Geschafft – VERSENGOLD endlich im Stadion

… zumindest für 650 Zuschauer.

Es ist wieder soweit: Konzerte, und dann auch noch Indoor! Also die typische Sommerkonzert Klamotte rausgeholt: Kurze Hose, VERSENGOLD-T-Shirt und ein Hemd. Natürlich alles in Schwarz.

Denn – ihr mögt es schon erraten haben – es steht ein VERSENGOLD-Konzert aus dem Mai 2021 unter dem Motto Re/Start in der Barclaycard Arena in Hamburg an. Das heißt: 650 Gäste in einer Arena, die eigentlich um die 16.000 Leute fasst. Und so fühlt es sich dann auch an, als meine Frau und ich mit dem Auto auf dem fast leeren Parkplatz auf der Rückseite der Arena ankommen. Auch der Weg zum Eingang fühlt sich seltsam an. Normalerweise ist man es zu Veranstaltungen ja gewohnt, dass dort Menschenmassen um die Halle herum stehen, aber heute? Gar nichts. Auch die Eingänge sind fast leer. Auf dem Platz zwischen der Barclaycard Arena und dem Volksparkstadion sind auch nur 10 Leute in drei Gruppen zu sehen.

Einlass mit Hindernissen

Wir kommen also zum ersten Eingang und werden vom dortigen Ordner direkt erstmal zum zweiten Eingang geschickt. Denn das ist die Unterteilung: Eingang oben ist für die Plätze auf den Rängen und der Eingang darunter für den Innenraum. Leider ist das nicht gut ausgeschildert. Die Anmeldung mit der Eventim App gestaltet sich leider auch etwas kompliziert. Hier treffen die Unübersichtlichkeit der App auf dem kleinen Bildschirm auf nervöse Nutzer. Nervös sind wir, wahrscheinlich, weil man in Zeiten von Corona keinen Stau verursachen will. 

Screenshot aus der EVENTIM (c) App

Als nächstes geht es durch die Kontrolle, alles wie gewohnt. Und in der Arena kurz vorm Eingang zum Infield weist uns eine der Ordnerinnen nochmal drauf hin, dass wir die ganze Zeit die Maske tragen müssen. Leider kann sie uns nicht sagen, ob wir während des Konzertes stehen dürfen oder die ganze Zeit sitzen müssen. Hier gibt es also Potential zur Nachbesserung. Und schon wird es richtig tricky, denn hier zeigt sich meiner Meinung nach eine der Schwächen des Konzepts. Es ist nicht wirklich ersichtlich, wonach die Reihen sortiert werden, die ausweisenden Schilder sind ein wenig klein und die Reihen etwas seltsam sortiert. Das sorgt auch bei vielen Gästen für Verwirrung, sodass wir einmal angesprochen werden, ob wir eventuell auf den Plätzen von jemand anderem sitzen.

Auch hier ist durchaus Verbesserungspotential vorhanden. Ich würde den Veranstalter zu gern fragen, was der Gedanke bei dieser Einteilung war. Aber egal, schnell noch Verpflegung holen, und dann geht es auch schon los.

Lights off – Show on!

Es ist 20:30 und das Publikum fängt an zu klatschen, um die Band auf die Bühne zu beschwören. Mir kommen die Tränen vor Freude. Das Licht geht aus, das Intro beginnt. Als ich hier und da sehe, dass einige Leute, auch in Ordner-Nähe, stehen, tun meine Frau und ich es ihnen gleich. Das bewirkt, dass plötzlich alle um uns herum aufstehen. Ein geiles Gefühl, stehende und klatschende Menschen um einen zu haben! Das Intro geht dann direkt in die Melodie von „Durch den Sturm“ über und der Sänger von VERSENGOLD, Malte Hoyer, begrüßt wie üblich das Publikum, was dann auch den Rest zum Aufstehen animiert. Die Stimmung ist perfekt, alle fangen an, vor Freude lauthals zu schreien und zu klatschen.

Gesanglich wird die Band tatkräftig unterstützt, nämlich von einem ca. 600 Personen starken, überaus textsicheren Publikum. Weiter geht es mit „Sang und Klanglos“, „Verliebt in eine Insel“ und dem „Thekenmädchen“. Letzteres natürlich nicht ohne die Einleitung, dass man dieses Lied all den Wirten und Thekenkräften widme, die in der Pandemie um ihre Jobs und Gewerbe zittern müssen. Außerdem wird mit dem Publikum natürlich der Refrain und die dazugehörige Fingerbewegung geübt. Malte bedankt sich dann beim Publikum, weil Hamburg wie immer schön laut sei. Das kann ich bestätigen!

Altes, Neues und eine Ankündigung

Nach dem Song verliert Malte noch ein Paar Worte zum neuen Album „Was kost die Welt“, welches 2022 erscheinen soll. Daraufhin greift Saitenhexer Dan ein und meint, dass er das anders sagen müsse, denn 2022 klinge zu weit weg.

„Sag Januar, dann ist morgen Weihnachten und dann kommt Silvester. Frohes Neues.“

Es folgt natürlich Gelächter bei Band und Publikum und direkt im Anschluss der Song „Die Wilde Jagd“ von kommenden Album. Für den gibt es sogar schon ein Video.

