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Fränder – Langweiliges, traditionelles Folkgedudel?

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FRÄNDER – Fränder
Veröffentlichungsdatum: 05.11.2017
Dauer: 45:80 Minuten
Label: Clockwork Studio/Dugout Studio
Stil: Schwedisch Folk

Ist das noch Metal?

Als ich das Debut-Album von FRÄNDER bekommen habe, wurde mir etwas von düsterer Stimmung und Gitarren versprochen. Härteren Gitarren. Aber Fehlanzeige – hier gibt es nur Akustik-Gefiedel und dazu Flöten und Violinen. Oben drauf noch eine Sängerin mit klarer Stimme. Düster ist hier auch nichts. Kurzzeitig fragte ich mich, ob ich das richtige Album in der Hand hatte. Aber ja, es stand FRÄNDER drauf. Naja, dann hab ich es doch mal durch gehört. 

FRÄNDER ist ungefähr das, was man sich auf einem schwedischen Folksfest als Hintergrundmusik vorstellen kann. Mich erinnern sie sehr an FAUN, bloß dass hier nur schwedisch gesprochen wird. Ich mag die Sprache sehr, von daher – kein Problem. Aber wer hier Lyrics verstehen will, muss wohl den Übersetzer zücken. Die Platte beginnt sehr ruhig und bleibt es auch. Die Titel sind alle langsam, haben zwar stellenweise ein paar schnellere Parts, aber große Überraschungen gibt es hier nicht. Allerdings regnet es quasi Ohrwürmer. Beispielsweise „Vabadus“ ging mir durch den mehrstimmigen, eingängigen Refrain
ewig nicht aus dem Kopf.

Was macht FRÄNDER denn so toll, dass sie neun Punkte bekommen?

Ganz einfach: Der Hörer spürt, dass die Mitglieder aufeinander eingespielt sind, was eine einzigartige Harmonie mit sich bringt. Eingespielt in dem Sinne, da drei von ihnen Geschwister sind – sieht man nicht – hört man aber, finde ich. Die Leute sind sich vertraut und tragen das auch nach außen. Zum Beispiel im Instrumental-Stück „Isen som brast i skratt“ (was soviel bedeutet wie „Das Eis zerbricht in Lachen“) merkt man das sehr am Zusammenspiel der Instrumente. Was mich vor allem begeistert, ist die Vielzahl an Melodien, in denen alle Instrumente perfekt aufeinander abgestimmt sind, und dann dieses Taktgefühl ohne Drums – einfach genial. Wer selbst Musiker ist, wird wissen, dass das gar nicht so leicht ist. Und dann noch mehrstimmiger Gesang dazu. Kurz gesagt: FRÄNDER haben ordentlich was auf dem Kasten.

Ihre Vielfalt verdeutlichen sie auch im Titel „Gnistan„, wo sich die Band etwas orientalischer versucht. Und ja, das klappt auch! Wer sich ab und zu an die guten alten Zeiten bekannter Mittelalter- oder Folk-Bands zurück erinnert, oder Bands wie NEUN WELTEN mag, wird hier sehr glücklich. Die Songs bauen Spannung auf und erzählen ihre Geschichten. Aber ist das Metal? Definitiv nicht. Es ist Folk, nicht mehr und nicht weniger. Und verdammt nochmal nicht düster. Dieses Quartett bekommt es hin, dass irgendwie alle Titel positiv erscheinen. Ob der Gitarrist in Zukunft auch mal zur E-Gitarre greift, ein Schlagzeug dazu kommt oder sogar mal gegrowlt wird? Wer weiß. Notwendig ist es in meinen Augen aber nicht.

 

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Fränder

Autorenbewertung

9
Selten schaffen es Bands des traditionellen Folks so eine gute Atmosphäre aufzubauen und dabei auch qualitativ hochwertig zu sein. Die Aufnahmen sind super und die gute Laune der Musiker geht direkt mit ins Ohr. Auch, wenn ich mit komplett anderen Erwartungen an die Platte gegangen bin: FRÄNDER zeigen, was Musiktalent ausmacht.
ø 4.7 / 5 bei 5 Benutzerbewertungen
9 / 10 Punkten

Vorteile

+ harmonische, instrumentale Vielfalt
+ atmosphärischer Folk
+ hohe musikalische Professionalität

Nachteile

- klassischer schwedischer Folk - wer es nicht mag, wird hier nicht glücklich
- kein Metal, keine harten Gitarren, keine Growls
- ein paar düstere Titel würden der Band nicht schaden

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1 Kommentar

  1. 24. September 2018 bei 20:09 — Antworten

    […] ”What really excites me is the multitude of melodies, in which all instruments are perfectly m… […]

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