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FORNHEM – Neuerungen in düsteren Gefilden?

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FORNHEM – Ett Fjaerran Kall
VÖ: 25.08.2017
Dauer: 46:40
Label: TROLLMUSIC

Heavy Metal stellt in meinen Augen eine sehr vielschichte Musikrichtung dar, welche sehr viele, unterschiedliche Spielarten beinhaltet. Die Fülle an Ausprägungen, welche man dort finden kann, hat mich daran schon seit meiner Entdeckung dieser Musik begeistert und interessiert. Nach nun über 15 Jahren als Fan dieser Musik bin ich jetzt auf eine Band gestoßen, welche eine mir bisher wirklich noch unbekannte Spielweise dessen praktiziert. FORNHEM spielen, laut Begleitschreiben, „primeval black metal“.  Ihr Erstwerk, „Ett Fjärran Kall“, übersetzt soviel wie „A Call from Afar“, soll dieses Genre wohl fortführen. Mal schauen, ob der Vorsatz der Schweden, ursprünglichen skandinavischen Black Metal mit mit Folk Elementen zu verknüpfen, gelungen ist.

Der erste Song, „Ett Fjärren Kall“, beginnt sehr ruhig, beinahe meditativ, und hat durchaus einen recht mittelalterlichen, volkstümlichen Touch. Mit Einsatz der Gitarren und des Schlagzeug bricht dort dann auch kein keifendes, fieses Gebrülle ein, sondern, eher beinahe melodisch-sphärisch tragende Klangwände. An der Grenze zum doomigen, schleppenden Rhythmus läuft sehr Song so vor sich hin. Düster ist die Musik nicht. Der Gesang orientiert sich klar am Black Metal, musikalisch stechen ansonsten doch viel folkloristische Elemente heraus. Die zweite Hälfte des Songs kommt quasi größtenteils ohne Gesang aus, was dort nochmals eine ganz eigene Stimmung entstehen lässt. Das Quartett verleiht dem Black Metal hier durchaus eine sehr eigene Note, eben durch den folkloristischen Einschlag. An sich ein Zug, durch den sie sich von anderen Gruppen abgrenzen, ohne jedoch unprofessionell zu klingen.

Mit dem zweiten Song, „Kosmisk Dvala“, zeigen die Musiker verstärkt ihre schwarzmetallischen Prägungen. Treibendere Beats, härterer Gesang, verstärkt Soundgebilde im Stil des Black Metal. An sich erstmal ein unspektakulärer Song, ganz typisch für dieses Genre. Der Gesang hat hier nun mehr Präsenz, und bricht immer wieder krächzend brüllend zwischen die Gitarren. Alles schön gelöst, jedoch nichts außergewöhnliches. Der Sound vom ersten Song ist hier ein wenig dem irgendwie immer wiederkehrenden „Standartklang“ des Black Metal gewichen, den man immer wieder anzutreffen glaubt. Schade.

Der dritte Song, „Úrdjupets Svärta“, bildet dann wieder einen Kontrast. Der Anfang ist wieder ziemlich lyrisch, fast besinnlich. Danach bricht die Band los, ein ziemlich wilder, schneller Beat jagt die Gitarren vor sich her. Auch wenn es pathetisch klingt, aber dieser Song atmet wirklich ein wenig der nordischen, rohen Natur. Wind, etwas Regen, die kühle Luft des Nordens. Im Vergleich zum vorherigen Song wird hier wirklich etwas vermittelt. Auch der Gesang unterscheidet sich hier tatsächlich vom herkömmlichen Black Metal, wird doch noch ein sphärischer Hintergrundgesang unter die eigentliche Singstimme gelegt. Ich tue mich mit Black Metal manchmal schon etwas schwer, einfach weil ich Probleme damit habe, die Bands zu differenzieren und ihre jeweiligen Eigenheiten und Ideen in den Songs zu entdecken. Aber das hier ist wirklich geil. Und das ist erst der Erstling dieser Band. Mal sehen, was da noch so kommt.

Abgeschlossen wird die Platte mit „Fornehm“. Der Gitarrist fängt an. Der Rest folgt, schreitend, ein Lied auf den wutverzerrten Lippen. Naja, ob wutverzerrt oder nicht, hier wird der Bereich „epischer Part des Albums“ abgearbeitet. Der Titel ist vermutlich nicht mal pur black, hier wird eher auf die rockige Spur zurückgegriffen. Das Tempo aus „Úrdjupets Svärta“ ist raus. Durchatmen und der Gitarre lauschen ist angesagt. Im Laufe des Songs wird teilweise auch mehr gefuddelt, als dass Ideen verarbeitet werden. Dieses herumreiten auf einem Riff gehört, laut Begleitschreiben, jedoch auch mit zum Konzept der Band. Nun gut. Im Jazz wird das interessanter gelöst. Wie die vorherigen Songs auch ist dieser auch eher überlang, aber das merkt man hier leider auch. Es zieht sich streckenweise doch etwas, bedingt durch bereits erwähntes Rifftöten. Anhören kann man es, die absoluten Neuerungen bleiben aber aus.

Insgesamt ist die Platte irgendwie sehr zweigeteilt. Interessante Vermischungen aus Black Metal und Folk meets bekanntes Gedresche aus dem Black Metal. Aus ersterem hätte ruhig  mehr drin sein dürfen. Das, was FORNHEM da bringen, ist nämlich wirklich der Aufmerksamkeit wert. Ob es gewollt ist, dass man so die beiden Einflüsse, Folk und Black Metal, besser hören kann, wird nicht ganz klar. Aber der erste und dritte Song zeigen ja, dass durch die Vermischung wirklich so etwas interessantes Neues entstehen kann. Daher wäre es schade, da nicht mehr daraus zu machen.

 

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Autorenbewertung

7
FORNHEM zeigen, dass man durchaus noch neue Ideen im Metal haben kann. Und dass man dabei Elemente miteinander verbinden kann, die einem auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt einfallen würden, die aber trotzdem sehr gut zueinander passen. Dabei kommen bei ihnen wirklich schöne Songs zustande, bei denen man immer wieder neue Details entdeckt. Trotzdem bleiben auf dem Album doch viele Stellen in irgendwie bekannten Gefilden, und bedienen eigentlich nur bereits vorhandene Elemente. Das ist schade, wird einem im Gegensatz dazu doch etwas so anderes präsentiert. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Jungs weiter an ihrer Musik arbeiten und die Idee dieser Vermischung weiter verfolgen.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ frische, neue Ideen
+ neue Hörerfahrungen
+ unerwartete Genre-Kombination

Nachteile

- Album bleibt dennoch oft hinter "Versprechungen"/Erwartungen zurück
- mehr Black Metal als Folk-Elemente
- Idee der Vermischung hätte sich mehr durchsetzen können

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