Der Sound ist zumindest bei uns ihn der Mitte sehr gut, mit etwas Hall, aber das trübt den Spaß nicht. Auch Lichttechnisch machen die Techniker wieder alles richtig, passend zum Song ist alles dunkel und in kalten Blautönen gehalten. Für den nächsten Song, „Der Tag an dem die Götter sich betranken“, fordert Flo das Publikum auf, mit ihm zu springen. Na, das machen wir doch direkt! Der Song geht fast nahtlos in „Solange jemand Geige spielt“ über, und auch hier weiß die Band alle mitzureißen. Da ist der Spaß vorprogrammiert, wenn sich ein Teil des Publikums zum Refrain im Kreis dreht.

Jetzt kommt ein seltsam bedrückender Moment, denn Malte kündigt den Titel „Winterflut 1717“ an und erklärt, wer der im Lied besungene „Cord“ war, nämlich ein alter Seemann, der die Leute damals vor der Flut warnen wollte. Der Song ist textlich und melodiös auch so schon beklemmend. Wenn man dann aber an die Flut in Deutschland vor wenigen Wochen zurückdenkt, wird dieses Gefühl noch gesteigert. Auch hier ist auf der Bühne wieder alles in kaltem Blau gehalten.

In eigener Sache

Malte erzählt uns jetzt ein wenig zur aktuellen Situation der Band in der Pandemie, wie seltsam dass auch für die Band sei, dass man sich auf Konzerte freue und diese dann doch absagen müsse. Deshalb seien sie als Band dazu übergegangen, nicht weiter als ein bis zwei Monate in die Zukunft zu planen. Was dann zu- oder abgesagt wird, sei dann eben so. Wenn man denn doch noch auftritt, heißt es einfach „Party Hard!“

Aber so hat jeder seine Methoden, um mit den Situationen in der Pandemie umzugehen. Passend zum Gesagten und dem wilden Feiern, wird „Lichterloh“ gespielt, gefolgt von dem Titeltrack des neuen Albums „Was kost die Welt“. Natürlich erklärt Malte auch hier wieder, wo der Songtitel seine Inspiration fand, nämlich einem Klohäuschen, wo er genau so in die Wand geritzt stand.

Zuerst kriege ich es nicht ganz mit, denn der Song „Haut mir kein‘ Stein“ treibt mir immer die Tränen in die Augen, aber dann macht meine Frau mich darauf aufmerksam: Viele der Gäste halten ihre Handys als Feuerzeug-Ersatz in die Luft und erzeugen so ein Lichtermeer. Das habe ich bisher auf keinem VERSENGOLD-Konzert erlebt, finde es aber sehr schön, wenn solch „neue“ Dinge in alte Songs integriert werden. Weiter geht es dann mit „Feuergeist“, „Biikebrennen“, „Hoch die Krüge“ und „Braune Pfeifen“.

Besuch vom bandeigenen „Superstar“

Dann stellen VERSENGOLD ihren dritten Song vom neuen Album vor. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann heißt er „Bella Ciao mit mir in die Sterne“, genau wissen wir das wohl erst zum geplanten Albumrelease am 28.01.2022.  Auch ein Video zu dem Song kündigt Malte an. Das Lied ist gewohnt lustig und befasst sich auf die typische Bandart mit den verschiedenen Arten von Horoskopen, die es auf der Welt gibt. Und jetzt ist es endlich soweit, es kommt der Song, auf den ich gewartet habe: „Butter bei die Fische“. Denn bei diesem zieht sich der Bassist Eike Otten nach der zweiten Strophe immer hinter die Bühne zurück, um Platz für sein Alter Ego PURPLE OTTEN zu machen. Dieser Teil der Show gehört einfach dazu und das Publikum hat sichtbaren Spaß daran, mit diesem einmaligen Superstar ein wenig auszurasten.

Zum Schluss spielen sie noch einen schönen, alten VERSENGOLD Klassiker: „Ich und ein Fass voller Wein“. Das Publikum rastet aus und verhindert so die von der Band erbetene Ruhe, damit der Geiger Florian Janoske auf der Mandoline das Intro zum Song spielen kann. Malte nutzt das aus, um seinen Bandkollegen etwas zu necken:

„Flo, haben wir es bald?“

Alles lacht und klatscht. Hamburg ist laut, schon vergessen? Dann wird es ruhig und Flo kann endlich sein Intro spielen. Auch bei diesem Klassiker ist das Publikum textsicher wie eh und je, wenn es den Refrain ganz alleine singen muss. Ganz zum Schluss bedankt sich Malte im Namen der Band beim Veranstalter, der den Mut hatte, diese Konzertreihe ins Leben zu rufen und ihnen damit die Chance gegeben hat, in einem Lineup mit Bands wie MADSEN, SELIG und THEES UHLMANN zu spielen. Und auch bei uns Gästen bedankt er sich noch einmal, dass wir den Mut hatten, uns in dieser schweren Situation die Karten zu kaufen.

Ein gelungener Abschluss und Balsam für die Seele

Es folgt der „Abgesang“ und das Konzert ist beendet. Es war einfach ein geiler Abend. Auch wenn die Pandemie mehrfach thematisiert wurde, war sie für mich nicht so präsent. Meine Frau und ich konnten singen, springen, uns drehen und ich headbangen. Die Batterien sind wieder geladen, danke dafür!


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