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FRETERNIA – Das Comeback des Jahres!?

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FRETERNIA – „The Gathering“

Veröffentlichungsdatum: 14.06.2019

Länge: 64:14 Min.

Label: Rock Of Angels Records (ROAR)

Genre: (Melodic) Power Metal

Power Metal der europäischen Spielart, weitläufig auch als Melodic/Symphonic Power Metal bekannt, genießt selbst unter Metal-Generalisten nicht durchgehend ein hohes Ansehen. Oft wird dieses Sub-Genre von Kritikern und Old-School-Heavy-Maniacs als zu gefühlsbetont, zu euphorisch, zu kitschig und/oder zu verspielt angeprangert mit der (gewagten) These, keinen richtigen Metal zu verkörpern. Freilich beruhen solche Äußerungen, welche ich nicht durchgängig teile, auf subjektivem Geschmacksempfinden. Ich besitze sogar persönlich keinerlei Hemmschwellen, mich als Fan des Melodic/Symphonic Power Metal zu outen.

Die neuen Leiden des alten (Melodic) Power Metals

Dennoch möchte ich andererseits ebenfalls eingestehen, dass ich dieses Sub-Genre in den letzten Jahren, aufgrund der kontinuirlichen Expansion durch zahlreiche Neugründungen mittel- bis unterklassiger Bands zwar nicht mit einer gänzlichen Trivialisierung, aber zumindest mit einem qualitativen Werteverfall konfrontiert sehe. Prioritär bedienen sich diese neuen Formationen traditionellen „Warrior“-Lyrics, in etwa im „Conan-der-Barbar-Stil“. Begleitet werden diese verbalen Ergüsse dann oft von modernen Heavy-Metal-Melodien und mäßig originell getakteten Solieinlagen. Die eigentliche Power, Eingängigkeit und das Mitreißpotenzial, welche(s) ich beim Hören dieser Musik erwarte, bleiben/bleibt dabei im Regelfall leider auf der Strecke.  Besonders aus Schweden, einem der Pionierländern dieser Strömung, sprossen etliche Bands im Verlauf des aktuellen Jahrzehntes wie Pilze aus dem Boden.

FRETERNIA, dessen neuestem Werk heute die Aufmerksamkeit im Rahmen dieser Rezensionen geschenkt wird, kommt ebenfalls aus dem bevölkerungsreichsten Staat Skandinaviens. Gegründet 1998 in der Stadt Borås, veröffentlichen sie nun nach 17 Jahren gähnender Leere mit „The Gathering“ ihr drittes Album. Wohlbekannt ist mir schon ihr Debütwerk „Warchants and Fairytales“. Im Jahr des Milleniumwechsels spielten sie noch melodiös fundierten Power Metal mit markanter Heavy-Prägung. Thematisch fand man sich, typisch für 2000er-Power-Metal-Veröffentlichungen, in verlassenen/verwunschenen Königreichen, Begegnungen mit Drachen bzw. Fabelwesen und kriegerischen Auseinandersetzungen wieder. Umso interessanter erscheint es mir, Kenntnis davon zu erlangen, mit welchen neuen Raffinessen die Schweden nun auftrumpfen oder eben nicht.

Kraft und Beständigkeit siegen über Ausschmückungswahn…

Mit einem einminütigem, fast neoklassizistisch kredenzten Intro wird der Hörer begrüßt. Die Streicherkombo erscheint im anschließenden Verbund mit trompetenartigen Blechbläsern als atmosphärisch bis erhaben. Sodann wird mit dem Titel  „Reborn“  ein wünschenswerter Power Metal-Openersongs dargeboten. Überzeugt wird hier mit prägnanter, eingängiger Melodik und stimmigen Soli-Hooks. Synthetische Einflüsse nehmen nicht die Überhand sondern fungieren als Ausschmückung des allgemein mitreißenden Soundkomplexes. Auch die Stimme des Sängers erscheint sebst im klaren Modus kraftvoll und dynamisch. Die Screams und Shouts ertönen nicht penetrant schief wie bei einer doch nicht zu untergrabenen Zahl an Genrekollegen. Einzelne Zeilen werden auch zum Ende hin als „Frage-Antwort Spiel“ zwischen dem Sänger und einem Chor vorgetragen. Allgemein finden weder mit symphonischen noch mit neoklassizistischen Anleihen Übertreibungen Einzug ins Gesamtklangbild des Tracks. Der energetisch-mettalische Sound steht derweil im Vordergrund.

Es sticht zwar der Hang zur prioritär europäischen Power-Metal-Spielart maßgeblich heraus, trotzdem ist die Musik sowohl vom Melodic Metal, als auch vom Heavy Metal geprägt. Symphonische Elemente gesellen sich regelmäßig dazu, sie nehmen aber, wie schon erläutert, eine untergeordnete Rolle ein.

…auch im Verlauf?

