ihrem Debut-Album angelegt haben, unzählige Sprosse entsprungen um zusammen ein neues, äußerst abwechslungsreiches Gesamtwerk zu erschaffen. Ein wirklicher Kritikpunkt will mir dazu nicht einfallen, außer vielleicht der etwas kurzen Dauer – man muss allerdings bedenken, dass so manch andere Bands ganze Alben schreiben, die weniger beinhalten als diese zwei Lieder.

Dann doch lieber Qualität statt Quantität. Weiter so!

Autorenbewertung

8
"Innenwelt" fühlt sich an, als seien aus dem harschen Nährboden, den FIRTAN mit ihrem Debut-Album angelegt haben, unzählige Sprosse entsprungen um zusammen ein neues, äußerst abwechslungsreiches Gesamtwerk zu erschaffen.
ø 3.9 / 5 bei 11 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

Atmosphärisch, düster, abwechslungsreich

Nachteile

Kurze Dauer

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6 Kommentare

  1. MetalMatz
    30. Mai 2016 bei 15:05 — Antworten

    Endlich wird Firtan mit einem Review auf „Silence“ gewürdigt!

    Durch den Parabelritter auf Firtan gekommen, hat es mich gewundert, dass es solange gedauert hat, bis diese einmalig tolle EP auf dem von ihm selbst gegründeten Magazin Erwähnung findet. Ich bin mittlerweile über 10 Jahre im Metal mit dabei und immer auf der Suche nach etwas Neuem. Doch je mehr ich gehört habe, desto seltener war ich begeistert. Man entwickelt mit Zeit und Erfahrung einen so erlesenen Geschmack, das Musikhören immer öfter eine Enttäuschung wird, da man sich auf der Suche nach guten Scheiben durch so viel Musik graben muss, welche die Lebenszeit einfach nicht wert sind.
    Firtan, jedoch, hat es geschafft mein Metal-Highlight der (mindestens) letzten zwei Jahre zu werden. Klassische Black-Metal-Motive werden angemessen rezitiert und mit eigenständigen Ideen veredelt. Hinzu kommt eine einwandfreie Produktion und als quintessentielles Element eine wohl der leidensten Stimmen des Genres. Da Vertreter der Bands hier mitzulesen scheinen: klar polarisiert Euer Gesang und mag somit dem einen oder anderen nicht schmecken. Für mich ist er ein unverzichtbarer Bestandteil und einmalig. Was mir so gut gefällt, ist, dass auf „Innenwelt“ der Bogen vom soliden, klassischen Black-Metal in die Gegenwart geschlagen wird. Die Verwurzelung in der Tradition und eigenständige, innovative Arbeit halten sich optimal die Waage.

    Um es mit einem abschließenden Lob auf den Punkt zu bringen: so eine Scheibe hätte ich mir von Dornenreich nach „Her von welken Nächten“ gewünscht/erhofft! Danke Jungs, ganz großes Tennis!

  2. Lodenschwein
    26. Mai 2016 bei 15:01 — Antworten

    Also ich hab mich vor paar Wochen dem firtan Hype ergeben und hab mir die besagte CD zugelegt! Ich hab sie locker 5 mal gehört und nein der Funke springt bei mir nicht über! Die mucke ist solide aber der absolut grauenhafte Gesang dominiert das Geschehen das es mich schaudert! Ich jab tatsächlich versucht sie gut zu finden aber die Stimme ist einfach nur anstrengend! Es klingt so als wöllten die Stimme so klingen wie sie denken das klingen sollte-schwere Satz
    Es strengt einfach an zuzuhören und das ist einfach am roten Signal vorbei wie ich persönlich finde! Ich guck sie mit beim In Flammen an vielleicht zündet es ja live mehr!?!

    • Phillip
      26. Mai 2016 bei 17:59 — Antworten

      Hey, hier der Sänger der Band. Finde natürlich schade, dass dir die Vocals nicht gefallen, aber so ist das halt mit Musik und künstlerischer Freiheit. Die Vocals sollen ja auch speziell sein bzw anders und ist natürlich klar, dass das einigen aufstöhst. Gibt auch einige Bands die viele hypen und ich auch nicht wirklich gut finde, z.B. Satyricon (obwohl ich nicht glaube, dass wir nicht wirklich gehypt werden). Freut mich, dass dir zumindest die Mucke taugt und du uns live noch eine Chance geben willst.

      Auch vielen Dank an den Autor des Reviews und die netten Worte!

      • 27. Mai 2016 bei 3:41

        Gerne doch! 🙂

      • David
        27. Mai 2016 bei 11:25

        Finde den Gesang großartig! Verleiht dem ganzen eine einzigartige Stimmung.

  3. Jannik
    26. Mai 2016 bei 13:23 — Antworten

    Kannte sie bis vor kurzem nicht, habe sie dann aber auf dem Dark Troll Festival gesehen und war wirklich positiv überrascht. War defintiv ein Höhepunkt auf dem Dark Troll!

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