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Frozen Crown + Fellowship + Lutharo im Colos-Saal Aschaffenburg

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Colos-Saal Aschaffenburg

Bei schönstem Frühlingswetter habe ich mich auf den Weg nach Aschaffenburg gemacht. Ich habe mal wieder vergessen, mein Deutschlandticket rechtzeitig zu kündigen, und habe mich dementsprechend für die Regionalbahn, beziehungsweise den Main-Spessart-Express, entschieden. Positiv gedacht: so konnte ich die landschaftliche Schönheit Unterfrankens und des Spessart bei niedriger Geschwindigkeit noch intensiver genießen.
Kaum habe ich mich mit Backwaren eingedeckt, um gemütlich im Park zu essen, fängt es an zu regnen. Der April ist für seinen Humor bekannt.
Der Einlass im Colos-Saal war an diesem Tag ab 18 Uhr angesetzt. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und die Halle wird schon zu Beginn gut gefüllt. Alterstechnisch ist das Publikum bunt gemischt. Die Ferien haben auch Familien mit Kindern angelockt, und die ältesten anwesenden Metalfans haben bestimmt schon die achtzig überschritten. Es bilden sich im Saal schnell drei Trauben: eine vor der Bühne, eine an der Bar, und eine am reich gefüllten Merch-Stand.

Merch von Lutharo, The Fellowship, und Frozen Crown (v.l.n.r.)

LUTHARO

Kurz nach 19 Uhr liefen LUTHARO aus Hamilton, Ontario zum pompösen Intro „Gates Of Enchantment“ von ihrem Album „Chasing Euphoria“ auf die Bühne, und legten direkt darauf mit dem Titel „Reaper’s Call“ mächtig los. Ich hatte mich zuvor gefragt, ob der Mix aus Thrash und Melodic Death Metal bei einem Publikum, das vor allem auf Heavy und Power Metal eingestimmt ist, gut ankommen würde. Das tat er! Abgesehen von leichten Schwächen im Mix, vor allem beim Gesang wurde hier eine dreiviertelstündige Abrissparty zum Besten gegeben. In Fünferbesetzung rasten und galoppierten LUTHARO durch die Manege, während sie gekonnte Bögen zwischen brachialen Gewittern und melodischen Passagen spannten. Dabei konzentrierte sich die Band nicht nur auf Songs von ihrem Album, das vor etwas mehr als einem Jahr erschien, sondern packten auch ältere Songs aus der Bandgeschichte ins Programm. Sowohl auf der Bühne als auch davor waren Spaß und Bewegung allgegenwärtig.

FELLOWSHIP

Die Gefährten aus dem englischen Harwich waren als nächstes dran, und sie hatten etwas zu feiern, denn Gitarrist Bradley Wosko hatte am Vortag Geburtstag. Selbstverständlich sang das Publikum ihm ein kleines Ständchen. Die Band war bei dieser Show mit Ersatz-Schlagzeuger auf der Bühne und entführte den Colos-Saal etwa vierzig Minuten lang in fantastische Welten. Die mittelalterlichen Kostüme waren das bunteste, was man an diesem Abend auf der Bühne sehen sollte, und wenn LUTHARO schon wie Gummibälle über die Bühne gesprungen sind, dann waren FELLOWSHIP wohl die Gummibärenbande. Besonders Bradley fiel durch seine vielen eleganten Pirouetten auf, mit denen er über die Bühne kreiselte, wenn er nicht gerade ein Hochgeschwindigkeits-Gitarrensolo mit eindeutigem Barock-Einfluss zum Besten gab. Das Publikum frohlockte und das Double Bass-Gewitter wütete unentwegt.

FROZEN CROWN

Um ein Haar hätte der Auftritt von FROZEN CROWN ganz anders aussehen können als geplant, denn noch am Morgen des Konzerts war Sängerin Giada Etro im Krankenhaus. Die Band hat sich also schon ein Notfall-Set zurechtgelegt, mit dem sie dennoch eine gute Darbietung abliefern könnten, doch letzten Endes wendete sich alles zum Guten, und Giada schaffte es pünktlich in den Colos-Saal. Im Gründungsjahr der Band (2017) spielten FROZEN CROWN in der selben Venue als Support für ELVENKING; nun sind sie auf ihrer ersten Headliner Tour zurückgekehrt. Und dass sie es genossen, konnte man ihnen von der ersten bis zur letzten Minute anmerken. Wie eine Magierin hatte Giada den Rest der Band, das Publikum, und jedes Element im Umkreis von einem Kilometer in ihrer Macht. Kunstvoll lehnten sich FROZEN CROWN in die Ventilatoren und ließen ihre Haare flattern, während die Blastbeats vom Schlagzeug den Vollgas-Power Metal nach vorne drückten. Zum Set gehörte auch die Ballade „Ice Dragon“, die FROZEN CROWN ihrem viel zu früh verstorbenen Freund Robert widmeten, und natürlich wurde viel vom aktuellen Album „War Hearts“ gespielt. Nach fünfundsiebzig Minuten verließ die Band die Bühne; nur der Schlagzeuger spielte – größtenteils im Stehen – zum Sample mit. Die darauffolgende Zugabe beendete einen wirklich schönen und abwechslungsreichen Heavy Metal Dienstag.

Bis bald

Es war erst mein dritter Abend im Colos-Saal, aber ich war jedes Mal rundum begeistert. Das Personal war freundlich und kompetent, Sound und Licht sind ausgezeichnet, und der Saal bietet viele Möglichkeiten, aus verschiedenen Perspektiven das Konzert ganzheitlich zu erleben. Ich komme gerne bald wieder.

Mein musikalisches Highlight an diesem Abend waren ganz klar LUTHARO, und es hat mich sehr gefreut, dass die Band live hält, was sie auf Platte verspricht. Der Vivaldi-meets-Rick-Astley-auf-Blastbeats Power Metal von FELLOWSHIP war jetzt musikalisch so gar nicht mein Ding, aber ich hatte dennoch viel Freude an der bizarren Fantasy Show, und FROZEN CROWN haben mich wirklich positiv überrascht, nachdem mich ihre Studioaufnahmen nicht gänzlich überzeugt hatten. Irgendwo zwischen IRON MAIDEN in den frühen 2000ern, Spuren aus Italo Rock und Hochgeschwindigkeitsraserei hat mich die Band aus Milano dann doch noch abgeholt. Was ich leider gar nicht nachvollziehen konnte, waren die Preise am Merchandise-Stand. Bei Shirts zwischen 30 und 45€ und Schallplatten für 40€ habe ich dann doch gerne verzichtet.

Homepage des Colos-Saal
Homepage von FROZEN CROWN
Bandcamp Profil von FELLOWSHIP
Homepage von LUTHARO


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