Im Intro des dritten Titels „Last Crusade“ wurden auch glocken- und später leicht cyberartige Keyboardeinlagen integriert. Die Melodieführung, mit welcher zwar nicht das Rad neu erfunden wurde, erweist sich auch hier abermals als kraftvoll, energisch und authentisch anstatt emotional überengagiert. Im Anschluss ertönt „The Escape“  schon etwas hymnisch, was für Abwechlung durch eine tragende Heavy-Attitüde (welche sie auch auf dem ersten Album schon praktizierten) sorgt. Gerade die hohen Screams am Ende intensivieren Diese weiterhin. In der Bridge kommen auch wieder Streicher zum Zuge. Titel 5 In Solitude“ besitzt eine abwechslungsreiche Grundarchitektur, auch durch den dichotomen Gesang (Screams und Shouts). Der Part in der Mitte gefällt mir dabei besonders. Die Streicher im Hintergrund halten die Epik am Laufen. Stellenweise hört man auch ein Spinett heraus, wodurch ein leichtes Fler alter RHAPSODY-Alben mitschwingt.

Auch die zweite Hälfte des Longplayers bleibt durch ausgepfeilte Melodien spannend. Im siebten Song „End of the Line“ sind auch wieder Streicher mit von der Partie. Den leicht märchenhaften Grundcharakter des Tracks möchte ich hier nicht untergraben, welcher trotzdem ausgereift und erwachsen anmutet. Der pointiert gemischte Chor und die Soloparts komplettieren das sehr gute Endresultat. Des Weiteren geht es in „Fading World“  zwischendrin sehr harsch zu. Abwechslungsreiche Zwischenparts rein instrumentaler Prägung, bestechen durch die Keyboardeinlagen und gefälliger Soli. Auch der elfte Titel „Dark Vision“ beispielsweise, wird mit Solis, Interludien und Choreinschüben unterfüttert, welche Spannung bringen.

Die Position von „The Gathering“ im Melodic-Power-Metal-Pool

Ich habe bereits herausgestellt, dass die Veröffentlichungen von FRETERNIA im Allgemeinen einen Verbund aus melodiösem Power Metal und unüberhörbarer Heavy-Metal-Schlagseite repräsentieren.

Fans von ausschließlich „zuckersirup-getränktem“ Melodic Power Metal á la POWER QUEST, DRAGONFORCE, FREEDOM CALL, TWILIGHT FORCE, BALFLARE oder KAMELOT werden wohl mit „The Gathering“ nicht zufrieden gestellt werden.

Wer dagegen mehr Wuchtigkeit und „truen“ Heavy-Drive in seinem Power Metal sucht, dem kann ich doch eine ganze Reihe an adäquaten Anspieltipps unterbreiten. Versucht es doch am Besten mit den folgenden Gruppen: DRAGONHEART (BRA), FIREFORCE, MAJESTY, LONEWOLF, VISIGOTH, BREITENHOLD, STARGAZERY, RUNELORD, HAMMER KING, STORMWARRIOR, REBELLION (GER), WIZARD (GER), ETERNAL CHAMPION, BLOODBOUND oder PERSUADER.

Einen ähnlichen Spagat zwischen Melodic Power und Heavy Metal schaffen wie FRETERNIA dagegen unter Anderem diese Bands: DRAGONLAND, NOCTURNAL RITES, DARK MOOR, FIREWIND, EVERTALE, IRON FIRE (teilweise auch mit Thrash-Note), GAIA EPICUS, WISDOM (HUN) und MAGIC KINGDOM. Besonders bei Letzteren sind, nachdem ich mal in ihr Album „Symphony of War“ reingehört habe, deutliche Parallelen zu FRETERNIA zu erkennen.

Meine Proklamation: Nicht über Power Metal herziehen, sondern sich differenzierter mit diesem unterschätzten Sub-Genre auseinandersetzen, um besser die Spreu vom Weizen trennen zu können!

Autorenbewertung

9
Der lange Leerlauf sei dem schwedischen Quintett bei der abgelieferten Leistung vergönnt. Ein durchaus herzblütiger Melodic Power-Heavy-Hybrid mit einem typisch epischen Coverart findet hier Einzug in meine Sammlung. Besonders die Melodieführung besticht durch Eingängigkeit. Qualität und Originalität sind in diesem Sub-Genre nicht immer verständlich, sodass einige Neulinge im Terrain vielleicht einen neuen Wegweiser gefunden haben.
ø 4.7 / 5 bei 3 Benutzerbewertungen
9 / 10 Punkten

Vorteile

+ eingängige Melodien
+ kraftvolle Vocals (Varianz durch Shouts und Screams)
+ Synths und Streicher wurden bedacht eingesetzt
+ auch die Solis überzeugen

Nachteile

- vielleicht hätten mehr Interludien als separate Songs oder Rhapsodenlesungen das Gesamtkunstwerk noch perfektioniert

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